Die »Bewegung«, die seit wenigen Tagen unter dem Titel #aufstehen in den sozialen Medien und in den Zeitungen diskutiert wird, ist im Vergleich zu anderen Bewegungen untypisch. Sie wurde am Reißbrett von einer Handvoll politischer Akteure entworfen, medial gestaltet und nun in die Öffentlichkeit gebracht. In diesem Sinne ist #aufstehen autoritär. Die »Bewegung« vollzieht sich von oben nach unten - von den Funktionärsbüros auf die Straße. Ob der Schritt vom Engagement der Parlamentarier auf die Straße nachhaltig klappt, muss sich zeigen. Eine gewisse Skepsis ist jedoch angebracht. Denn: Jede autoritäre Politik spielt insofern mit dem Feuer als sie sich als Stimme einer »schweigenden Mehrheit« inszeniert. Das lässt sich bei #aufstehen sehr deutlich beobachten. Die Mär geht ungefähr so: »Es gibt eine Mehrheit in Deutschland, die eine linke Politik befürwortet. Leider ließ sich dies in der Vergangenheit nicht politisch umsetzen. Also brauchen wir ein Forum, das dieser Mehrheit nun eine Stimme gibt.« Richtig ist dahingegen, dass es eine Mehrheit für das konservative und rechte Lager gibt. Nichts anderes zeigt ja die Zusammensetzung des Bundestages, der doch immerhin von der deutschen Bevölkerung gewählt wurde. Wer sich darauf beschränkt, dass eine Mehrheit der Menschen für soziale Gerechtigkeit ist, klammert naiverweise aus, welche Rolle es dabei spielt, wie verschiedenen Angebote der Parteien der Bevölkerung schmackhaft gemacht werden, um den Begriff »soziale Gerechtigkeit« zu füllen. Dies ist die Falle im Denken, man würde für eine »schweigende Mehrheit« sprechen: Wer es nicht schafft, sein Angebot in einem Wahlkampf zu verkaufen, gibt sich nur allzu leicht der Illusion hin, die Bevölkerung stünde dennoch – trotz der nackten Zahlen – auf seiner Seite.
Die »von oben nach unten«-Strategie verfehlt dazu noch einen grundsätzlichen strategischen Punkt marxistischen Gedankenguts - und zwar dass die Parteien und Politiker der allerletzte Kulminationspunkt von Bewegungen sind (und nicht wie hier der Ausgangspunkt). Wie der italienische Marxist Antonio Gramsci dargelegt hat, nimmt die Hegemonie einer Idee ihren Ausgang immer erst in der Zivilgesellschaft, entwickelt sich dort und wird nach langen, schwierigen Prozessen in der Politik übernommen. Sollte die Politik mit einer Situation konfrontiert sein, in der ihre Ideen keine zivilgesellschaftliche Vorherrschaft besitzen, dann bleibt ihr nur der Zwang. Linke Parteien müssen also versuchen, sich auf die Spitze von gesellschaftlichen Bewegungen zu setzen. Sie selbst zu initiieren, geht in die falsche Richtung.
Was die ersten Inhalte von #aufstehen angeht, muss man leider sagen, dass die ersten Unterstützer sich bereits jetzt Gedanken darüber machen sollten, ob es nun schon wieder Zeit ist, abzuspringen. Zwar zeigen die Videos der Website völlig berechtigte Forderungen, von denen Linke sich wünschen würden, sie seien umgesetzt. Jedoch reden die Initiatoren dieser »Bewegung« eine andere Sprache. Insbesondere Lafontaine, Streeck und Stegemann kreisen in ihren Zeitungsartikeln so gut wie ausschließlich um das Thema Migration. Bedient wird immer wieder eine Argumentation, die Linke tunlichst meiden sollten und die aufbaut auf dem Satz »Wir können doch nicht alle aufnehmen«. Dazu setzt die »Bewegung« auf die Frage, wie moralisch hochnäsig Linke eigentlich sind, wenn sie offene Grenzen fordern. Vom letzten Punkt ist auch Wagenknecht nicht ausgenommen, wie ihr Artikel in der Welt vor Kurzem zeigte, in dem ein moralisierender Stil der »No Border, No Nation«-Vertreter angeklagt wurde. Tatsache ist jedoch: Wer andere belehrt, sie sollten im politischen Diskurs nicht moralisieren, der moralisiert eben auch selbst. Die Anklage der Hypermoral ist selbst schon eine moralische Anklage und keine politische.
Als Hauptankläger der Hypermoral stilisiert sich Bernd Stegemann, der Vorsitzende des #aufstehen-Vereins. So verteidigt der Dramaturg Stegemann den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in einem Beitrag, der im Mai in der Zeit erschien als »tragischen Held unserer Tage«. Der (zumindest dem Parteibuch zufolge) Grüne hatte in den sozialen Medien wieder einmal für Erregung gesorgt als er von der dunklen Hautfarbe eines pöbelnden Radfahrers unmittelbar darauf schloss, dass es sich um einen Asylbewerber handeln muss. Zitat Palmer auf seiner Facebook-Seite: »… weil ich wette, dass es ein Asylbewerber war. So benimmt sich niemand, der hier aufgewachsen ist mit schwarzer Hautfarbe.« Ja, der tragische Held unserer Tage. Der Vorsitzende von »Aufstehen Trägerverein Sammlungsbewegung e.V.«, Bernd Stegemann, nimmt Palmer gegen jene in Schutz, die sich über solche Aussagen empören und wirft ihnen letztlich nichts anderes vor als eine falsch verstandene Moral, die im Politbetrieb angemessen sein soll. Wie aber einflussreiche Politikwissenschaftler und Philosophen – wie etwa der amerikanische Harvard-Professor Michael Sandel – längst gezeigt haben, gibt es keine klare Trennung zwischen Politik und Moral. Wenn die Politik entscheidet, in welcher Gesellschaft wir leben sollen, dann ist sie immer schon in moralischem Terrain unterwegs. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit ist eine moralische Frage.
Sollte es der »Bewegung« tatsächlich gelingen in den nächsten ein oder zwei Jahren stark genug zu werden, um merklichen Druck auf die Parteien auszuüben, dann muss jedem Mitglied der Linkspartei klar sein, dass dies auch Druck auf DIE LINKE bedeutet. Innerparteiliche Kritiker einer solchen »Bewegung« müssen befürchten, dass die Partei dadurch zu einer restriktiveren Migrationspolitik geführt wird. So würde DIE LINKE zu einer Partei werden, die ein Einwanderungsgesetz formuliert und demnach auch Abschiebungen befürwortet. Ein klarer Bruch mit dem Selbstverständnis der Partei.
