der Freitag: Asylant oder Asylsuchender, Flüchtling oder Geflüchteter – wie nenne ich die Menschen korrekt, die zu uns kommen?
Jannis Androutsopoulos: Erstmal sind es unterschiedliche Begriffe, die Menschen bezeichnen, die um Asyl ansuchen bzw. Menschen die auf der Flucht sind. In zweiter Linie aber geht es bei der Verwendung dieser Begriffe um Nähe und Distanz. Um politische Positionierung und Gegenpositionierung. Dabei kam es im Diskurs im letzten halben Jahr zu Bedeutungsunterschieden und -veränderungen. Am besten sieht man das an dem Beispiel „Geflüchteter“: Eine Neubildung um sich politisch abzugrenzen. Das Bedürfnis kam aus dem politischen Diskurs heraus, dass man eine Alternative findet. Da „Flüchtling“, das weit vorherrschende Wort, auf distanzierende Art und Weise verwendet wird und oft mit Naturmetaphern wie „Flut“ oder „Welle“ einhergeht, gab es den Bedarf zu einer Gegenposition. Inhaltlich und bei der Wortwahl. Die Neubildung „Geflüchteter“ ist Ausdruck dieser Gegenposition, signalisiert Solidarisierung und Sympathie.
Zur Person
Prof. Dr. Jannis Androutsopoulos, Jahrgang 1967, ist Direktor des Instituts für Germanistik der Universität Hamburg. Er forscht auf dem Gebiet der Medienlinguistik
Was für Affekte rufen diese Naturmetaphern hervor?
Diese Begriffe legen nahe, dass die Migrationsbewegungen für die Einheimischen eine Gefahr sind, gegen die man ankämpfen muss, gegen die man was unternehmen muss.
Mit Begriffen wird also Politik gemacht?
Ja. Letztendlich sind die Begriffe, die wir verwenden, niemals einfach neutrale Worte. Sie sind immer auch Momente in einem diskursiven Machtgefüge und bringen gesellschaftliche Machtverhältnisse zum Ausdruck. Im journalistischen Sprachgebrauch werden beide Begriffe verwendet, dabei ist ein Zusammenhang zur politischen Positionierung der Einzelmedien erkennbar: während z.B. die Tageszeitung von Geflüchteten oder Asylsuchenden spricht, verwendet die Springer-Presse eher Asylant oder Flüchtling.
Sie sprechen von Unterschieden bei der politischen Ausrichtung eines Blattes. Unterscheiden sich auch Boulevardpresse und seriöseren Zeitungen in den Begriffen, die sie verwenden?
Es gibt auf jeden Fall Unterschiede. Die Boulevardpresse verwendet mehr gewaltsame Metaphern, da diese mehr emotionalisieren, direkte Affekte hervorrufen. Das ist ein Mittel journalistischer Taktik und nicht politische Einstellung, eine Marktstrategie.
Wie hat sich der Mediendiskurs seit letztem Sommer gewandelt?
Ich habe gesehen, dass die Journalisten in den letzten sechs Monaten sensibilisiert wurden, was den Umgang mit solchen Begrifflichkeiten angeht. Das Gespür für feine Unterschiede im Wortgebrauch ist gestiegen. Zwar ist nicht zu erkennen, dass diese Art Metaphern inzwischen weniger verwendet werden. Aber jetzt hat man sich über die Wirkung Gedanken gemacht.
Kann ich die Menge der Zuwanderer auch ohne Metapher beschreiben?
Wir sind da sehr eingeschränkt, weil unsere Sprache insgesamt metaphorisch geprägt ist. Wir verwenden zahlreiche Metaphern ohne Nachzudenken. Es müssen Ausdrucksweisen gefunden werden, die nicht explizit eine Gefahr beinhalten. Flüchtlingsstrom wäre für mich eine Alternative, zwar auch eine Metapher, aber von einem Strom geht nicht die Gefahr aus, wie etwa von einer Welle oder Flut. Ein Strom hat nichts mitreißendes, sonder kann auch ruhig dahinplätschern und macht keine Verteidigungsnot geltend. Fluchtbewegung wäre eine andere Option, klingt aber vielleicht zu philologisch.
