Europa fürchtet, Europa hat Angst. Die Pariser Anschlagserie der IS-Terroristen versetzen die Menschen in Schreckstarre. Politiker setzen Krisensitzungen an, Medien berichten unermüdlich im Sekundentakt, Bürger versuchen das Geschehene zu verarbeiten. Jeder auf eine eigene Weise. Doch während die eine sehr klare Haltung haben, für die Opfer und ihre Angehörigen trauern, dann auf die Mörder und ihr Handeln fluchen, befinden sich Muslime einige Tage nach den Meldungen noch immer in einem Hexenkessel, dessen Flammen von eigenen Abwehrmechanismen angeheizt werden.
Der vergangene Freitag ist mit einem bitteren Nachgeschmack von Trauer in die europäische Gesichte eingegangen. Erneut fiel Paris dem Terror zum Opfer. Und während hunderttausende Stimmen in klanglautem Konsens Frankreich ihren Beistand aussprechen, wird in innerislamischen Kreisen eine Frage aufgeworfen, die seit 9/11 ihre Debattenkultur nicht minder prägt. Wie geht man damit um, wenn Terroristen die eigene Religion missbrauchen und mit ihr erbarmungslose Mordserien übertünchen? Distanziert man sich zusätzlich oder nicht? Und wenn ja, wie stellt man das an, ohne einen ohnehin befürchteten Generalverdacht zu bekräftigen?
Viele Muslime scheinen erschöpft zu sein. Müde vom Rechtfertigungsgesums, ausgelaugt von Distanzierungsphrasen – wohlwissend, dass sie ohne das Aussprechen dieser ja doch keine Ruhe finden werden. Denn während sie klarstellen, wie zuwider ihnen der lästige Widerhall von Beteuerungen sind, distanzieren sie sich erneut. Tun sie es nicht, kann es leicht passieren, dass nebst islamophoben Angriffen auch Schuldgefühle Überhand gewinnen.
Ja, dass die Terroristen mit dem tatsächlichen Islam genauso wenig zu tun haben, wie Pegida mit dem Gesamtvolk Deutschlands, sollte jedem klar sein. Dass sie sich mit ihren Morden trotzdem auf einen vermeintlichen Islam berufen, ist dennoch nicht negierbar, und das war es nie. Sie rufen das gleiche "Allahu Akbar", das Muslime vor jedem Gebet innerlich aufsagen.
Es gibt Muslime, die sich mit Geduld und Zuversicht gegen die vollkommen zweckentfremdete Interpretation des sogenannten Islamischen Staates positionieren, statt sich von ihr als etwas unsagbar Fernes zu distanzieren. Die das als Pflicht und nicht Last annehmen. Denn nicht wenige Muslime scheuen sich vor einer bedingungslosen Solidarität mit Paris. Man kann nahezu von einer Kollektivmattigkeit muslimischer Bürgerinnen und Bürger sprechen. Einer emotionalen Ohnmacht, womöglich durch einen lange aufgestauten Würdeverlust verursacht, der wiederum in einem Opferkomplex mündet. Es ist so: Wir Muslime sind es leid, wissen nur nicht, was genau.
Womöglich verfolgten an dem Abend auch viele Muslime das Spiel Deutschland gegen Frankreich nichtsahnend auf der Couch. Und wahrscheinlich hatten sie kurz davor ihr tägliches Nachtgebet, eines von insgesamt fünf am Tag, verrichtet. Versuchten den Alltag für einen Moment zu pausieren, die Gedanken zu drosseln und spirituell zu dösen. Fingen ihr Gebet dann mit denselben Worten an, wie die Terroristen ihre massive Mordserie begannen. Murmelten leise "Allahu akbar" und priesen so Gottes Größe auf arabisch, während wenig später jene in Paris mit diesen Lauten in die Menge schrien, um mit ihrer vermeintlichen Größe Angst und Schrecken zu verbreiten."
Die einen hielten nach dem Ausruf Gebetsketten in den Händen, die anderen Kalaschnikows. Auf den Händen der Muslims zuhause lag vermutlich noch eine nocht nicht ganz getrocknete, dünne Wasserschicht von der rituellen Waschung vor dem Gebet – auf denen der Terroristen hingegen das Blut Unschuldiger. Paris, das war ein erneuter Angriff auf das Prinzip der Humanität, welchem sich der Islam anschließt – aber in seiner Glaubwürdigkeit und Authentizität von Anschlägen wie diesen immer weiter diskreditiert wird.
In der Tat, es scheint sich dieser Tage eine schwierige Situation für Muslime anzubahnen. Viel mehr als der befürchtete Generalverdacht sind es die eigenen Emotionen, die ihnen diese Schwierigkeiten bereiten. Sie schwanken zwischen schwarz und weiß, ohne Ansätze der Differenzierung. Sie befinden sich in einem Dilemma: Wenn sie offen für die Pariser Opfer trauern, fürchten sie, Verrat zu begehen an den muslimischen Opfern des Terrors im Nahen Osten, für die es vergleichsweise eine geringere Welle an Beileid gab.
Die enorme Solidarität mit Paris führt dazu, dass sie sich der Kritik anschließen, die internationale Gemeinschaft interessiere sich nicht für muslimisches Leid. Doch es ist ein entweder-oder Konstrukt. Denn offensichtlich tragen gerade diverse Gemeinsamkeiten zu einem ausgeprägten Solidaritätsbedürfnis bei. Wenn Deutsche und Engländer ihren geographischen Nachbarn uneingeschränkten Beistand zusprechen, berufen sie sich meist auf eine europäisch bedingte Brüderlichkeit.
Menschen funktionieren nunmal nach dem Prinzip "je näher mir ein Leid, desto betroffener reagiere ich." Das mag man zu Recht als moralisch zu kurz gedacht empfinden, aber es ist natürlich. Und am wenigsten können die betroffenen Menschen in Paris etwas für diese Denkweise. Auf Kollektivhaltung wird mit Kollektivstrafe reagiert, und das ist falsch. Wenn einige Muslime nun angesichts von Opfermeldungen aus Syrien ein stechenderes Gefühl verspüren, als bei denen aus Europa, geht das neben der Regelmäßigkeit dieser Meldungen auch mit der gemeinsamen Religion, die man mit den Opfern und Leidenden teilt, einher.
Besonders in sozialen Medien wie Facebook oder Twitter offenbart sich die konfuse Haltung einiger Muslime. Die Pallette ist breit: Von Verschwörungstheorien bishin zu Relativierungsversuchen der 132 Toten durch anderweitiges Elend im Libanon oder Syrien ist vieles an Pietätlosigkeit dabei. Statt der Tricoleur-Profilbilder auf Facebook zeigten etwa viele kritische User die Flaggen ihrer eigenen Nationalitäten. Sie hüllten ihre Bilder in türkische, libanesische oder palästinensische Nationalfarben. So wollen sie auf die Vergessenen in besagten Ländern aufmerksam machen. Doch sie vergessen, dass auch die Verstorbenen und Verletzten aus Paris Unschuldige sind. Sie merken nicht, dass sie durch solch eine trotzige Attitude nur noch mehr Teilungen heraufbeschwören. So rufen sie jene Geister, die Pegida und Co. schon lange umschweben.