Hinzu kommt, dass die inhaltliche Ausrichtung auch in anderen Aspekten erheblich von der Linie der Linkspartei abweicht. Wagenknecht hat dies ausgedrückt als sie in einem Gastbeitrag für die Nordwest-Zeitung schrieb, inhaltlich gehe es um die "klassische sozialdemokratische Tradition". Zu denken, dass die SPD momentan etwas anderes macht als sozialdemokratische Politik, ist allerdings abstrus. Die SPD ist nicht von irgendeinem linken Kurs abgekommen, auf den man sie wieder zurückbringen müsste. Der Trick ist: Das, was wir täglich erleben, ist sozialdemokratische Politik. Ein Erfolgsmodell seit 1914. Die SPD versucht nicht einmal die Systemfrage zu stellen, sondern ist ihrem Selbstverständnis nach bemüht, den Kapitalismus so einzudämmen, dass die Verlierer dieses Systems nicht allzu viel verlieren. Dass die Partei selbst dieses bescheidene Ziel längst aufgegeben hat, liegt auf der Hand und begründet sich durch die Logik der Sozialdemokratie. Diese sucht seit Ende der 1990er nach dem »Dritten Weg« zwischen Neoliberalismus und Sozialismus, den Anthony Giddens vorgeschlagen hat und der sich programmatisch im Schröder/Blair-Papier wiederfindet. Der britische Politologe Giddens urteilte damals, dass die Sozialdemokratie sich durch Reformen erneuern müsse, um nicht unterzugehen. Der Treppenwitz der Sozialdemokratie ist allerdings: Der »Dritte Weg« führte geradewegs in den ersten Weg des Neoliberalismus. Und dies bedeutete ihren Untergang. Für die »Bewegung« #aufstehen heißt dies, dass sie sich inhaltlich irgendwo zwischen der jetzigen SPD und LINKE positionieren wird. Für Vertreter der politischen und gesellschaftlichen Linken – also jener Leute, die sich auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht berufen – muss dies unzumutbar sein. Denn für Luxemburg und Liebknecht war die SPD schon zu rechts als sie noch links war.
Wo die »Bewegung« hingeht, sieht man auch an ihrem neuen Aushängeschild Peter Brandt – dem Politikwissenschaftler der FernUni Hagen und Sohn des ersten SPD-Kanzlers. Der von Oskar Lafontaine auf Facebook gefeierte Neuzugang Peter Brandt publiziert seit Anfang der 1980er vor allem über Fragen des deutschen Nationalbewusstseins. Spätestens seit einem Interview, das er der Jungen Freiheit im Oktober 2010 gab, sollte klar sein, dass er einem national-konservativen Spektrum der Sozialdemokratie angehört. Die Rede vom »Tätervolk« sei destruktiv, wenn man endlich die »deutsche Neurose« überwinden wolle, wie es in diesem Interview mit der ultra-rechten Wochenzeitung heißt.
Dass der Versuch, ein rot-rot-grünes Lager zu einen, absurd ist, sollte eigentlich gerade den Sympathisanten von Wagenknecht klar sein – also denjenigen, die dem Institut Solidarische Moderne skeptisch gegenüberstehen. Mit diesem think tank forciert Katja Kipping seit Jahren eine Annäherung dieser drei Parteien. LINKE, SPD und Grüne sind jedoch grundverschieden, weil sie von verschiedenen Ideologien geleitet werden: neoliberal versus kollektivistisch. Für die einen steht das selbstverantwortliche Individuum im Vordergrund, für die anderen die solidarische Gemeinschaft. Dazwischen gibt es kein Drittes.
Zuletzt arbeitet sich die »Bewegung« nicht an den inneren Widersprüchen der herrschenden Politik ab, sondern übernimmt deren Grundgedanken, dass Sozialstaat und Nationalstaat Hand in Hand gehen müssen und dass wir deswegen zu einer restriktiv-regulierten Einwanderung kommen müssen. Dieser Grundgedanke der herrschenden Politik wird dann unkritisch mit linken Themen ausgeschmückt und überformt, aber nicht in sein Gegenteil verkehrt. Der ganze Ansatz ist also nicht dialektisch im Denken, sondern ergibt sich dem herrschenden Diskurs, ohne seine Widersprüche aufzudecken. Dies ist allerdings nur wenig verwunderlich. Denn gerade in dieser Frage merkt man sehr deutlich, welchen Einfluss der ehemalige SPD-Vorsitzende in der »Bewegung« hat. Jener SPD-Vorsitzende, der in den 1990er Jahren zusammen mit der Union das bis dahin liberalste Asylgesetz vor die Schlachtbank geführt hat. Seit diesem Asylkompromiss zwischen Union und SPD kämpft DIE LINKE für eine Wiederherstellung des Asylgesetzes. Die neue »Bewegung« steuert allerdings das Gegenteil an.
Kommentare 51
Sorry , aber ich hab nur den ersten Abschnitt gelsen, und das reichte mir schon, denn nach ihrer Definition, bzw. Argumentation ist ja alles in der Politik, die gesamte politische Praxis der BRD autoritär - und nicht etwa demokratisch. ... bzw. was wäre demnach nicht autöritär? Das könnte doch nur eine Bewegung sein, die sich sponatan von unten und horrizontal-demokratisch entwickelt, wie wir es eigentlich durchaus schon gesehen haben, die aber dann nicht lange existiert, weil man sie von Seiten des Staates udn de medialen Appartaes systematisch und recht schnell kriminalisiert, wenn es nicht garade eine auf Vereinsbasis handzahm gemachte instituionalisierte Schnarchbude war. Alles was nicht autoritär daher kommt ist also sowieso illegal und krimminell, oder? Nicht etwa demokratisch. Sie kommen aber gar nicht darauf , dass der Aufruf ein demokratischer sein konnte ? Auch die soll es ja schon gegeben haben. Oder kommt das weiter unten im Text noch?
Das ist das eine.
Das ander ist, dass man eine Einladung aufzustehen eben nicht umbedingt als autoritären Marschbefehl auslegen muss, was sie aber tun. Man fragt sich sicher zu Recht warum sie das tun, denn auch Sie wissen absolut nicht, was passieren würde, wenn wirklich mal ein paar zuviele für den autoritären Charakter unserer Republik oder oder richtig viele "aufstehen"....
Ihr "Ansatz" taugt also nicht viel - nicht mal als Entschuldigung nicht aufstehen zu müssen.
herr reichardt, Ihre (am reißbrett?) entworfene zerlegung der initiative
hat einseitig-keit für sich und ist eine scharfe polemik(streit-schrift)
gegen ein politisches projekt, daß zahlreiche schwach-punkte der
architektur listet (auch auf-bläht und aus trüben reservoiren schöpft),
aber diskussions-bereitschaft nicht erkennen läßt:
ist es Ihnen möglich, Ihre an -würfe zu hierarchisieren,
in diskutier-baren punkten(schritt-weise) zu präsentieren,
einer einzel-be-urteilung zugänglich zu machen?