Haben Journalisten eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung den Lesern gegenüber?
Der Sprachgebrauch in den Medien hat Vorbildcharakter und wird oft in den normalen Sprachgebrauch übernommen. Da müssen sich Journalisten ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein. Medien bieten verschiedene Möglichkeiten an, über eine Sache in einer bestimmten Art und Weise zu sprechen. Aber es liegt immer an den Menschen selbst, wie sie damit umgehen, deshalb stimmt es nicht, dass Menschen von den Medien vorgeschrieben wird, wie sie zu denken haben. Menschen sollten verantwortungsbewusst sein und sind keine Maschinen, die ausspucken was man oben reinwirft.
Aber die Medien sagen uns doch zumindest, worüber wir nachdenken.
Ja. Das ist das sogenannte Agenda-Setting. Das besteht aus zwei Teilen: der Themenauswahl und der Themenpräsentation in Sprache und Bildern. Es gibt immer eine Selektion, welche Beiträge erscheinen einerseits (neuerdings wurde die ARD dafür kritisiert, dass eine Umfrage über Angst vor Ausländern zu einem bestimmten Zeitpunkt veröffentlicht wurde) und wie sie erscheinen. Das heißt konkret: In welchem Rahmen erscheint ein Artikel über Geflüchtete? Neuerdings habe ich in der Online-Ausgabe der Welt gesehen, dass direkt unter einem Artikel über Flüchtlinge in Deutschland ein Beitrag über Kriminalitätsstatistiken von Ausländern und ein „Wir-schaffen-das-nicht“-Kommentar standen. Da entsteht beim Betrachten doch unterbewusst ein Zusammenhang: Flüchtlinge sind gleich Gefahr. Ein anderer Aspekt sind die Bilder, die Medienbeiträge begleiten: Wenn in Beiträgen über Flüchtlinge immer wieder Frauen mit Kopftuch oder Gruppen junger Männer abgebildet werden, werden Geflüchtete auf bestimmte Weisen gesellschaftlich eingeordnet. In der Forschung legen wir daher besondere Aufmerksamkeit auf Formen der Kollektivierung und Individualisierung in der Berichterstattung. Werden Flüchtlinge als gesichtslose Masse oder als Individuen dargestellt? Nach den Ereignissen in Köln wurden Flüchtlinge vielfach kollektiv beschuldigt. Andererseits gab es etwa in der „Zeit“ einen Beitrag, der individuelle Flüchtlinge zu diesen Ereignissen befragt, was die einzelnen Menschen sichtbar macht und die Kollektivierung entschärft.
Aber ist Kollektivierung per se schlecht?
Erst durch die Kollektivierung kommt es zu Stereotypenbildung, über „typische Ausländer“ und „typische Deutsche“. Und das fördert letztlich gesellschaftliche Polarisierung.
Wie können Politiker durch ihre Wortwahl die Medien beeinflussen – indem sie etwa Begriffe wie Obergrenze oder Grenzzaun vermeiden?
Unerwünschte Begriffe werden vermieden, weil man so hofft, einen Anschlussdiskurs darüber in den Medien zu vermeiden. Rezipienten müssen darauf aber nicht reinfallen. Ich glaube, die Bürger können solche von Politikern verwendeten Begriffe heute ein Stück weit durchschauen.
Kommentare 7
Und sehr viel interessanter als Maschinen, wie das spannende Interview zeigt:
"Aber die Medien sagen uns doch zumindest, worüber wir nachdenken.
Ja. Das ist das sogenannte Agenda-Setting. Das besteht aus zwei Teilen: der Themenauswahl und der Themenpräsentation in Sprache und Bildern."
Journalisten haben eine Verantwortung ihren Lesern gegenüber! Gerade das schnelle Alltagslesen oder -hören der Medien dirigiert das Denken, und zwar (das unterstelle ich, oft bewußt) von Autoren, die den ethischen Umgang mit der eigenen Formulierung ihrer Aussage gelernt haben. Das Denken anregen ist etwas anderes als das Denken gezielt zu steuern.