Statt zusammenzuhalten, wird zusammengesucht: alles was trennt, um diese Merkmale dann plakativ auszustellen. Es ist fast wie ein bockiges "Ihr leidet? Schön, wir auch!". Ein gefährliches Wettrüsten für mehr Opferandacht, bei dem die Trauer, um die es eigentlich geht, in den Hintergrund gerät. Das Leid in Beirut wird nicht selten für eine strikte Antipathie gegenüber europäischer Politik instrumentalisiert. Leichtsinnig wirft man mit Totenzahlen um sich, leichtsinnig geht man mit der Achtung vor Toten um.
Doch die kritisierte Hierarchie von Leid wird so lediglich bestärkt, das Fundament bruchfest gemacht. Sätze von Trauerbekundungen für Paris enden oftmals nicht, ohne eine Stadt im Nahen Osten zum Vergleich heranzuziehen, ganz so als schließe das eine das andere aus. Als wären nicht alle Zivilisten jedweder Ethnizität die Leidtragenden eines Terrors, dem wir alle gleichermaßen ausgesetzt sind. Was schlussendlich zu kurz kommt sind offenherzige Emotionen und humanistische Werte, fern von Nation und Religion. Zu trauern ohne Front und Feind, für all die Pariser Gesichter und libanesischen Geschichten, denen die feigen Kontrahenten unser aller ein jähes Ende setzten.
Uns muss klarwerden, dass IS schon lange keine gebündelte Meute mehr ist. Das Terrornetzwerk modelliert mit roher Gewalt und präzisem Kalkül ein System, dessen Ausmaß und Umfang bis in die Zentren der europäischen Metropolen reicht. Eine mächtige Gewalt, die den Frieden der gesamten Weltbevölkerung anvisiert und jeden Einzelnen bedroht, der Terror ablehnt. Dagegen kann nur gesellschaftlicher Zusammenhalt ankommen. Zusammenhalt, der mit dem Ende der Idee einhergeht, Leid nach Nationen zu kategorisieren.
Kommentare 70
auf den Punkt gebracht!
Danke für den Artikel.Gesellschaftlicher Zusammenhalt-wir sind eine Neidgesellschaft.Aber der einzelne Zweibeiner ist gefragt.
Muslime dürften eine genauso durchmischte Gemeinschaft bilden wie Christen. Es dürfte kluge und weniger kluge, introvertierte und extrovertierte, sehr spirituelle und nur per Geburt der Religion zugewandte Menschen unter ihnen geben, und all das und alles andere in jeder erdenklichen Mischung und Abstufung. Klugen Muslim würde ich empfehlen, sich genauso wenig für muslimische Terroristen zu rechtfertigen oder schuldig zu fühlen wie sich Christen für amerikanische Drohnenangriffe rechtfertigen oder schuldig fühlen.
Es gibt für europäische Muslime freilich einen Unterschied: Sie befinden sich in Europa. Es wird von ihnen erwartet, sich von etwas zu distanzieren mit dem sie nicht das Geringste zu tun haben.
Tun Sie es, wo es Ihnen abverlangt wird; aber beziehen Sie es nicht auf sich. Sie haben nichts damit zu tun.
Es sei denn, Sie hätte doch etwas damit zu tun, weil Sie glauben, dass Religion ein tieferes Band als Humanismus schmiedet. Dann sollten Sie noch mal gründlich und lange nachdenken.
@lethe am 21.11. um 00:26 Zu:
"....Es wird von ihnen erwartet, sich von etwas zu distanzieren mit dem sie nicht das Geringste zu tun haben." (Zitatende)
Machen Sie es sich da nicht zu einfach? Beide beziehen sich schließlich auf dasselbe Religionsbuch , welches schließlich die Ursache des ganzen Übels darstellt.
In der gestrigen Heute-Show konnte man Zeuge sein, wie ein Mitarbeiter dieser Satire-Sendung in einem einzigen Satz während seines Sketches das ganze Dilemma der christlichdemokratischen Abendländler, oder zumindest denen die sich diese Charaktermaske leisten, in seiner Grußkarte an die Islamisten zusammenfasste:
" ...aber IHR bestimmt nicht wie WIR hier leben!" (die Betonungen stammen ebenfalls aus der Rede)
Wer ein wenig nachdenkt kommt eventuell darauf, warum es, nicht nur, auf dem afrikanischen Kontinent Krieg gab und gibt und der IS entstehen konnte.
Ich gehe davon aus, daß das anwesende Publikum aus einem anderen Grund als dem Meinigen in Gejohle und Geklatsche ausbrach nachdem dieser Satz gefallen war (auf dem Feld der öffentlichrechtlichen Ehre).
Ich gehe auch davon aus, daß jeder hier beim wir friedlich lebende Muslime und erst recht der dort beim euch lebende erkennt, was mit diesen einem Satz transportiert wurde.
"Viele Muslime scheinen erschöpft zu sein. Müde vom Rechtfertigungsgesums, ausgelaugt von Distanzierungsphrasen – wohlwissend, dass sie ohne das Aussprechen dieser ja doch keine Ruhe finden werden. Denn während sie klarstellen, wie zuwider ihnen der lästige Widerhall von Beteuerungen sind, distanzieren sie sich erneut. Tun sie es nicht, kann es leicht passieren, dass nebst islamophoben Angriffen auch Schuldgefühle Überhand gewinnen."
Die Passage ist mir auch komisch vorgekommen.
Als Deutsche(r) ist es über Jahrzehnte, manche sagen bis zum Sommermärchen 2006, so gewesen, dass man sich irgendwie zu rechtfertigen hatte, kein Nazi zu sein. Auch wenn man historisch nicht mal mehr entfernt mit der Nazidiktatur zu tun haben kontte. Teilweise kann man die Skepsis – und manchmal mehr –, die einem entgegenschlug ja verstehen, man war eben Deutsche(r).
Man hat sich auf die Sprachregelung geeinigt, Schuld nein, Verantwortung ja. Dazu gehört dann selbstredend, dass man sich auch heute noch von Naziideologien und dergleichen entschieden distanziert und lieber drei mal als zwei mal hinschaut. 70 Jahre später. Also bitte keine Müdigkeitsargumente und nicht zu viel Selbstmitleid, speziell an dieser Stelle.
Çok teşekkür ederim sizin gazete makalesiniz için!
Dagegen kann nur gesellschaftlicher Zusammenhalt ankommen. Zusammenhalt, der mit dem Ende der Idee einhergeht, Leid nach Nationen zu kategorisieren.