Ist es IHNEN möglich, von Ihrem hohen Oberlehrer - Ross hinabzusteigen und einfach dass, was Ihnen an Reichhardts (hervorragenden) Text missfällt, zu benennen, anstatt unangebrachte Rechenschafts-Nachforderungen an den Autoren zu stellen?
nö.
aber bei einer meiner nächsten professoralen ausflüge in der sänfte/barke
könnte ich mal drüber nachdenken..
ach nee:
mir missfällt zu vieles, und rum-kartätschen will ich nicht,
solang die möglichkeit besteht, sich über sach-verhalte zu verständigen.
(wenn die ganze richtung nicht stimmt, wirds öde.)
Woher nehmen Sie dann eigentlich dennoch die Hoffnung, sich über Sachverhalte (deren Richtung und Geschmack Ihnen nicht passen), «verständigen» zu können?
Wie wäre es denn mal (versuchsweise?)mit wirklicher (gegen)argumentativer Diskursbereit- und Könnerschaft?
ich bin ganz : Ihr schüler.
Weder autoritär noch im Gegensatz zu einer offensichtlich vorhandenen positiveren Einstellung der eigenen Linkewähler. Denn wie sich hier leicht nachlesen lässt, ich zitiere aus dem Text der letzten Befragung der Forschungsgruppe Wahlen:
"Die von Sahra Wagenknecht ins Leben gerufene Bewegung „Aufstehen“ will parteiübergreifend linke Inhalte in Politik und Gesellschaft besser durchsetzen. Dass dies gelingen wird, glauben nur 21 Prozent aller Befragten, 63 Prozent bezweifeln das, darunter Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen mit Ausnahme der Linken: von deren Anhängern trauen 45 Prozent der neuen Sammlungsbewegung ihrer Fraktionsvorsitzenden zu, linke Inhalte politisch besser durchsetzen zu können, 39 Prozent glauben das nicht."
Schaut man sich die magere Prognose der Linke an und die Entwicklung der AfD, dann fragt sich der geneigte Leser doch, wie der Dr. der Philosophie diesen Trend denn umkehren möchte, wenn er gar im Gegensatz zu einem beträchtlichen Teil der eigenen Basis sich positioniert.
Zudem, was bringen die geschichtlichen Bezüge und die Übertragung theoretischer Idealvorstellungen daraus auf die Moderne, wenn doch klar sein sollte, dass jede Zeit ihrer eigenen Lösungen bedarf und die Praktikabilität sich erst in den Bewährungen der Praxis zeigen muss. Jede neue Bewegung entwickelt ihre Eigendynamik und ist daher für Überraschungen gut. Je mehr sich nun einbringen, desto wahrscheinlicher ein Erfolg. Zudem könnte mit dieser Bewegung eine Lücke geschlossen werden (Distanz des politischen Überbaus zur Basis), die sich mit politischer Verdrossenheit umschreiben lässt.
Selbst die 21% der Befragten, die der Bewegung zugestehen, "linke Inhalte in Politik und Gesellschaft besser durchsetzen" zu können, liegen noch weit jenseits der mageren 9%, die aktuell die Linke wählen würden. Das allein sollte schon Grund genug sein, die "Kopfgeburt" von oben wirken zu lassen, die offensichtlich auf ein geneigtes Potential zugreifen kann, dass einfach nur "abgeholt" (eingeladen) werden möchte, da es wohl genügend Bedürfnisse jener gibt, die die etablierten Parteien nicht befriedigen können (wollen).
bei dieser heer-schau der wähler-stimmung ist nur zu hoffen,
daß die schnitt-menge von befürwortern der allg. dienst-pflicht
mit den bewegungs-freudigen: möglichst klein ist.
Mir fehlt die Frage wie viele sogenannte linke Sammelbewegungen man braucht, denn immer wieder sammeln sich die selben Leute. Marco Bülow zum Beispiel hat erst vor 3 Monaten die Progressive soziale Plattform gegründet um die linken Kräfte zu bündeln, da verwundert es einen sehr das er auch bei Aufstehn mit von der Patie ist. Im Obrigkeitsgläubigen Deutschland bräuchte es eigentlich einer Sammelbewegung aller die in unserer repräsentativen Demokratie nicht zu Worte kommen, das sind alle mit einem Einkommen unter 2500€ brutto. Denn inhaltlich werden sich auch bei dieser Sammelbewegung lediglich die Mimimis mit ihren populistischen Parolen durchsetzen, aber am Ende sind es wir Arbeiter*innen die es ausbaden müssen.
Deshalb sollten wir arbeitenden Menschen uns weniger vom sozialen Status beeindrucken lassen und endlich anfangen unter Gleichen zu diskutieren was inhaltlich der richtige Weg ist. Seit einem Jahrhundert lassen wir uns von Bildungsbürgern und Emporkömmlingen sagen wo es lang gehen soll, dabei sind wir in der Lage für uns selber zu sprechen. Es mag sein das wir nicht so geschwollen daher reden wie die werten Herren und Damen mit ihrer akademischen Bildung, aber wir haben im kleinen Finger mehr Empathie und Sinn für die Realität.
Gleich der erste Satz müsste nachvollziehbarer ins politische Gesamtbild eingeordnet werden: welche am Reißbrett von einer Handvoll politischer Akteure entworfene Kampagne ist "in diesem Sinne" nicht autoritär? "Du bist Deutschland"? "Land der Ideen"?
Unter autoritär verstehe ich bisher jedenfalls Tendenzen wie die in der türkischen Politik, nicht wie die in der PdL. Die "Bewegung" schlicht einen Heuchelhasen zu nennen fände ich weniger aggressiv als Ihre scheinbar objektive Begriffswahl.
Ich vermute einstweilen, dass es nur sehr wenige Bewegungen gibt, die nicht am Reißbrett entworfen wurden, auch wenn das in anderen Fällen vielleicht dezentraler passiert als in diesem. Insofern finde ich den Maßstab, den Sie an das Wagenknecht-Projekt anlegen, weniger präzis, als er auf den ersten Blick aussieht.
Aus meiner Sicht handelt es sich um eine Initiative aus der Politik. Das ist gut, denn genau das erwarten die Bürgerinnen und Bürger, die mit dem Status Quo nicht einverstanden sind. Ob das ein vielversprechendes Modell ist, sei dahingestellt; darauf zu warten, dass etwas "von unten" kommt, halte ich aber für keine bessere Idee. Vielleicht gelingt den Initiatoren so etwas wie ein Jump-start.
