Der bekannte Gastro-Kritiker Heribert Prantl reportierte am 10. Juli in der Süddeutschen Zeitung über das Haus Voßkuhle: “Bei Voßkuhles setzt man sich nicht an die gedeckte Tafel und wartet, was aufgetragen wird. Eine Einladung [...] beginnt in der Küche: Der eine Gast putzt die Pilze, der andere die Bohnen, der dritte wäscht den Salat. Zu diesem Arbeitsessen gibt es ein Arbeitsweinchen. Natürlich hat der Gastgeber alles sorgfältig vorbereitet, natürlich steht die Menüfolge fest; aber es entsteht alles gemeinsam. Jeder hat seinen Part, jeder hat was zu schnippeln, zu sieden und zu kochen, jeder etwas zu reden: Es geht um die Nudel, die Küchenrolle und um die Welt. Voßkuhle selbst rührt das Dressing.”
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Broccoli_salad.jpgKein im Haus Voßkuhle zubereiteter Salat
(Photo: NorskPower - Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Jetzt kam durch investigativen Journalismus der Frankfurter Allgemeinen Gastro-Zeitung heraus: der Star-Journalist Prantl speiste nie im Haus Voßkuhle, er schrieb den Reportageteil über das Essen im Haus Voßkuhle nur nach Hörensagen. Und die Frankfurter Allgemeine enthüllte noch mehr: der Gastwirt Voßkuhle mag kein Dressing, er serviert seinen Gästen ausschließlich Rohkostsalate. Die gequirlte Voßkuhlesche Salatsoße hat es nur im Kopf des SZ-Journalisten Prantl gegeben.
Nun haben wir den Salat. Die “Edelfeder” Heribert Prantl ist vollends blamiert. Im Blog (Speise-)Carta spricht man gar vom “Prantl-Gate”: Prantl habe sich die nette Küchengeschichte aus dem Haus Vosskuhle ausgedacht, um sich beim Gastwirt Vosskuhle wieder einzuschleimen, weil er zuvor das Hauptgericht Vosskuhles kritisiert hatte. Und das überaus seriöse Feinschmecker-Magazin Focus, herausgeben vom breit aufgestellten Rohkostler Helmut Markwort, schlagzeilt “Pfui Prantl! Wasser predigen, Wein trinken” – was natürlich an der Sachlage vorbeigeht, denn das “Arbeitsweinchen” im Haus Voßkuhle hat Prantl ja nie getrunken.
Und so bleibt bei allem Magenknurren, das dieser Fall auslösen muss, doch eine positive Erkenntnis: die vierte Macht in Deutschland, der Journalismus, funktioniert. Die Salatlüge wurde mit aller Medienmacht aufgeklärt, die Ehre des Hauses Voßkuhle wurde wiederhergestellt und der Gastro-Kritiker Heribert Prantl muss auch künftig zu Hause seine Bohnen schnippeln, im Haus Voßkuhle hat er weiterhin Lokalverbot.
Kommentare 1
Gerne gelesen, weil locker und ohne Häme geschrieben.
Was mich die ganze Zeit den Kopf schütteln läßt, ist die Tatsache mit welcher Verve und teilweise auch Bösartigkeit sich die vemeintliche, teilweise auch selbsternannte Edelfederjournaille nun auf Prantl stürzt, aber keiner von denen in der Lage ist, das, was Prantl da beschrieben hat nur ein Bild dafür sein könnte, vielleicht auch sollte, wie im Senat des Verfassungsgerichts unter Voßkuhle gerabeitet wird. Nämlich alle arbeiten an der Entscheidung und dem Urteil zu und Voßkuhle rundet das "Gericht" ab und kredenzt es.
Wenn das wirkleich keiner gesehen hat, dann ist es ein Armutszeugnis für die edlen Journalisten. Sollten sie es erkannt haben und trotzdem anders geschrieben haben, dann ist das pure Bösartigkeit, resultierend aus was auch immer.