Ich danke Ihnen sehr für dieses Plädoyer gegen die "kollektive Mattigkeit". Von einem Gefühl ohnmächtiger Fassungslosigkeit sind angesichts der gegenwärtigen Eskalation, wie ich fürchte, nicht nur Menschen muslimischer Sozialisation erfaßt. Das divide-et-impera-Prinzip gedeiht dieser Tage bedauerlicherweise wieder zu destruktiver Blüte. Sie haben vollkommen recht: Es ist höchste Zeit, uns wieder auf das zu besinnen, was uns Menschen bei aller Verschiedenheit grundsätzlich verbindet, anstatt zuzuschauen, wie die einen gegen die anderen ausgespielt werden. Und sich bedauerlicherweise auch erfolgreich gegeneinander ausspielen lassen. Deshalb kann gar nicht oft genug an den Mut zu aktiver Solidarität aller friedfertigen Menschen unserer Gesellschaft appelliert werden.
Was Navid Kermani am 14. Januar dieses Jahres bei der Trauerkundgebung in Köln sagte, gilt unverändert weiter (http://www.navidkermani.de/media/raw/CharlieCologne.pdf):
... Die letzten Tage haben uns daran erinnert, daß wir bei allen politischen Rechten und gesetzlichen Regeln immer auch das Moment der Brüderlichkeit im Blick haben müssen, der Empathie, des Einstehens für den Schwächeren, der Gastfreundschaft gegenüber dem Fremden, der Solidarität mit dem Verfolgten. [...] Nicht wir Franzosen und wir Deutschen, nicht wir Weißen über den Schwarzen, nicht wir Einheimischen über den Fremden, nicht die Männer über den Frauen, nicht wir Adligen und wir Bürger, nicht wir Kapitalisten und wir Arbeiter, nicht wir Christen, wir Juden und wir Muslime, nicht wir Europäer, wir Asiaten und wir Afrikaner – nein, wir Menschen. Die Terroristen wollen einen Keil zwischen uns treiben, sie wollen uns in eine Entscheidung zwingen, ob wir Europäer oder Araber sind, Westler oder Orientalen, Gläubige oder Ungläubige. Nach dem 11. September 2001 war ihnen das fast schon gelungen, als der Terror mit Kriegen beantwortet wurde, mit Folter, mit der Aushöhlung des Rechtsstaats. Die unweigerliche Folge waren noch mehr Gewalt und Gegengewalt, noch mehr Feindbilder und noch mehr Haß, noch mehr Anschläge und zehntausende und hunderttausende weitere Tote. Heute muß die Antwort auf den Terror eine andere, eine im besten Sinne aufklärerische sein: Nicht weniger, sondern mehr Freiheit! Nicht Ausgrenzung, sondern gerade jetzt Gleichheit!Und vor allem: Nicht Feindschaft, sondern Brüderlichkeit! [...]
Gemeinsam bekunden wir unsere Trauer, gemeinsam bekunden wir unseren Abscheu, gemeinsam bekunden wir unser Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer – aber entschlossen wehren wir uns auch gegen diejenigen, die den Mord an siebzehn unschuldigen Menschen mißbrauchen, um gegen eine einzelne Bevölkerungsgruppe zu hetzen. Wir wehren uns gegen die Le Pens in Frankreich und gegen die Gaulands in Deutschland, wehren uns gegen Pegida und gegen Proköln, gegenSalafisten und Rechtsradikale, gegen die Haßprediger in den Moscheen und die Haßprediger in den Talkshows. Wir wehren uns gegen diejenigen, die sich als Retter des Abendlandes aufspielen, aber alles verraten, was an diesem Abendland liebens- und lebenswert ist. Wir wehren uns gegen diejenigen, die wegen ein paar Karikaturen wüten und nicht sehen, daß sie es selbst sind, sie selbst!, die den Islam zur Karikatur seiner selbst machen. [...]
Wir müssen für die Ideale der Gerechtigkeit, der Friedfertigkeit und der Toleranz jeden Tag eintreten, im Alltag, im eigenen Bekanntenkreis, am Arbeitsplatz oder ind er Schule, in den Parteien, Gewerkschaften, Vereinen oder religiösen Gemeinden [...] Die letzte Woche hat uns daran erinnert, daß Europa zwischen Nationalisten hier und religiösen Extremisten dort zerrieben werden könnte, deren Haß sich gegenseitig hochschaukelt. Sie hat uns an die Konflikte und Kriege erinnert, die nicht in vergangenen Zeiten oder auf fernen Kontinenten, sondern direkt vor der europäischen Haustür stattfinden. [...]
Und weiter:
[...] Und doch werden wir den Terror nur besiegen, wenn wir ihm den sozialen, politischen und geistigen Boden entziehen. Daß hier diejenigen in besonderer Verantwortung stehen, in deren Namen die Gewalt verübt wird, liegt in der Natur der Sache.[...] Erlaubt mir deshalb, liebe Mitbürger, liebe Freunde, erlaubt mir, an dieser Stelle ein Wort speziell an die Muslime unter Euch zu richten, an meine Geschwister im Glauben. Es reicht nicht zu sagen, daß die Gewalt nichts mit dem Islam zu tun habe. In dem Augenblick, da sich Terroristen auf den Islam berufen, hat der Terror auch etwas mit dem Islam zu tun. Wir müssen die Auseinandersetzung mit der Lehre suchen, die heute weltweit Menschen gegeneinander aufhetzt und Andersgläubige ermordet oder erniedrigt. Dschihadisten haben in den vergangenen Monaten Hunderttausende Christen, Jesiden und überhaupt alle Andersdenkenden vertrieben, vergewaltigt, ermordet. Sie haben in Pakistan erst vor ein paar Wochen eine Schule überfallen und 141 Menschen erschossen, die allermeisten von ihnen Kinder. Und am selben Tag, da Dschihadisten in Paris die Redaktion von Charlie Hebdo überfielen, haben Dschihadisten in Nigeria ein ganzes Dorf dem Erdboden gleichgemacht und viele Hundert, wenn nicht zweitausend Zivilisten massakriert – im Namen des Islams, meine Brüder und Schwestern. Und ob diese Dorfbewohner Muslime waren oder Christen, das interessiert mich überhaupt nicht, das will ich hier nicht einmal erwähnen – es waren Menschen, friedliche, wehrlose Menschen, auch sie unsre Brüder und Schwestern. [...] Es liegt an uns – nicht nur an den Verbänden, nein, an jedem einzelnen von uns -, die Fratze abzureißen, die das Gesicht unserer Religion entstellt. Es ist unsere Verantwortung und unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß man mit dem Islam nicht mehr Terror und Gewalt, sondern wieder Freiheit und Gerechtigkeit verbindet, nicht mehr Engstirnigkeit und Dogmatismus, sondern Vernunft und Toleranz, nicht mehr Unterdrückung und Strafe, sondern Humor und Kultur. Vor allem aber liegt es an uns, dem höchsten Gebot des Islams, der Barmherzigkeit, wieder Geltung zu verschaffen. „Wahrlich, erhebst du auch deine Hand gegen mich, um mich totzuschlagen, so erhebe ich doch nicht meine Hand gegen dich, um dich zu erschlagen“ – das werden heute die meisten für die Bergpredigt halten, ist aber doch unser eigener Koran, Sure 5,28.Schaut nicht weg, wenn Eure Kinder, Geschwister oder Freunde von einem auf den anderen Tag den Koran hochhalten, den es nur streng wörtlich auszulegen gelte, und sich als Moralapostel aufführen, die alles besser zu wissen glauben, diskutiert mit ihnen, weist sie hin auf die tausendvierhundertjährige Tradition islamischer Gelehrsamkeit, beginnend mit dem Propheten selbst, der den Koran niemals nur wörtlich verstand und stets mehr als nur eineeinzige Auslegung akzeptierte. Sagt ihnen, daß die Nachfolge des Propheten nicht darin besteht, eine bestimmte Kleidung oder einen bestimmten Bart zu tragen, sondern von der Vernunft Gebrauch zu machen, das Wissen selbst in den fernsten Ländern zu suchen und Werke der Mildtätigkeit zu tun. Macht ihnen klar, daß Dschihad nach allen maßgeblichen Deutungstraditionen des Islams nur ein genau umrissener und zeitlich begrenzterVerteidigungskampf sein kann und nie und niemals die Ermordung wehrloser Menschen. Erinnert sie daran, daß der eigentliche Dschihad keineswegs der Kampf gegen Ungläubige ist,sondern der Kampf des Gläubigen mit sich selbst. Ignoriert in Euren Moscheen und Schulen und Familien nicht die Verse, die im Koran selbst zur Gewalt aufzurufen scheinen, sondern sprecht sie offen an, diskutiert sie und bettet sie ein in ihren historischen Kontext. Schreitet ein, wenn verächtlich über Andersgläubige gesprochen wird und zumal, wie es unter unserenJugendlichen immer häufiger geschieht, zumal über Juden. „Der Mensch ist entweder ein Bruder im Glauben oder ein Bruder in der Menschlichkeit.“ Das sagte im siebten Jahrhundert Ali ibn Abi Talib, der als vierter Kalif und zugleich erster Imam wie kein anderer Nachfolgerdes Propheten Sunniten und Schiiten verbindet. Das, genau das, ist aber auch zugleich der humane Kern, der den morgen- und abendländischen Religionen gemeinsam ist [...]