Ihre Besorgnis, dass das Projekt zum Druckmittel für eine Rechtsverschiebung der PdL sein könnte, teile ich. Das müssen die Betreiber aber nicht als Vorwurf auffassen. Es steht Kipping und Riexinger frei, sich von ihrem RRG-Projekt abzuwenden (oder es zumindest einstweilen der SPD und den Bündnisgrünen zu überlassen, sich in eine klügere Richtung als bisher zu bewegen), und ihrerseits für ihre Standpunkte zu werben. Auch uns steht das im Rahmen unserer Möglichkeiten frei.
Es stimmt, dass die Bevölkerung (jedenfalls, soweit sie ihr Wahlrecht wahrnimmt) eher konservative oder rechte Parteien bevorzugt. Und Skepsis ist, wie Sie zu Recht schreiben, angebracht.
Aber Deutschland eine existierende Zivilgesellschaft zu unterstellen scheint mir zu weit zu gehen - es sei denn, Sie präzisieren das. Ansonsten handelt es sich bei der Zivilgesellschaft um die Beschwörung von etwas, das (noch) gar nicht da ist - genauso, wie es sich bei der vom Projekt unterstellten, angeblich linken "schweigenden Mehrheit" um eine Beschwörung oder eine "Erzählung" handelt.
Noch eine Anmerkung zur Empfehlung, die ersten Unterstützer sollten übers "Abspringen" nachdenken. Ich weiß nicht, welche von denen Sie meinen, aber ich gehe davon aus, ein Großteil ist der "Bewegung" just darum beigetreten, weil sie die PdL nach rechts verschieben wollen. Das ist eine legitime Herausforderung.
Einstweilen läuft die Linke auf mindestens zwei Beinen, die nicht das selbe wollen, und von denen keins das Richtige will. Zu Gunsten der PdL lässt sich aber sagen, dass sie unter den im Bundestag vertretenen Parteien zumindest diejenige ist, die nicht in die völlig falsche Richtung läuft, sondern in eine, in der es irgendwann vielleicht Hirn regnet.
tja, das ist die lage:
die an den rand gedrängten hatten lange für-sprecher
in den parteien, die mal mehr, oft weniger,
deren interessen im sinn zu haben schienen.
ihnen wurde glauben: geschenkt.
die zunehmende abkehr der politiker von den arbeitenden,
die zwar ihren konsum erweitern, aber nicht von
arbeits-platz-unsicherheit sich freikaufen konnten;
die gesteigerte hinwendung der politik zu den
gewinn-erschließern, die ebnung der wege für glücks-ritter,
die die öffnung der märkte im schilde führten
(sowohl des finanz-, als auch des markts für arbeits-kräfte),
haben den schein des sozial-staats geschleift.
und das der kapitalist. entwicklung eingeschriebene risiko
verstärkt auf habenichtse abgewälzt.
diese gesteigerte un-berechenbarkeit für besitz-lose nannte engels
einst : die prekäre lage der arbeitenden klassen(in england).
Ihrer (für-)sprecher erkennbar beraubt,
ist eine hin-wende zu neuen populisten den alt-parteien ein ärgernis.
sie reagieren mit einer wilden jagd um wähler-stimmen.
das ist ihnen das primäre.
das polit. handeln im interesse der un-gesicherten,
+ das handeln gegen ökologische bedrohungen
muß erst wieder auf den höchsten platz der tages-ordnung.
die frei-zügige auslieferung der märkte an die ökonomisch mächtigsten
ist um-zu-kehren, so es möglich ist:
auf internationaler, auf nationaler,auf lokaler ebene.
sonst wird bezahl-bares wohnen, ein-kömmliches arbeiten
und gesetzliche sicherheit zur sehnlich-gewünschten ausnahme.
insbesondere an Sie gerichtet. s.o.
"Seit einem Jahrhundert lassen wir uns von Bildungsbürgern und Emporkömmlingen sagen wo es lang gehen soll, dabei sind wir in der Lage für uns selber zu sprechen."
Wenn es so wäre, hätte es sich längst ergeben. Bildung ist in dem Prozess sicher nicht von Nachteil, denn wer diskutieren will, braucht eine solide. Andersherum wird ein Schuh draus, wenn Bildung zur Ausgrenzung benutzt wird (bzw. führt), was aber kein neuer Zustandsbericht ist und die Realität beschreibt.
Wer sind heute denn nicht "Arbeiter*innen"?, wobei sich der alte Begriff in viele andere umgewandelt (aufgelöst) hat. Der bei weitem größte Anteil der Bevölkerung fällt doch unter die Definition "abhängige Beschäftigungsverhältnisse", falls überhaupt ein adäquat bezahltes Angebot vorliegt.
"In der Lage sein" mag zutreffen, wie aber soll es denn praktisch beginnen, um als wirksame Größe überhaupt bemerkt zu werden? Mir ist klar, diese Frage zu stellen ist einfach, sie zu beantworten aber nicht.
Nur einige Punkte herausgegriffen:
„Die »Bewegung« vollzieht sich von oben nach unten - von den Funktionärsbüros auf die Straße. …. In diesem Sinne ist #aufstehen autoritär.“
„autoritär“???
Die „Bewegung“ wird von einigen Leuten initiiert, es werden Mitstreiter geworben und es werden vorab Arbeitsstrukturen geschaffen.
„Aber entscheidend ist für uns, dass jeder sich einbringen, jeder mitdiskutieren und die Bewegung mitgestalten kann. Dafür werden wir Möglichkeiten schaffen. Eine Bewegung lebt vom Engagement ihrer Mitstreiter.“ (Sahra Wagenknecht)
„Linke Parteien müssen also versuchen, sich auf die Spitze von gesellschaftlichen Bewegungen zu setzen.“
Nein. Linke ‚müssen‘ sich als Dienstleister der Bürger – insbesondere der Benachteiligten - verstehen, die eine linke Politik wünschen. Und genau das will die „Aufsteh-Bewegung“ leisten.
„Richtig ist dahingegen, dass es eine Mehrheit für das konservative und rechte Lager gibt.“
Falsch. Wenn die Bürger zu einzelnen politischen Sachthemen befragt werden, stellt sich immer wieder heraus, dass linke Positionen deutliche mehrheitliche Zustimmung erhalten. Die "Bewegung" wird sich dieser Einzelthemen annehmen.
„Zuletzt arbeitet sich die »Bewegung« nicht an den inneren Widersprüchen der herrschenden Politik ab, sondern übernimmt deren Grundgedanken, dass Sozialstaat und Nationalstaat Hand in Hand gehen müssen und dass wir deswegen zu einer restriktiv-regulierten Einwanderung kommen müssen.“
Woraus schließen Sie das? Weil Sie es bei etlichen anderen Aufsteh-Gegnern gelesen haben? Deutschland ist ein sozialer und demokratischer Bundesstaat. (Grundgesetz) Die „Aufsteher“ treten an, den endlich im besten Sinne zu verwirklichen – mehr nicht. Der Begriff „Nationalstaat“ taucht meines Wissens in keiner Stellungnahme der Initiatoren auf. Eine geregelte humanitär bestimmte Einwanderungspolitik ist nötig, weil ungeregelte Einwanderung vielfache Probleme schafft - mehr ist da nicht.