Wenn z.B. "Die Zeit" in der Titelinformation den demokratischen Bewerber Sander für die Präsidentenkanditatur als "Sozialisten" tituliert den Lesern vorstellt, ist das ein Agenda-Setting, erst recht, wenn im Thema keine Erläuterung folgt.
" Hillary Clinton : Erst Barack, jetzt Bernie Verhagelt diesmal ein 74-jähriger Sozialist der Favoritin Hillary Clinton die Präsidentschaftskandidatur? Eindrücke vom Wahlkampf in Iowa Von Kerstin Kohlenberg 11. Februar 2016 "
Die Zeit war einmal eine der angesehensten Zeitungen!
Gezielt gesteuert wird auch mit dem Begriff "Flüchtlinge", weil die Menschen gar nicht "flüchten", sondern aus vielerlei Gründen Vertriebene sind. Diese Formulierung liest man nie.
Heimatvertriebene, Wirtschaftsvertriebene etc. Das wäre dann das falsche Agenda-Setting und würde nicht nur unbequeme Erklärungen und Diskussionen verursachen.
Auf die bestimmt wie gewohnt spannende Diskussion freue ich mich.
Das a priori einer "an allem Schuld" seienden Medien, den Gegnern von konkret vorliegenden und nachgewiesenen Informationsunterdrückung und -vorenthaltung oder -verzerrung, abstrakt untergeschoben als Vorwurf an einen imaginierten Gesamtgegner (als gäbe es eine abstrakte Gesamtmenge, die diesen Vorwurf äusserte), ist schon nicht nur Teilmenge der Vorwürfe an die Teilmengen der Medien, die nicht informieren sondern formieren wollen, es kann sogar noch als Strategie gewertet werden im kritischen Diskurs gar nicht Teilnehmer zu sein, quasi ausserhalb (und leicht erhöht) mit Überblick zu stehen. In der Sprache gibt es aber kein Ausserhalb.
Vielen lieben Dank fuer dieses Intervierw. Das ist ein sehr wichtiger Hinweis, das sich alle Medienschaffenden zu Herzen nehmen sollten. Die Sprache ist fuer uns Menschen doch das wichtigste Medium zu einem besseren Verstaendnis von Ereigissen globalen ausmassen. Wenn eine solidarische friedliche und verbindende Haltung, also eine konstruktive Haltung gefoerdert wird. Statt eine zersplitternde gewalttaetige und trennende Haltung, also eine destruktive Haltung zu befoerdern. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang Weiterbildungsseminare hilfreich sein koennten.
Medien. - Anspruch und Wirklichkeit.
Der einzelne Mensch kann wegen der Begrenztheit seiner Wahrnehmungsfähigkeit komplexe Systeme, Ereignisse oder Geschehensverläufe nicht vollständig erfassen und deshalb auch nicht zutreffend beurteilen.
Weil das eine Erkenntnis mit Allgemeingültigkeit ist, gilt sie natürlich auch für Medienschaffende. Dort tut man sich damit aber offenbar besonders schwer. Einerseits, weil von Journalisten/-innen laufend zutreffende Geschehens- und/oder Sachverhaltsdarstellungen erwartet werden, obwohl sie dieses oft (siehe oben) nicht leisten können. Und andererseits, weil sie sich selbst oft so darstellen, als würden sie es leisten können. Ob das Letztgenannte Selbstüberschätzung oder eine besondere Art der Kundenwerbung oder das Bemühen um den Erhalt des Kundeninteresses ist, sei dahingestellt. In jedem Fall geraten sie dabei in einen Konflikt zwischen fremd- oder selbstgeselltem Anspruch einerseits und realem Leistungsvermögen andererseits mit den typischen unerfreulichen Folgen: Unzufriedenheit auf allen Seiten. Bei den Konsumenten, weil sie ihre Erwartungen zu oft nicht erfüllt sehen. Bei Journalisten/-innen, weil sie, wenn sie selbstreflektierend arbeiten, erkennen, dass sie die Erwartungen trotz allen Bemühens oft nicht erfüllen können.
