Erst befeuert, dann verbrannt

Russland In „Secondhand-Zeit“ zeichnet die Friedenspreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ein beklemmendes Bild der post-sowjetischen Gesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2013
Moskau 2013, ein Stalin mit Mobiltelefon, ob er wohl gerade Ölgeschäfte tätigt?
Moskau 2013, ein Stalin mit Mobiltelefon, ob er wohl gerade Ölgeschäfte tätigt?

Foto: Vasily Maximov/AFP /Getty Images

Immer wieder geht es um die Wurst. In der Sowjetunion war sie ein heiß begehrtes Gut: „Gab es mal Wurst zu kaufen, war sie im Nu weg.“ Die Wurst war aber zugleich mehr als ein Gut: „Wer im Laden aus hundert Wurstsorten auswählen kann, ist freier als jemand, der nur aus zehn Sorten auswählt“. In dem, was die Menschen, die Swetlana Alexijewitsch in ihrem Buch zu Wort kommen lässt, zum Thema Wurst sagen, findet sich die Geschichte der Sowjetunion und ihres Untergangs verdichtet. Oder, wenn das nicht so abgegriffen klänge: verwurstet. Wobei abgegriffen vielleicht gar kein schlechter Modus ist für ein Buch, das sich Secondhand-Zeit nennt.

Die Sowjet-Wurst, die „graue Wurst für zwei Rubel zwanzig Kopeken“, zeichnete sich also