Dass einige Leute, denen das Nationale oder gar der Patriotismus allzu wichtig ist, versuchen werden ihre Ansichten in der „Bewegung“ zu verbreiten, damit muss gerechnet werden. Die mitstreitenden aufgeklärten Demokraten sollten da von vornherein sehr wachsam sein und dem massiv entgegenwirken; und sich nicht scheuen, auch ein Verlassen oder eine Spaltung in Kauf zu nehmen, sollten sich solche Tendenzen etablieren.
Das Projekt ist sinnvoll, und wird – wenn alles richtig gemacht wird – eine breite Unterstützung erfahren. Ich wünsche den "Aufstehern" einen glückliche Hand - und Stehvermögen angesichts der verbissenen und höchst unfairen Gegner aus allen Lagern.
Nicht ohne Grund haben 122 Arbeinehmende mit einem Einkommen von unter 2500,--€ vor 10 Monaten eine eigene Wählergemeinschaft gegründet.
>>Ich wünsche den "Aufstehern" einen glückliche Hand - und Stehvermögen angesichts der verbissenen und höchst unfairen Gegner aus allen Lagern.<<
Sollte es nicht möglich sein, sich einfach mal zu sammeln um die anstehenden dringlichen Probleme zu besprechen und nach gangbaren Lösungswegen zu suchen? Und dabei die eifrig geifernden Kaputtalismusprätorianer rechts liegen zu lassen? Etwa nach dem Prinzip: Die Krampfhunde bellen, die Karawane zieht weiter?
Machen Sie mal den Versuch als jemand aus der Unterschicht einen Antrag in einem Parteigremium zu stellen, dann bekommen sie zu spüren was es bedeutet. Dann lassen sie wie ich den Antrag mit dem selben Wortlaut von einem z.B. Lehrer stellen und sie werden feststellen das es immer noch der soziale Status über politische Teilhabe entscheidet. So ging es mir auch als ich mit der Bundestagsabgeordneten Ryglewski über ein gesetzliches Mindestlohn-Modell vs. Equal Pay diskutieren wollte, immer wenn ich etwas erklären wollte fuhr man mir ins Wort und versuchte mir klar zu machen das ich auf den Hundeplatz platz nehmen soll.
Beobachtungen aus dem Alltag und ein paar Erfahrungen von mir dazu.
Bezeichnend ist das Verhalten vieler Patienten zu den Ärzten, die ich bei den nicht Bagatellfällen als nicht mündig bezeichnen würde. Den Eindruck habe ich jedenfalls aus Gesprächen mit Ärzten selbst, aus meinem Umfeld über diese Sache usw. Folgendes ist damit gemeint. Die Fachärzte erleben Patienten, die mehr passiv die von jenen empfohlenen Lösungen annehmen, ohne sicht selbst vorbereitet zu haben und dem Arzt die für sie wichtigen Fragen zu stellen.
So ist es aus meinem unmittelbaren Umfeld in den Vorgesprächen auf eine Knieoperation hin (Vollprothese) so gewesen, dass wir da konkrete Fragen an die Fachärzte gestellt haben (anwesend OP-Arzt und leitender Arzt) und das Erstaunen verursachte, da das wohl nicht deren Alltagserfahrungen entsprach. Das Gespräch befand sich schnell auf einer Basis gegenseitiger Akzeptanz, da es auch nicht notwendig war, jedes Detail zu vertiefen: so sollte es sein!
Das Ergebnis lief sogar darauf hinaus, dass zum 1ten Mal eine spezielle Prothese für Frauen bestellt und dann implantiert wurde (mit ausgezeichnetem Ergebnis). Übrigens in einer Klinik, die bereits über Jahre Tausende Prothesen implantiert hatte. Denn die Ausrichtung der Medizin ist mit Standardmaßen (-größen) immer noch männlich orientiert. Ergänzend sei hinzugefügt, dass das nicht über eine Privatversicherung lief und wir auf aufgeschlossene Ärzte gestoßen sind.
Das Beispiel sollte dazu dienen, um aufzuzeigen, dass nicht nur gefordert, sondern auch geliefert werden sollte, wenn es um Akzeptanz geht (was ich bei ihnen voraussetze). Falls wir nun auf Ärzte gestoßen wären, die ihrem unangenehmen Beispiel entsprochen hätten, hätten wir auf einen anderen Arzt bestanden oder die Klinik gewechselt. Ansonsten läuft es in einem Routinemodus ab und die speziellen Bedürfnisse (Erfordernisse) kommen zu kurz.
Wo das eigentliche Problem liegen könnte, also unabhängig von der Vorbereitung, sind die subtilen sozialen Anzeichen der Körpersprache, die zu solchen Fehlverhalten beitragen können, denn es muss den anwesenden Gesprächsteilnehmern gleich von Anfang an klar rüberkommen, dass da jemand kommt, dem es weder an Selbstbewusstsein mangelt, der/die sich nicht beeindrucken lässt, falls mit Fachbegriffen operiert wird (ggf. wird zurückgefragt mit wie: Sie meinen damit wohl oder lässt es sich nicht präziser formulieren mit usw.) und nicht das Ziel aus dem Auge verloren wird, da durchsichtige Taktiken erkannt und das dem Gegenüber auch gespiegelt werden. Das lässt sich alles bewusst aneignen und kann in einen unbewussten Zustand übergehen, was dem Ideal entspricht.
Aber ihre Schilderung dürfte keine Ausnahme sein, wobei aber auch in Runden, die vom Hintergrund her homogener besetzt ist, es dieses Dominanzgebaren gibt. Lassen sie sich daher nicht unterbuttern: in dem Sinne und nochmals viel Erfolg!
Vergleichen Sie mal die Vitas von Politikern zum Beispiel musste sich Wilhelm Kaisen lange hoch dienen, während Andrea Nahles als Akademikern selbstverständlich ist ohne Umwege aktiv Politik zu gestalten. Noch immer das stelle ich in meinem wachsenden Netzwerk fest verlagt man von uns mitlaufen oder unter gehen. Als ich mich entschieden habe die Partei zu verlassen setzte ich alles auf eine Karten und kandidierte gegen unseren autoritären Vorsitzenden obwohl mir klar war das ich unter gehen würde. Übrigens wurde aus den ehemals 3 Ortsvereinen einer. Ähnliche Erfahrungen machten alle Mitglieder meines Stammisches ehemaliger Parteimitglieder. Vor kurzen wurde ich vom aktuellen OV-Vorsitzenden angesprochen ob ich nicht wieder eintreten wolle, das war gleich damit verbunden das man mir Parteiarbeit angeboten hat. Von meinen inhaltlichen Forderungen wie einem Mindestlohntarif für Leiharbeitende, meinem Programm "Stadt der kurzen Wege" und meinen vielen anderen Themen war keine Rede.