Nun kann sicher angeführt werden, dass mit mehr oder weniger aufwendigen Recherchen und entsprechendem Personalaufwand tiefere Einblicke erlangt und/oder erweiterte Sichtfelder erschlossen werden können, die Journalisten/-innen in die Lage versetzen, wenn schon nicht vollständig zutreffende, so zumindest doch qualifizierte Berichte, Bilder oder Kommentare zu erstellen. - Das ist sicher richtig. - Dazu sind allerdings jeweils passende Zeitmengen erforderlich, die wegen der in der Medienwelt offensichtlich herrschenden Wettbewerbs- und Aktualitätshysterie leider nur selten zur Verfügung stehen. - Und so kommt es dann eben zum täglich angebotenen Informationsstückwerk. Berichte, Bilder zu Geschehensverläufen oder Sachverhalten, die immer auch von der subjektiven Sichtweise der beteiligten Personen und den objektiven, nicht immer optimalen Erfassungsmöglichkeiten vor Ort geprägt sind. Wahrheiten, Teilwahrheiten, Falschmeldungen in bunter Folge, garniert mit Konjunktivsätzen, spekulativen Schlussfolgerungen und meinungsstarken Kommentaren. Auch visuelle Kleinteile werden geboten. In der Regel Bilder und Film-Schnipsel, die die Wortbeiträge stützen, manchmal auch erschrecken, aber keinen zusätzlichen Überblick liefern.
Darüber kann man sich nun - sinnlos - aufregen oder man kann es einfach als das nehmen, was es ist: Ein Konglomerat aus Unterhaltungs- Spektakel- und Informationsjournalismus mit fließenden Grenzen, in dem Beobachter, Berichterstatter und Deuter mit eingeschränktem Durchblick und dem unbeugsamen Selbstverständnis, dem Informationsbedürfnis der Gesellschaft und der Aufklärung dienen zu müssen, in einer Art Endlos-Vorstellung dauernd etwas “Interessantes” bieten. In unterschiedlicher Form, Ausführlichkeit und Qualität. Sozusagen für jeden etwas; und immer ohne Gewähr.
Aber Achtung! - All dieses geschieht nicht irgendwie einfach so, sondern für ein Publikum, dem wir alle auf sicher unterschiedliche Weise angehören, und das mit seinem Interesse und der oft unterentwickelten Fähigkeit zur Differenzierung (eine Folge schwerer Versäumnisse der öffentlichen Bildungsinstitutionen) das Ganze - so wie es ist - überhaupt erst möglich macht. - Allerdings: Die latente “Mitschuld” des Publikums ändert nichts daran, dass die Verantwortung für mediale Inhalte voll und ganz bei den Darbietern, also bei den jeweils beteiligten Medien bleibt.
Trotzdem sind die Medien, wie im am Anfang des Interviews mit Jannis Androutsopoulus vermerkt, selbstverständlich nicht an allem schuld.
Wenn ein Journalist, nicht Die Medien, seinen Bericht strategisch als Überblick zu verstehen gibt, ist er tatsächlich nicht an allem schuld, aber im Wissen seines Tuns mit schuldig.
Auch dieses Interview ist aus einem kritischen Blickwinkel zu lesen und zu verstehen. So meine ich, dass die Formulierung "nicht an allem schuld", im Kontext des Inerviews verstanden werden soll und daher eher der Flüchtigkeit "geschuldet" ist. In meinem Denken würde ich formulieren "nicht allein schuld".
Aus meiner Leserinnensicht kann ich diese Flüchtigkeit als Unwesentlichkeit werten. Anders als in der Titelzeile der Die Zeit (s.o. den Begriff Sozialist) die sich in den Bericht "einfügt". Diesem Journalisten muss der Hintergrund der politischen amerikanischen Gesinnungslage bewusst gewesen sein!