Mit ermutigenden Grüßen, G. S.
@Büsra Delikaya
Ja, dass die Terroristen mit dem tatsächlichen Islam genauso wenig zu tun haben, wie Pegida mit dem Gesamtvolk Deutschlands, sollte jedem klar sein.
In so einer Aussage liegt doch alles Grundübel der Offenbarungsreligionen zugrunde. Wer legt denn fest, was der tatsächliche Islam ist? Jeder, auch ein Terrorist, kann sich auf den Koran berufen und die Passagen finden, die ihm wichtig sind. Wenn es einen tatsächlichen Islam gäbe, ja, wenn er irgendwie einzugrenzen wäre, gäbe es doch nicht diese tödlichen Feindschaften unter denen, die sich auf das Buch berufen. Die Differenzen unter den Muslimen (Sunniten vs. Schiiten) liegen doch in den unterschiedlichen Lesarten des tatsächlichen Islam begründet, die von ihren jeweiligen Auslegungsschulen so apodiktisch interpretiert werden, dass Gewalteinsatz die Folge sind. Ganz zu schweigen von dem sich daraus ableitenden Menschenbild, etwa die Geschlechterrollen.
Danke fuer den Beitrag. Ich sehe mich in erster Linie als Mensch und Weltbuergerin, der es nicht schwerfaellt, ueberall Gemeinsamkeiten wahrzunehmen. Diese Weltsich gehoert zu meinem Selbstverstaendnis. Aber es gibt nun mal eine betraechtliche Anzahl von Menschen auf diesem schoenen Planeten, die noch sehr von ethnozentrischen Bewusstseinsinhalten auch emotional gesteuert werden, die leider noch nicht in der Lage sind eine universellere, pluralistischere oder integrale Perspektive einzunehmen. Deshalb muessten politische Akteure und auch Medienschaffende, mehr Verantwortung uebernehmen, und die Menschen dort abholen wo sie sehen. Beispielsweise, mehr integrale Psychologen (individuelle Schau), integrale Soziologen (kollektive Schau) und integrale Kulturanthropologen zu Rate ziehen und auch viel oeffter selbst zu Wort kommen lassen. Denn millitaerische Massnahmen muessten mit Bildungs- und Aufklaehrungsmassnahmen einhergehen, wenn diese wahrlich depremierende Sitiation, einigermassen vernuenftig behandelt und gehandelt werden soll.
Muss ich mich permanent von Pegida und dergleichen distanzieren, nur weil die es wagen, Begriffe wie "Humanismus" in den Mund zu nehmen, offenbar also ein paar der gleichen Autoren gelesen haben wie ich? Muss ich mich wegen des Raubbaus, den wir überall auf der Welt mit Ressourcen treiben, die uns originär nicht zustehen, permanent für das "christliche Abendland" und die "christliche "neue Welt" rechtfertigen, nur weil ich die Bibel gelesen habe?
Machen Sie es nicht zu einfach, wenn Sie es für möglich halten, dass von der Lektüre eines Buches auf Menschen zurückgeschlossen werden kann?
Religion sollte doch eigentlich etwas zutiefst PERSÖNLICHES sein und doch lassen wir uns seit Jahrhunderten immer wieder in Glaubenskriege treiben, die in Wirklichkeit und ohne Ausnahme auch nur Kriege um Geld und Macht sind. JEDER ist frei zu glauben und mit GOTT zu reden, wie es ihm sein HERZ befiehlt, kein Priester und kein Präsident hat sich dabei einzumischen.
Aber nein, der dumme Mensch kann dem dummen Menschen alles verzeihen, nur nicht, dass dieser nach einem anderem Ritus zu seinem Schöpfer betet. Allein deshalb müssen wir uns für andere Menschen rechtfertigen, die zufällig in unsere Religionsgemeinschaft hineingeboren wurden oder dies auch nur vorgeben(!), müssen uns als (Kalte) Glaubenskrieger instrumentalisieren lassen.
Am schlimmsten aber ist, dass wir uns nur aufgrund von Erzählungen derart manipulieren und ausnutzen lassen, Erzählungen aus Zeitungen, Fernsehnachrichten und Dokumentationen von denen wir doch wissen, wie oft sie einen (niederen) Zweck verfolgen, sich auf pure Gerüchte stützen und uns „symbolisches“ Bildmaterial präsentieren. Oder sollten wir still, heimlich und unbemerkt von uns selbst die Fernsehnachrichten zu unserer wahren Religion erklärt haben?
Wenn wir aufhören, uns für unseren Glauben zu entschuldigen und zu rechtfertigen, aufhören jedes Mal wie von der Tarantel gestochen aufzuspringen, wenn das Stichwort Islam, Christentum ... (oder auch Demokratie und Wertegemeinschaft) fällt, dann werden wir sehen, um wieviel weniger Andere sich genötigt sehen werden, uns mit Misstrauen zu betrachten, abzulehnen oder anzugreifen, werden wir erleben, wie unser Glaube uns befreit anstatt uns Ketten anzulegen.