Noch jemand, der seinen Senf dazutun will.
Was letztlich zählt, ist, wie nachhaltig die politische Landschaft durch die „Reisbrett“initiative verändert wird. Es könnte sich nämlich auch herausstellen, dass auch diese, vordergründig gescheite Einlassung des Autors völlig unerheblich ist.
Auch er erzählt ein Märchen, zwei gleich:
Eine Initiative – um mehr handelt es sich noch nicht – ist nicht deshalb automatisch autoritär, weil Sahra Wagenknecht & Co. sie gegründet haben, sie ist vielmehr ein breit angelegtes Angebot und kein Wagenknecht-zentrierter Wahlverein. Dass sie sich in der Gründungsphase (und weiter sind wir noch nicht) von oben nach unten vollzieht, macht sie nicht automatisch autoritär, da es nicht darum geht, unbedingten Gehorsam selbsternannter Götter gegenüber zu organisieren.
Das wäre autoritär!
Autoritäre Strukturen hingegen sind eher typisch für die herkömmlichen Parteien, die mit dem Begriff Parteidisziplin jedes Mitglied uniformieren. Sahra Wagenknecht neigt nicht zu autoritärem Gehabe. Wer ihr das nachsagt, will sie böswillig verleugnen.
Die trotzig rechthaberische Attitüde, die Initiative als autoritär zu denunzieren, halte ich für infantil.
...
Der Autor weiter: »Die Mär geht ungefähr so: „Es gibt eine Mehrheit in Deutschland, die eine linke Politik befürwortet. Leider ließ sich dies in der Vergangenheit nicht politisch umsetzen. Also brauchen wir ein Forum, das dieser Mehrheit nun eine Stimme gibt.“«
Dieser Passus veranlasst mich zu dem Hinweis, dass während der letzten Legislaturperiode, also bis Sept. 2017, im Deutschen Bundestag immerhin eine metrische Mehrheit von RRG bestand, die nach allgemeinem Verständnis in der politischen Landschaft links verortet wurde.
Aber, wie gesagt, was die Initiative, die eine Sammelbewegung werden soll, für ein politische Bedeutung erlangen wird, kann heute niemand seriös beurteilen. Doch ganz viele wollen eben ihren Senf dazutun. Besser wäre, sie würden der Sammelbewegung aktive demokratische Unterstützung zukommen lassen.
Ansonsten gilt: Nun lasst sie doch einfach mal anfangen und sich in der politischen Landschaft bewähren – ganz pragmatisch!
Dass da einige Leute aus der SPD, den Grünen und der Linken Muffensausen bekommen, kann ich verstehen. Wenn die „Aufsteher“ es richtig angehen, könnten sie die meisten der Linksinnovativen in diesen Parteien für sich gewinnen. Die verbissenen und Unwahrheiten unterstellenden Kritiker treiben zudem mit ihrer Kampagne immer mehr Partei-Frustrierte in die „Sammlungsbewegung“. Ziemlich unterschlau. Schlauer wäre es, sie würden den Linksinnovativen mehr Einfluss zugestehen und eine echte Demokratisierung ihrer Parteien voranbringen. Aber dafür ist es wahrscheinlich zu spät, es wurde zu viel Zeit mit dem absurden Wagenknecht/Lafontaine-Bashing vertrödelt ...
Ich bin zuversichtlich und werde mich da mal eintragen ...
„Ziemlich unterschlau.“
Wenn sie mit ihrem Bashing ein Abwandern zur „Sammlungsbewegung“ verhindern wollen
Nun, was ist der Unterschied zwischen einer Sammlungsbewegung und der dFC?
Eigentlich gibt es keinen, nur die Sammlungsbewegung ist umfangreicher und erhebt den Anspruch außer nur zu labern auch langfristig etwas zum Besseren verändern zu wollen.
Da könnte man die dFC fast zu einer Diskussionsplattform dieser "Dingsda" erheben (Smiley).
Da fällt mir der alte Witz ein:
"Gibt es eigentlich Arbeiter im Bundestag?"
"Ja, wenn die Heizung kaputt ist!"
Also ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Grundsätzlich bleibt doch richtig, dass ein - einflussreicher - linker Pol in der politischen Landschaft der Bunderepublik nicht existiert. Die Grünen haben sich in ihrer Mehrheit längst verabschiedet in Richtung grüne FDP, über die SPD (nicht jedes Mitglied aber als Partei) braucht man nicht zu reden und die Linke wird ihr DDR-Päckchen nicht los (werden).
Über das was es braucht, um die gesellschaftliche Entwicklung grundlegend umzusteuern, kann man wahrlich streiten (vielleicht wäre heute, wie H. Flassbeck sagt, sogar schon ein konsequenter Keyenesianismus revolutionär, ich bin mir da ganz unsicher: Auf jeden Fall: "Kein Kommunismus ist auch keine Lösung! ;) ). Also denke ich, dass die Kernintention von #Aufstehen richtig ist. Und nur weil von Sahra Wagenknecht (u. Lafontaine) (mit?)initiert, ist sie deswegen doch nicht falsch.
En detail zu Ihrem Text: Fehlende "Dialektik" kann nur aus der Sicht eines hegelianischen Idealisten ein Fehler (an sich) sein. Ansonsten können Mängel sich nur aus der Sache selbst erweisen. Und da kann ich nicht viel erkennen in ihrem Text ausser m.E. wenig zutreffenden Parallelismen aus der Geschichte der Arbeiterwegung. Der (G)Eifer, mit dem sich manche auf diese linke Sammlungsbewegung stürzen, ist mir vollkommen schleierhaft (man könnte auf die Idee kommen, es handle sich um ein Spiel über Bande). Warten wir doch einfach ab, ob und was daraus wird - und helfen, vielleicht, dass es etwas Gutes wird, oder?
Jakob Augstein hat ja schon seine Sympathien für die „Sammlungsbewegung“ bekundet. Sollte der Freitag als Zeitung diesem Projekt wohlgesonnen sein und unvoreingenommen-kritisch begleiten, könnte sich eine große Leserschaft – und natürlich auch neue Foristen - erschließen. TAZ und Neues Deutschland haben sich ja ins Abseits begeben ... Bis jetzt haben sich ca 60 000 Unterstützer bei #aufstehen angemeldet – wahrscheinlich werden es am Ende mehr als 100 000 …
Laune hebend eine Umfrage, nach der 34% der Wähler sich vorstellen könnten, das neue linke Bündnis zu wählen ...
