Die Filme Zwischen Welten und Lone Survivor handeln von Truppeneinsätzen in Afghanistan. Dass sie unterschiedlicher kaum sein könnten, ist trotzdem eine banale Beobachtung. Feo Aladags Ambition, in Zwischen Welten Krieg als komplexe Angelegenheit zu zeigen, in der die Menschen auf allen Seiten sich nur fatalistisch verheddern können, ist so löblich, wie sie konform geht mit den Bedingungen deutscher Filmförderung.
Peter Bergs Ziel ist ebenfalls ambivalent: Lone Survivor beruht auf dem Bericht eines US-Soldaten, den der Film möglichst authentisch umsetzen will. Zugleich muss er die Erwartungen der Industrie erfüllen, die sich actiongeladene Unterhaltung mit patriotischer Grundnote verspricht.
Wie unterschiedlich beide Filme auf ihre jeweiligen Soldaten schauen, ist fast grotesk: Die Bundeswehr, die Aladag rund um ihren Protagonisten (Ronald Zehrfeld) zeigt, ist eine Bürokrateninstitution, in der alle sich um einen sachlich-höflichen Ton bemühen und in Uniformen herumlaufen, die offensichtlich Unwohlsein bereiten.
Bedrohliche Horden
Dagegen besitzen die Soldaten bei Peter Berg eine geradezu erschreckende physische Präsenz. Der Film beginnt mit Szenen, die hartes Training am nächtlichen Pazifikstrand zeigen. Daraufhin werden in betont lockerem Ton die späteren Protagonisten vorgestellt, im gepflegten Zynismus derer, die das Hartsein kultivieren. Wo in Zwischen Welten die Figuren aus ihrem Gewissen und ihren inneren Konflikten heraus agieren – und damit der Krieg als primär psychologische Angelegenheit erscheint –, handelt Lone Survivor in erster Linie von Körpern, besser gesagt von einem Körper: dem ungeheuer fitten und ungeheuer leidensfähigen des Navy-SEALs.
Mit der einheimischen Bevölkerung verfährt Lone Survivor in der groben Weise des Kriegsfilms: Es gibt die bedrohliche Horde der Turbanträger, die sich zusammenrotten und in unverständlichen Zungen Böses planen. Später tauchen Kinder und Zivilisten auf, die stolz dreinblicken und alte Traditionen wie Gastfreundschaft pflegen. Keiner der „Fremden“ bekommt hier genug zu tun, um auch nur den Status des Nebendarstellers zu erfüllen. Wohingegen bei Aladag der junge afghanische Übersetzer Tarik (Mohsin Ahmady) und seine Ingenieurs-Schwester Nala (Saida Barmaki) mit ihrer Problemlage das Zentrum und auch das Herz des Filmes bilden.
Der ungerechte Vergleich kommt also schnell zu dem Schluss, dass Zwischen Welten zweifellos der Film mit den besseren Absichten ist, darum bemüht, das Publikum auch für die „andere“ Seite zu interessieren. Trotzdem ist Lone Survivor der interessantere Film. Nicht nur wegen der großartig nonchalanten Schauspieler (Eric Bana, Ben Foster, Taylor Kitsch, Emile Hirsch und Mark Wahlberg). Und nicht wegen der detailverliebten Tontechnik und präzisen Schnittchoreografie.
Sondern weil seine Geschichte keine konstruierte, sondern eine erlebte ist. Das heißt nicht, dass Berg oder schon der Autor der Vorlage, Marcus Luttrell, das Geschehen genau so wiedergäben, wie es passiert ist. Aber der moralische Konflikt, vor den sich Luttrell gestellt sah und von dem er glaubt, ihn falsch entschieden zu haben (Darf man im Krieg Unschuldige umbringen, damit sie einen nicht verraten?), wirkt gegenüber dem Fatalismus der Umstände in Zwischen Welten grässlich und fesselnd konkret.
Lone Survivor Peter Berg USA 2013, 121 Min. Zwischen Welten Feo Aladag D 2013, 108 Min.
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