Verantwortlich für die Morde in Paris sind die Mörder, Mitwisser und Auftraggeber dieser Morde, sowie die Ideologen des Hasses. Hierüber, Büsra, heißt es, sich ein für alle Mal klar zu sein. Machen Sie mit Nachdruck denjenigen, welche von Ihnen verlangen, Buße zu tun -nämlich genau darum geht es,- unmissverständlich klar, dass Sie bei diesem üblen Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisung nicht mitmachen. Auf eine Diskussion, welche Schuld an diesen Gewalttaten Ihr persönlicher Glaube hat oder nicht hat, sollten Sie sich erst gar nicht einlassen. Ihr Glaube ist ganz allein Ihre Angelegenheit, hierfür haben Sie sich nicht zu rechtfertigen. Treten Sie offensiv für Glaubensfreiheit ein.
@ lethe um16:00
Wenn pegida- Leute dasselbe sagen wie "lethe", dann muss sich "lethe"sich nicht von Pegida- Leuten distanzieren. Argumente gelten unabhängig von den Lippen über die sie kommen. "Pegida" ist kein anteckender Virus. Außer lethes (Immun)-System ist so schwach, dasser befürchtet, dass das Pegida- Virus ihn überwältigen könnte.
Wenn Sie von der Bibel überzeugt sind und diese gar anderen empfehlen wollen, müssen Sie sich sehr wohl wegen derer Grausamkeiten bis hin zum Aufruf zum Völkermord rechtfertigen. Und wenn ssssSie das tolerieren, dann müssen sie sich vor den Menschenrechten oder den Grundrechten rechtfertigen und wären in den 70ger Jahren nicht in den Staatsdienst übernommen worden.
Die Kleingeistigen erwarten Rechtfertigung. Sie erwarten, dass ein Gläubiger des Islam sich von den anderen 'Gläubigen' distanziert, als ob es nicht vollkommen normal sei, sich dort nicht wieder zu finden...
Hier regiert die Angst. Oder etwas gemäßigter:
Was der Bauer nicht kennt, ...
Wer, in muslimischer Tradition, das Bedürfnis hat, sich zu äußern, möge es tun. Freiwillig.
Sobald auch nur ein Hauch von Rechtfertigungsduktus oder Erwartungshaltung erkennbar wird, würde ich davon abraten. So weit darf es gar nicht kommen, dass eine Distanz dokumentiert werden muss, die selbstverständlich ist.
Das entspricht in etwa meinem ersten Statement ganz oben^^ ich kann Ihnen von daher nur uneingeschränkt zustimmen
"Pegida" ist kein anteckender Virus. Dummdreiste Ideologien haben für intellektuell unterkomplex strukturierte Menschen noch immer etwas Attraktives gehabt.
vor dem "Dummdreiste" muss natürlich ein Absatz.
Lieber Little Louis, die ehemaligen Bürgerkriegsparteien in Belfast - katholische und protestantische, die erzkonservativen jüdischen Siedler im Jordanland, die militanten Hindus in Indien - sie alle bezogen und beziehen sich auf ihre jeweilige Glaubenslehre und deren schriftliche Zeugnisse. Fazit: die Bibel ist die Wurzel allen Übels im Bürgerkrieg in Nordirland, die Thora...., die Veden..... usw. usf.
Natürlich nicht! Genauso wenig wie der Koran.
Es ist nicht das Buch, welches die Wurzel allen Übels ist, es ist immer der Mensch durch seine Handlungen und als solcher sucht er auch stets nach Rechtfertigungen für sein schändliches Tun. Und da sind Religionsbücher natürlich wohlfeil zu haben und zu missbrauchen.
Hallo Nil.
Im Moment referierst Du artig, was integral geschrieben steht.
Der integrale Gedanke liegt aber darin, dass man das, was integral sein könnte (ein großes Thema, das Fass lass ich mal zu) lebendig einbringt.
Es gibt einen schönen Beitrag von Wilber, in dem er sagt, die Boddhisattvas von heute sollten keine spirituellen Gurus werden, sondern Lehrer, Ärzte, Journalisten, an den Schaltstellen der Gesellschaft.
Und „werdet alle integral“ oder beschäftigt euch zumindest damit („integral informiert“) ist ja auch nur ein Teil der Wahrheit. Das Faszinierende – und noch ganz und gar Unspirituelle - an der integralen Idee ist die Maxime, dass das Wohl der ganzen Spirale (der Entwicklung) Vorrang vor der Verabsolutierung einiger Stufen oder Ebenen der Entwicklung (des Bewusstseins).
Lass uns daran arbeiten, herauszufinden, wie man's macht.
„Ich sehe mich in erster Linie als Mensch und Weltbuergerin, der es nicht schwerfaellt, ueberall Gemeinsamkeiten wahrzunehmen. Diese Weltsich gehoert zu meinem Selbstverstaendnis. Aber es gibt nun mal eine betraechtliche Anzahl von Menschen auf diesem schoenen Planeten, die noch sehr von ethnozentrischen Bewusstseinsinhalten auch emotional gesteuert werden, die leider noch nicht in der Lage sind eine universellere, pluralistischere oder integrale Perspektive einzunehmen.“
Damit hältst Du andere auf Distanz. Das ist leider ein kritischer Punkt der integralen Idee, ein schönes Werkzeug an der Hand zu haben, mit dem man einordnet, aber sich nicht einlässt.
Unsere Aufgabe ist, uns einzulassen und von hier aus zu wirken.
"Wer, in muslimischer Tradition, das Bedürfnis hat, sich zu äußern, möge es tun. Freiwillig.
Sobald auch nur ein Hauch von Rechtfertigungsduktus oder Erwartungshaltung erkennbar wird, würde ich davon abraten. So weit darf es gar nicht kommen, dass eine Distanz dokumentiert werden muss, die selbstverständlich ist."
Nee. Wenn das, was unsere Gesellschaft ausmacht, das Spiel des Gebens und Verlangens von Gründen ist, dann kann man das, auch wenn es gut gemeint ist, nicht einseitig aufkündigen.
Religionsfreiheit Grundgesetz Artikel 4 Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Artikel 136 [Individuelle Religionsfreiheit]
(1) Die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt.
(2) Der Genuß bürgerlicher und staatsbürgerlicher Rechte sowie die Zulassung zu öffentlichen Ämtern sind unabhängig von dem religiösen Bekenntnis.
(3) Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren. Die Behörden haben nur soweit das Recht, nach der Zugehörigkeit zu einer Religionsgesellschaft zu fragen, als davon Rechte und Pflichten abhängen oder eine gesetzlich angeordnete statistische Erhebung dies erfordert.
Ich bin unbedingt dafür.
Aber das eine ist das Recht, dass andere bezieht sich auf das normative Fundament von Gesellschaften. Auf die ziemlich fundamentale aber zugleich anspruchsvolle Frage, wen oder was wir eigentlich meinen, wenn wir "Wir" sagen.
Welche Klammer ist es, die sowohl den religiösen Menschen, als auch den säkularen verbindet. Es ist das Geben und Verlangen von Gründen.