Wenn dann über interne basisdemokratische Prozesse die Inhalte des neuen Bündnisses ermittelt, priorisiert und gemeinsam vertreten werden, dann ließe sich vielleicht einmal zeigen, was jenseits der Altparteien möglich ist. Denn es gibt doch viele Gründe, warum das bisherige Verfahren von Wahlen und den daraufhin nicht mehr in Übereinstimmung zu bringenden politischen Ergebnissen, schon lange nicht mehr befriedigen kann.
den versuch zum aufbau einer linken sammlungsbewegung finde ich gut.
das diese schon so sehr pesohnifiziert ist oder wird finde ich eher schlecht .
kniefall vor sarah wegenknecht eher nein, aber hut ab vor ihrem mut und ihrer
standhaftigkeit. zu ihrem ehemann möchte ich mich nicht äußern, denn es soll ja kein familienverein sein, sondern eine linke sammlungsbewegung.
die stelle ich mir eher vom grundsatz so vor
- als sammelbecken für menschen die gegen millitarismus und krieg sind , denn eine aktive friedensbewegung fördert auch eine bewegung für abrüstung und diese wiederum mehr finanziellen spielraum für bildung und soziales
vielen sozialdemokraten, grünen und linken ist dieser grundsatz in ihren parteien abhanden gekommen
die pfeifen der parteispitze trauen sich nicht mal zu Fiedel Castros beerdigung
sowohlauch nicht zum Jahrestag über den Sieg des Hitler Faschismuß nach Moskau
- zu dem bla bla bla der ausländerpolitik von rechts außen bis links außen kann ich nur abschweifend an irgend eine bemerkung von LENIN erinnern, der vor der "gewaltsamen vermengung von kulturen" schrieb und den daraus entstehenden spannungen unter den einzelnen volksgruppen spricht
und das ist fakt , wer das wegredet ist fahrlässig dumm und spielt mit dem feuer
- man kann sich auch als linker dazu bekennen, daß man nicht nur kriminelle kapitalisten bekämpft, sondern auch kriminelle ausländer, die man konsequent des landes verweist
das ist wohl eher nicht rechtes denken , ich glaube das ist standart in anderen ländern mit "demokratie.
was ist dFC ?
hast den kopf vom nagel getroffen, das war auch schon lange meine meinung
" Da könnte man die dFC fast zu einer Diskussionsplattform dieser "Dingsda" erheben (Smiley). "
Wie wäre es mit "dLS" , der Linke Stammtisch?
Das würde die Athmosphäre einer gepflegten Diskussionskultur unterstreichen.
"[...] welchen Einfluss der ehemalige SPD-Vorsitzende in der »Bewegung« hat. Jener SPD-Vorsitzende, der in den 1990er Jahren zusammen mit der Union das bis dahin liberalste Asylgesetz vor die Schlachtbank geführt hat."
Vor nicht allzu langer Zeit hat die im Sterben liegende Ex-SED besagten Ex-SPD-Vorsitzenden mit Kusshand genommen. Warum? Weil er Leute erreichen kann. Weil er in seiner Zeit als Oberbürgermeister und Ministerpräsident gute Arbeit geleistet hat. Weil letztlich er es war, der die Linke im Westen zu einer halbwegs nennenswerten politischen Kraft gemacht hat. Jeder wusste damals, wie er tickt, dass er nicht gerade der Typ für eine Forderung wie 'offene Grenzen für alle' ist. Insofern ist es unredlich, jetzt seine Positionen zu beklagen. Jeder konnte das vorher wissen.
Ansonsten: man sollte Leute wie den Schreiber dieses Artikels ruhig mal selbst machen lassen. Die 9-10%, die die Linke aktuell holt, holt sie nämlich sicher nicht wegen den Kippings und Riexingers. Eine Spalutng sollten doch alle Beteiligten begrüßen, der Riexinger wollte doch erreichen, dass die Wagenknecht 'gegangen wird'. Wundern sollte er sich nicht, wenn sie jetzt ihr eigenes Ding macht. Wenn aus dieser Bewegung eine linkssozialdemokratische Partei werden sollte, hat die Linke jedenfalls ein Problem. Und das ist auch gut so, weil sie in ihrer jetzigen Form zu nichts mehr zu gebrauchen ist.
die Freitag Community, der Du auch angehörst, kein FußballClub.
"Denn für Luxemburg und Liebknecht war die SPD schon zu rechts als sie noch links war."
Die Ebert-SPD war nicht links. Das ist ja einer der Gründe für das Ende der Weimarer Republik und den Aufstieg des Faschismus. Die Arbeiter hatten in der SPD keinen verlässlichen Ansprechpartner, die KPD entwickelte sich (ein bisschen so wie die Linke heute) zu einer dogmatischen Sekte, die nicht an konstruktiver polistischer Arbeit interessiert war. Und wenn die Linke den Menschen kein attraktives Angebot macht, dann kommen die Rechten.
Luxemburg und Liebknecht ging es übrigens noch um die Arbeiter, also um jene Klientel, die die Linke heute kaum noch erreicht.
danke
Was mich immer aufregt, sind Leute, die nicht richtig lesen. Wagenknecht und Lafo sagen, es gäbe eine Mehrheit für linke Politik im Land. Was nicht gleichzusetzen ist mit linken Parteien. Und recht haben sie damit, was übrigens auch nichts neues in Deutschland ist, dass sich die Leute mehr soziale Gerechtigkeit wünschen, dann aber cdu wählen. Was mir in der Debatte um die "Bewegung" (in Klammern) auch sauer aufstößt ist, dass hier keinerlei Bedenken bestehen, die Position der Initiatoren verfälscht darzustellen.
Und, man muss natürlich sagen, dass der Autor weit entfernt davon ist, den wirtschaftspoltischen Wandel in der SPD auch nur in groben Zügen zu begreifen.
Sry, noch einen. Der Autor ist auch weit entfernt davon die Vorstellungen von Lafontain und Wagenknecht zu begreifen und scheint diese aus einem orthodox-marxistischen sogar revolutionären Blickwinkel zu sehen. Das ist natürlich eine Sichtweise, die heutzutage nicht mehr oft anzutreffen ist, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Also weiter: Der Autor scheint auch nicht zu begreifen, welche Position die Realofraktion der Linken so einnimmt. Langsam frage ich mich, in welchem Universum der Autor seine Beobachtungen des politischen Geschehens macht.
Zuletzt die frage an den Autor, wie er darauf kommt, dass die "Bewegung" (in Klammern) der Meinung sei, dass Sozial- und Nationalstaat Hand in Hand gehen müssten? Dieser Vorwurf ist mir in den letzten Tagen öfter zu Ohren gekommen, freilich, ich verstehen ihn nicht und finde keine Aussage, die das rechtfertigt. Vielleicht noch etwas positives zu dem Artikel, der ja schließlich von der Redaktion als Lesenwert gekennzeichnet wurde: die Hintergründe von Brandts Sohn waren mir neu.
