Reisen bildet, heißt es. Ich war drei Wochen verreist und fühle mich regelrecht verbildet. Denn das neu Gelernte hat bedauerlicherweise einiges an altem Wissen einfach verdrängt. Da gab es zum Beispiel diese eine Videocassette, darauf ein Film, der noch besprochen werden muss. Ich wusste schon vor meiner Abreise, dass ich sie unmittelbar nach meiner Rückkehr brauchen werde und habe sie deshalb an einen ganz bestimmten Ort gelegt, an einen, von dem ich annahm, dass ich sie dort ohne viel Suchen auch drei Wochen später noch finden würde. Nur fand ich sie dort nicht. Beziehungsweise: ich wusste nicht mehr, wohin ich sie gelegt hatte in der Überlegung, sie dorthin zu legen, wo ich sie auch ganz bestimmt wieder finden würde. Wo war er, der Ort, von dem ich drei Wochen zuvor angenommen hatte, ich würde dort ganz ohne Suche sozusagen einfach über die Cassette stolpern? Drei Tage lang durchsuchte ich sämtliche Schubladen und Regale - vergebens. Am vierten Tag schließlich, ich hatte jede Hoffnung aufgegeben, fand ich die Cassette schließlich zufällig. Sie lag dort, wo ich sie zuletzt vermutet hätte. Sie lag, ich traue es mich kaum zu erzählen, an gar keinem besonderen Ort, sondern dort, wo auch meine anderen Videocassetten liegen. So viel Scharfsinn habe ich mir selbst vor meiner Abreise gar nicht zugetraut ... Angeregte Freitag-Lektüre wünscht Schlussredakteurin
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