"Diese grundlegende, auf den ersten Blick unscheinbare Überlegung hat weitreichende Konsequenzen für ein philosophisches Programm, das ich den inferenzialistischen Zugang zu der Frage nach dem Gehalt und damit auch der Bedeutung von Begriffen nennen möchte. Dabei werden begriffliche Normen als inferenzialistische Normen verstanden: Die Bedeutung eines Begriffs hängt von seiner Rolle in einem (sozial zu verstehenden) Sprachspiel ab, in dem Gründe gegeben oder nach Gründen gefragt wird. Gründe wiederum erlauben uns, dass wir in unserem Urteilen und Handeln auf implizite Weise Verpflichtungen eingehen. Was einen verwendeten Begriff gehaltvoll sein lässt, ist in erster Linie das, was ihn entweder die Prämisse oder die Konklusion in einer Folge (inference) von Begriffen sein lässt.
Begriffe und die mit ihnen verbundene Normativität lassen sich in einem inferenzialistischen Sinne als für uns gehaltvoll und verpflichtend verstehen, weil und insoweit sie für uns eine praktische Rolle innerhalb einer Sprachgemeinschaft spielen: Begriffe sind durch - mit ihrer Verwendung implizit immer schon beanspruchte und gegebene - Gründe miteinander verkettet; sie verhalten sich wie Frage und Antwort zueinander. Mit anderen Worten: Indem wir Begriffe verwenden, lassen wir uns auf das Spiel von Frage und Antwort ein und erfahren sie insofern als für uns verbindlich oder verpflichtend."
(Quelle: http://www.zeit.de/2001/29/200129_brandom_xml )
Und da sind Religionsbücher natürlich wohlfeil zu haben und zu missbrauchen.
Dieser Missbrauch wird immer unterstellt. Es ist aber keiner, sondern ein Gebrauch. Denn die nachfolgenden Generationen der Exegeten haben sich in wohlfeilen Versuchen von den Originalaussagen davongemacht. Die im Koran oder in der Bibel beschriebenen Aggressionsanweisungen kann jeder nachlesen.
Super Text! Danke.
Defensive. Das ist das Wort, das ich hier noch nicht lese; das m.M.n. aber in die Diskussion gehört. Und dessen Antonym (Gegenteil).
Im Hinblick auf den Teil, der beschreibt, dass und wie viele Muslime (m/w) sich - explizit oder implizit - genötigt sehen, sich von Taten zu distanzieren, die sie nicht zu verantworten haben - sprich: zu re-agieren.
Nun ist die Re-Aktion zwar auch eine Aktion, aber keine, die einem ur-eigenen Impuls entspringt. Selbst Initiativ-en wie z.B. #NotInMyName sind - streng theoretisch betrachtet - Re-Aktionen auf den Terror. Dennoch sind sie der beste Weg aus der Defensive, in die europäische Muslime sich dieser Tage aus vielerlei Gründen gedrängt fühlen können. Und nicht zu unterschätzen in ihrer Außen-wirkung, mit der es bekanntlich so eine Sache ist.
In der besten aller Welten müsste sich niemand genötigt sehen, initiativ Anti-Angstsignale an jene zu senden, denen es schwer fällt, zwischen Konfession und Gewaltverbrechen zu unterscheiden. Da die Welt aber ist, wie sie zur Zeit ist, kann es imgrunde gar nicht genug Aktionen/Zeichen/Symbole geben, die gegen Pegida & Co. verwendet werden können. Und diejenigen, die diese Gegenargumente am wirkvollsten produzieren können, sind die Muslime selbst. Oder die Flüchtlinge. Veranschaulicht: Wenn es diese Aktion nicht gegeben hätte, könnte ich sie hier nicht verlinken. Alles kann, nichts muss.
Wie schmal der Grat ist, auf den ich mich begebe, wenn ich so etwas schreibe, weiß ich. Leicht kann man mir den Vorwurf machen, ich wünschte mir "Buße" (wie weiter oben jemand schreibt) zur Beruhigung anderer, obwohl ich in Wirklichkeit selbst so etwas Abwegiges erwartete. Aber das stimmt nicht. Als ich im WDR5-Radio in meiner Lieblingssendung (einem Call-in) kürzlich eine Kölnerin hörte, die erzählte, dass sie seit Jahrzehnten in D lebt, nun aber - notgedrungen - überlege, in die Türkei zu gehen, war meine erste, innerliche Reaktion: Ach, die soll aufhören zu spinnen. Es verging eine kurze Weile; dann fragte ich mich: Janto, wer bist du eigentlich, dieser Frau die Angst abzusprechen..?!
Das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann ist, dass Muslime jetzt anfangen, sich in Schneckenhäuser zu verkriechen, also innerlich zu flüchten; sich von dem, was wir Gesellschaft schimpfen, zu distanzieren. Was wir brauchen, ist das genaue Gegenteil: selbstsichere Leute, die sich einmischen; sogar in Dinge, von denen sie bisher vielleicht dachten, dass sie sie nichts angehen. Die ungefragt mitspielen, weil sie genau wissen, dass sie unverzichtbar sind. Mit einem Trotzgefühl, das sich - wenn es schon raus muss - gegen die Richtigen wendet. Offensiv.
Von mir aus gerne so subversiv wie möglich. Ein Bild: vor meinem inneren Ohr ertönen aus kleinen Apparaten, aus denen sonst Furzgeräusche kommen, per Knopfdruck verschiedene Varianten der Formel "Ich bin Muslim(a) und distanziere mich vom islamistischen Terror". Das wäre z.B. ganz nach meinem etwas merkwürdigen Geschmack. Da hätten alle was davon, außer jenen, die ein Interesse an Zwietracht und Missgunst haben.
Guten Abend!
Wenn ich juristische Auseinandersetzungen beobachte, geht es dabei auch um die Auslegungen bestehender Gesetze. Nur, auch wenn es manchmal nicht gefällt, gibt es dann schließlich ein verbindliches Urteil in der Sache, wobei man seine Angelegenheit allenfalls in der Berufung einer höheren Instanz nochmals vorlegen kann.
Konfessionen dürften halt in weltliche Angelegenheiten keine Rechte zugestanden werden, die Leib und Leben von Menschen gefährden können. Es ist noch nicht all zu lange her, als es in unserer "rühmlichen" Vergangenheit" auch Exzesse gab, die aber zumindest (angeblich) aus bloßen Glaubensgründen vollzogen wurden.
Nichts steht fest, hmmm, soll heißen, alles ist hinterfragbar.
Es sollte zumindest von Zeit zu Zeit überprüft werden, ob es so, wie es bisher ist, noch Bestand hat. Ganz bestimmt gilt das für Gründe und Verpflichtungen. Frage und Antwort sind nicht linear, sondern umkehrbar.
Leben ist Bewegung.
Wenn gewaltausübende Menschen ihre Gewalt glaubhaft durch einen Bezug auf eine Glaubenslehre legitimieren können, dann ist auch diese Glaubenslehre gewalfördernd und für Nichtterroristen abzulehnen. Es kann dann keinesfalls von irgendwelchem Missbrauch gesprochen werden, denn die Gewalt geschieht quasi "einvernehmlich" mit dieser Lehre.