Dass der Begriff "Vertreibung" nicht aufgegriffen wird, ist die selbe Kategorie der Sprache. Er würde nämlich im sehr wesentlichen Teil die Schuld, die diesen Menschen zugeschoben wird, spezifieren: Wer bombt, ihre Lebensbedingungen vorsätzlich vernichtet, keine Arbeit oder nur gegen Hungerlöhne bietet etc. "vertreibt" die Menschen, selbstverständlich mit ihren Familien! Die Metapher der "Sturmflut" hinkt an dieser Stelle, weil die Menschen, auch von der Flut getrieben, doch auf eine Rückkehr hoffen können. Das können sie als skrupellos von Wirtschaft u. Politik Vertriebene nicht, außer die Politik schafft die erforderlichen Voraussetzungen, und zwar mit oder gegen die mitverantwortliche Wirtschaft.
Dass in den Medien generell diese Fakten nicht gesehen werden und unkommentiert bleiben, macht sie mit schuldig. Wer kritisch denkt und schreibt wird nicht selten diffamiert.
Ja, Menschen sind keine Maschinen, und sollten deshalb als vertriebene Menschen wahrgenommen werden.
JA, Bildungssiminare, am Besten in einer Ev. Akademie, und in den entspannen wir und zum Abendessen gibt es Hagebuttentee. Wir wollen uns doch etwas Gutes tun.
Liebe Medienschaffenden, Eure Kommentare sind ebenso nichts-sagend weichgespült wie das Frage-und-Antwort-Spiel genannt Interview.
Ich befasse mich mit dem "Sprachbild vom Strom und der Flut" - im Rahmen der Konzepte zu Sprach-"Bildern" in verschiednen kulturellen Kontexten - häufiger in letzter Zeit und möchte hier auf die "Männerphantasien" von Theweleit - 1977 (!) - verweisen (insbesondere auch im Kontext der jetzigen Sexismus-/Rassismusdebatte scheint mir das hilfreich zu sein): "Den Kampf des soldatischen Mannes gegen das weibliche Geschlecht charakterisiert Theweleit so als den Kampf einer festen, gestählten "Ganzheit" (denn das beschriebene männliche "Ich" stellte sich als "Ganzer Mann" vor) gegen unheimliche, bedrohliche "Fluten, Wellen, Brandungen", die abgewehrt werden müssen, um die faschistische männliche Identität nicht zu gefährden. Die in dieser männlichen Angstphantasie über Landesgrenzen, Körpergrenzen, Grenzen (!!!) der Gewohnheit und des Anstandes hinweg-fließenden Ströme, gegen die schützende "Körperpanzer" errichtet werden, erschienen dem soldatischen Geist als aufständische Masse, als Kommunisten ("Rote Flut") oder als Proletariat: "Die Niederlage Deutschlands im Krieg und die revolutionäre Veränderung der Verhältnisse in und um Deutschland unter dem Bild der Flut aufzufassen, scheint also möglich zu werden durch die Vorstellung von äußeren Einbrüchen und inneren Dammbrüchen." Eine mit einer gewalttätigen Unterdrückung der Triebe gekoppelten "Flut-Angst". "http://www.fluter.de/de/69/lesen/6847 (Ebenfalls dazu noch empfehlenswert die sehr ausführliche Vorstellung von Sven Reichardt http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2006/id%3D4650).
Die Flut-Metapher wird übrigens - nach meinen Beobachtungen - in Deutschland gerne von älteren Männern bevorzugt und wurde und wird auch in "einschlägigen Medien (häufig z.B. im Spiegel) graphisch teilweise bedrohlich umgesetzt. - Das Bild der "Lawine" (kürzlich von Schäuble erstmals prominent und ausdrücklich im Kontext mit Flüchtlingen ge-prägt; "Die Zuwanderung könne zur Lawine werden und Deutschland dramatisch in Bedrängnis bringen."
https://www.tagesschau.de/inland/schaeuble-fluechtlinge-lawine-101.html.) beinhaltet wohl eine Steigerung des Sprach-Bildes (ebenso wie das Bild vom Tsunami): Eine Lawine ist immerhin "massiger" und weniger fließend als eine Flut (allerdings kann die Lawine schmelzen). Außerdem sind Lawinen nur in den kälteren Regionen bekannt, es sei denn es handelt sich um "Schlamm-Lawinen" (von denen ich aber nicht weiß, ob sie in anderen Gegenden der Welt ähnliche Vorstellungen von "Schnee" beinhalten wie in der mitteleuropäischen Region).