Wer mehr Hintergründe erfahren möchte, dem empfehle ich meinen Artikel ;) https://www.freitag.de/autoren/nachbrenner/austehen-was-will-die-bewegung
Ja, ich hoffe die ‚Aufsteher‘ nutzen diese Chance. Eine Mitläuferbewegung hat keine Aussichten auf nachhaltige Erfolge. Aber „Basisdemokratie“ ist nicht so ganz einfach, nachdem Lafontaine die kapitalismuskritischen AfD-Wähler quasi eingeladen hat, sich da einzureihen. Da braucht es einen effektiven Filter, der jede Art von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit von vornherein ausschließt.
Ich hoffe, die ‚Aufsteher‘ werben auch für mehr Lockerheit gegenüber allen Mitbürgern/Mitmenschen, die aus anderen Kulturkreisen zu uns gekommen sind - oder zu uns kommen wollen ...
<<LINKE, SPD und Grüne sind jedoch grundverschieden, weil sie von verschiedenen Ideologien geleitet werden: neoliberal versus kollektivistisch. Für die einen steht das selbstverantwortliche Individuum im Vordergrund, für die anderen die solidarische Gemeinschaft. Dazwischen gibt es kein Drittes.>>
Das aber genau ist der Knackpunkt. Wenn die neue linke Bewegung die Mehrheit der Bevölkerung erreichen will, dann muss sie genau diese Balance herstellen zwischen Eigenverantwortung und Solidarität. Und zwar ohne "Ideologien", denn Ideologien welcher Art auch immer, sind der Mehrheit des Wahlvolkes suspekt.
Ich versuche mal zu skizzieren, was das inhaltlich bedeuten könnte:
Eine friedensstiftende Außenpolitik, die sich weder Moskau an den Hals wirft, noch 2-Prozentzielen aus Washington nachgibt, aber die Rolle der UNO stärkt und einer gestärkten EU zuarbeitet, gerne auch mit mehr Sozialpolitik
Eine ökologisch verantwortliche Politik, die endlich die Kohlekraftwerke abschaltet und die Dividende eines Energiemixes aus Wind, Sonne und Wasser einfährt
Eine Wirtschaftspolitk, welche die ganz großen Monopolisten an die Kandare nimmt, die Zockerei der Banken minimiert und Steuergerechtigkeit herstellt, aber nicht den Erfindungsreichtum und das Wagnis der vielen Mittelständler und Startups unterbindet.
Eine Sozialpolitik, in der Tarifverträge in allen Branchen existieren und allgemeinverbindlich sind und die Auffangbecken für persönlich Gescheiterte bietet (was heutzutage hauptsächlich zerrrüttete Ehen, Alleinerziehende und ältere Langzeitarbeitslose umfasst)
Eine Bildungspolitik, die das Kleinklein der Bundesländer überwindet und das Studium nicht überbewertet
Ja, und ganz zum Schluss eine nationale Migrationspolitik, die erkennbare Auswüchse eindämmt, aber gleichzeitig auf EU weite Regelungen hinarbeitet
Im Sinn der neuen linken Bewegung sollte doch ermutigend sein, dass nun auch einige CDU Granden wie der schleswig holsteinische Ministerpräsident Koalitionen mit Linken in Ostdeutschland nicht ausschließen. Diesen Menschen fällt so eine neue Denke doch genauso schwer wie strammen Linkspartei Aktivisten.
Afd wähler sind nicht unbedingt rechte oder naziz ,
wer auch immer das behauptet , das ist dummer quatsch
man kann auch nicht behaupten , dass csu wähler naziz sind ( kommt vieleicht näher hin ? )
schaut mal nach der herkunft der AfD führungsspitze von wo kommt die braune suppe ?
wer schreitam meisten nach aufrüstung : grüne , Afd und cdu und wo ist der feind ?
"Der Autor ist auch weit entfernt davon die Vorstellungen von Lafontain und Wagenknecht zu begreifen und scheint diese aus einem orthodox-marxistischen sogar revolutionären Blickwinkel zu sehen. Das ist natürlich eine Sichtweise, die heutzutage nicht mehr oft anzutreffen ist, um es mal vorsichtig auszudrücken."
Stimmt. Das ist eine Sichtweise, die wirklich nur noch äußerst schmale Nischen anspricht. In der Linkspartei gibt es ein seltsames Bündnis aus geistlosen Vulgär-Marxisten wie Niema Movassat, die darüber sinnieren, was für eine tolle Sache die Oktoberrevolution mit ihren Millionen Toten und dem verrotteten System, das sie hervorgebracht hat, doch war, und Ultra-Realos, die eigentlich am besten zu den Grünen passen würden, und die in Berlin unter dem Finanzsenator und Hobby-Darwin Sarrazin hardcore-neoliberale Politik betrieben haben.
Ganz Deiner Meinung
„Afd wähler sind nicht unbedingt rechte oder nazis“
Die meisten AfD-Wähler haben Angst vor „Fremden“ oder sind ihnen sogar feindlich gesonnen und haben deshalb AfD gewählt – was hat die AfD anderes zu bieten, als diese Leute bedienen zu wollen? Wenn AfD-Wähler für die „Sammlungsbewegung“ gewonnen werden sollen, ohne ihnen eine klare aufklärende Position gegen Fremdenfeindlichkeit entgegenzuhalten, wird sich die Aufsteh-Bewegung ein dickes Problem schaffen. Die unguten Geister die man ruft, wird man so schnell nicht wieder los. Und sie werden genügend Stoff liefern, die „Bewegung“ insgesamt zu diskreditieren. Da sollten Herr Lafontaine und Frau Wagenknecht noch einmal drüber nachdenken.
ich bin ein totaler anti AfD ler . „Afd wähler sind nicht unbedingt rechte oder nazis“
und dabei bleibe ich . weil es stimmt . ausländer feindliche mitglieder und mitläufer gibt es in allen parteien und bevölkerungsschichten . die werden bzw. viele fühlen sich durch die eigenen parteien ( cdu, csu , spd, linke ,grüne, fdp .-) verarscht .
und das mit recht . interne streiterein , wahlversprechen nicht gehalten , postenpoker , lobiismus , treiben die wähler zur AfD
vieleicht solltest du mal unters volk gehen ich meine das einfache werktätige
steig mal aus deinem balon aus und misch dich unters volk
Ich wünsche der Sammlungsbewegung jedenfalls viel Erfolg. Vielleicht eine Möglichkeit für Politik von unten . Eine Bewegung für den Arbeiter. Es muß doch eine linke Alternative zur SPD geben.