@ achtermann
Sorry, achtermann, Sie haben das mit dem "Missbrauch" gestern um 17:55 schon vor mir gesagt.
Was bedeutet,... Frage und Antwort...''?
Nachfrage an Suzieq
Muslime müssen sich nicht von Terroristen distanzieren, sondern von Religionsbüchern, mit Hilfe derer Terroristen glaubhaft ihren Terrorismus rechtfertigen können. Es ist nur sehr schwer, fleischverzehrend sich als Vegetarier auszugeben. Es ist aber möglich und sogar legitim , als Muslim seine Religion mit Gewalt zu verbreiten, da das im Koran nicht verboten ist und deshalb gradezu ein historisches Wesensmerkmal dieser Religion ist. Dies sind keine bloßen Meinungen , sondern nachprüfbare historische Tatsachen., welche durch das ständige interessengeleitete "Wegbeten" nicht geändert werden können.
Eine Lehre unterliegt doch auch immer einer Interpretation .
Der jeweilige Mensch ist auch immer im Kontext zu sehen,Bildung,Sozialisation,Beziehungen zu Anderen.
Alice Miller Buchempfehlung.
Es ist kein historisches Merkmal.Selbst im Katholizismus gab und gibt es die Theologie der Befreiung.
@ frank linhoff am 21.11. um 18:32
Auch ein persönlicher Glaube ist nicht dasselbe wie ein persönlicher Musikgeschmack, besonders wenn er massiv missionarisch ist und das Verhalten und die Lebensumstände einer ganzen Gesellschaft kontrollieren möchte. Da musss man nicht nur auf den Islam zeigen. Die beiden Großreligionen hierzulande haben es sogar durch ihren Massivlobbyismus geschafft, allen Menschen hier vorzuschreiben, wie sie zu sterben haben.
@ A. Aksnesej am 23.11. um 00:30
Wer gibt Ihnen das Recht, fundamenttreue Muslime durch "Interpretation" von ihrem Glauben an die Unveränderbarkeit abzubringen? Die Religionsfreiheit gibt diesen doch das Recht, an ihre Fundamente so zu glauben, wie es in ihrem Buch steht. Oder nicht? Problematisch wirds halt , wenn sie gleichzeitig nicht gegen unsere Grundwerte verstoßen sollen, aber ihre Fundamentebuch ihnen nicht die Möglichkeit lässt ,sich jederzeit vorbehaltlos für diese Grundwerte einzusetzen.
Wer Katholizismus sät, wird Islamismus ernten. Wer Katholizismus oder Islamismus sät, wird Determinismus ernten. Wer Determinismus sät, wird Fatalismus ernten.
Und wer Fatalismus sät, der züchtet schwachsinnige Vollidioten heran, denen letztenendes alles scheißegal ist!
Danke auch von mir fuer diesen Beitrag. Nur eine Kleinigkeit: Auch in Paris waren unter den unschuldigen Opfern einige Muslime.
Hallo Suzieq.
„Nichts steht fest, hmmm, soll heißen, alles ist hinterfragbar.“
In erster Linie heißt es, in diesem Kontext, dass Nachfragen erlaubt und normal sind und kein Übergriff.
Allgemeiner bedeutet es, dass unser aller Spiel – und es soll das Spiel rationaler Wesen an sich sein – darin besteht, dass wir unser Handeln und Denken begründen.
Ein rationales Wesen zu sein, heißt, sich auf bestimmte Aussagen festzulegen und zu wissen, dass man sich auf bestimmte Aussagen festgelegt hat.
Es bedeutet auch zu wissen, dass der andere das Recht hat uns zu fragen (außer, wenn durch Kontext oder bestimmte Konventionen klar ist, dass dies überflüssig ist oder nicht getan wird), warum wir denken, was wir denken und tun, was wir tun.
Es ist das, was uns vom Tier, das ja auch absichtsvoll (intentional) oder vom Roboter der ja auch „richtig“ oder „korrekt“ agieren kann – Lichtschranke, Taschenrechner, Thermostatheizung – unterscheidet. Das ist ein Teil der Philosophie sozialer Normen.
Es gibt auch eine Psychologie sozialer Normen. Diese besagt, dass es Menschen gibt, die nicht willens oder fähig sind, sich auf komplexere und reifere soziale Normen und Wertesysteme einzulassen.
„In Übereinstimmung mit Green vertrat ich die Ansicht, dass die Unfähigkeit, sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen, das über Grenzen selbstsüchtiger Bedürfnisse hinausgeht, gewöhnlich eine schwere narzisstische Psychopathologie widerspiegelt. Die Verpflichtung gegenüber einer Ideologie, die sadistische Perfektionsansprüche stellt und primitive Aggression oder durch konventionelle Naivität geprägte Werturteile toleriert, gibt ein unreifes Ich-Ideal und die mangelnde Integration eines reifen Über-Ichs zu erkennen. Die Identifizierung mit einer "messianischen" Ideologie und die Akzeptanz gesellschaftlicher Klischees und Banalitäten entspricht daher einer narzisstischen und Borderline-Psychopathologie.“ (Otto Kernberg, Ideologie, Konflikt und Führung, Klett-Cotta 1998, S.297 )
Sich festlegen zu lassen und sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen, klingt nicht nur ähnlich, es ist ziemlich ähnlich.
Sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen bedeutet nun aber nicht, ein kalter Apparatschik zu sein, sondern das Kernberg-Zitat geht weiter:
„Dem gegenüber steht die Identifizierung mit differenzierten, offenen, nicht totalistischen Ideologien, die individuelle Unterschiede, Autonomie und Privatheit respektieren und Sexualität tolerieren, während sie einer Kollusion mit der Äußerung primitiver Aggression Widerstand leisten - all diese Eigenschaften, die das Wertesystem eines reifen Ich-Ideals charakterisieren. Eine Ideologie, welche die individuellen Unterschiede und die Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen respektiert und Raum für eine reife Einstellung zur Sexualität läßt, wird den Personen mit einem höher entwickelten Ich-Ideal attraktiv erscheinen. Kurz, Adorno, Green und ich stimmen darin überein, dass Ich- und Über-Ich-Aspekte der Persönlichkeit das Individuum zu übergroßer Abhängigkeit von konventionellen Werten prädisponieren. Es ist berechtigt zu sagen, dass der spezifische Inhalt des Konventionellen durch soziale, politische und ökonomische Faktoren beeinflusst wird: Die Universalität der Struktur der Konventionalität in der Massenkultur jedoch und ihre Attraktivität für die Massen sind nach wie vor erklärungsbedürftig.“
(Otto Kernberg, Ideologie, Konflikt und Führung, Klett-Cotta, 1998 S.297f )
Wenn man sich mal nicht an der psychoanalytischen Begriffsbildung stört, ist nicht Teil 2 des Zitats ziemlich ähnlich dem, was wir „unsere Werte“ nennen könnten?
Teil 1 des Zitats zeigt, dass die Identifikation mit diesen Werten nicht immer gelingt und es benennt, woran das liegt.
Kurzfristig kann es zu Regressionen kommen, etwa wenn Terrorangst herrscht oder wenn eine Menge kein Ziel hat und mehr oder minder orientierungslos ist. Dauerhaft ist die Unfähigkeit sich einem Wertesystem verpflichtet zu fühlen/sich festlegen zu lassen/Verantwortung zu übernehmen dann der Fall, wenn jemand unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet.
Menschen die davon betroffen sind, lassen sich nur auf Normen und Werte ein, die in Teil 1 beschrieben sind: selbstsüchtige Bedürfnisse, sadistische Perfektionsansprüche, primitive Aggression oder durch konventionelle Naivität geprägte Werturteile, sowie einer "messianischen" Ideologie und die Akzeptanz gesellschaftlicher Klischees und Banalitäten.
Aus diesem Pool kommen Menschen die das Weltbild des Terrors und harter „Law and Order“ Ansätze attraktiv finden, gleichermaßen.
Vollkommen unabhängig von den gegenwärtigen Ereignissen gibt es seit Jahren die Beobachtung, dass die Zahl der schweren Persönlichlichkeitsstörungen in unserer Gesellschaft weiter zunimmt und Befürchtung, dass dies zukünftig noch stärker der Fall sein wird. Die Ursachen sind bekannt, aber es führte zu weit, sie hier aufzuführen. Gesellschaftliche Ursachen und/oder Verstärker sind eine Gesellschaft, die sich zu schnell und oberflächlich beruhigen lässt, mit Aussagen, dass wir doch irgendwie alle dasselbe wollen, ohne nachzufragen.
Dieses Nachfragen (das Verlangen weiterer Gründe oder Erklärungen) muss ja keinen inquisitorischen Charakter entfalten, aber es ist der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält. Ja, ich fühle mich verpflichtet (auch dann, wenn keine Überwachungskamera an ist, weil ich ein Gewissen habe), ich weiß, dass ich mich durch bestimmte Aussagen festlege und ich weiß ebenfalls, dass ein Verhalten, was diesen Festlegungen nicht entspricht den anderen berechtigt genauer nachzufragen. Das Spiel des Gebens und Verlangens von Gründen.
Über den aktuellen Inhalt dieser Normen kann und sollte verhandelt werden. Die beiden genannten Ansätzen beziehen sich auf eine universelle Struktur.
Sich festgelegt zu fühlen und diese Verpflichtung anzunehmen, ist die eine Seite. Vom anderen zu erwarten, dass er sich verpflichtet – in diesem inhaltlich unkonkreten, universellsten Sinn – hat noch einen anderen Namen: den anderen ernst nehmen.
Wenn ich jemanden ernst nehme, traue ich ihm etwas zu. Tiere, Kinder und Narren nehmen wir von der Verantwortung aus und nicht ernst. Wenn ich jemandem begegne, nehme ich ihn, bis zum Beweis des Gegenteils, erst einmal ernst.
Down to earth: Ich wollte hiermit Deine (und Lethes) Aussage die „Kleingeistigen erwarten Rechtfertigung“ zurückweisen. Und hoffe, dass bei der langen und etwas komplizierten Antwort auch ein Lösungsansatz durchschimmert. Die Sümpfe die wir trocken legen müssen, versuchte ich etwas unpoetisch hier darzustellen.
Es geht nicht um Gesinnungsterror, sondern um eine dynamische Mitte und Balance zwischen einer paranoiden Haltung, die dem anderen grundsätzlich misstraut und bei Erklärungen nur noch argwöhnischer wird und einer narzisstischen Haltung, die davon ausgeht, dass wir uns alle lieb haben und in falsch verstandener Toleranz von dem anderen möglichst nichts fordern sollten.
Ein rationales Wesen zu sein, heißt, sich auf bestimmte Aussagen festzulegen und zu wissen, dass man sich auf bestimmte Aussagen festgelegt hat.
Diese Festlegungen sind aber nicht 'auf ewig' fixiert. Sie müssen mE immer wieder und immer wieder neu hinterfragt werden, sonst gibt es Stillstand statt Entwicklung.
Es bedeutet auch zu wissen, dass der andere das Recht hat uns zu fragen (außer, wenn durch Kontext oder bestimmte Konventionen klar ist, dass dies überflüssig ist oder nicht getan wird), warum wir denken, was wir denken und tun, was wir tun.
Hat er auch ein Recht auf Antworten? Ich denke, nein.
Sich festgelegt zu fühlen und diese Verpflichtung anzunehmen, ist die eine Seite. Vom anderen zu erwarten, dass er sich verpflichtet – in diesem inhaltlich unkonkreten, universellsten Sinn – hat noch einen anderen Namen: den anderen ernst nehmen.
Vom anderen erwarten, dass er sich konform verhält und ebenfalls (selbst) verpflichtet fühlt, gar fühlen will, sehe ich als übergriffig und hat mit ernst nehmen des Anderen nichts zu tun. Nehme ich ihn ernst, kann ich ihm selbst überlassen, ob er sich verpflichtet (fühlt). Auch die Gründe für sein individuelles Verhalten muss er mir nicht darlegen. Er kann es, wenn er es will.
Mir geht es ja um die Erwartungshaltung an Muslime, sich eindeutig vom IS zu distanzieren. Wer das als Muslim möchte, kann es tun. Niemand ist dazu verpflichtet. Und eine Gesellschaft, die erwartet, 'um des lieben Friedens Willen' solle sich (öffentlich) bekannt werden, ist eine intolerante. Sie versucht so evtl, Vorurteilen keinen Vorschub zu leisten, mE aber von hinten durch die Brust ins Auge.
Da ich davon ausgehe, dass Muslime keine Islamisten sind, sind sie meiner Meinung nach überhaupt nicht zu einer IS-Distanz zu befragen, denn diese ist von selbst verständlich.
Es geht nicht um Gesinnungsterror, sondern um eine dynamische Mitte und Balance zwischen einer paranoiden Haltung, die dem anderen grundsätzlich misstraut und bei Erklärungen nur noch argwöhnischer wird und einer narzisstischen Haltung, die davon ausgeht, dass wir uns alle lieb haben und in falsch verstandener Toleranz von dem anderen möglichst nichts fordern sollten.
Integration ist keine Einbahnstraße, und es geht nicht an, dass zB Deutsche von ich nenn sie mal 'zu Integrierenden' erwarten, sich dieser Gesellschaft anzupassen und zwar in Form von einseitiger Toleranz: je deutscher desto besser. Wer misstrauisch oder argwöhnisch ist und für sein Misstrauen und seinen Argwohn andere verantwortlich macht, gibt anderen pauschal 'Schuld' am eigenen Problem, allein durch ihr Anderssein begründet. Äußerst intolerant finde ich ein solches Verhalten. Und ernst nehmen sieht auch anders aus.
Hier wären Fragen stellen und der Willen, sich die Antworten auch anzuhören wesentlich effektiver, als eine Anpassung zu erwarten, die allein auf 'dies ist mein Land und du bist mir fremd' basiert.
Wenn 'du bist mir fremd' zu 'das macht mir Angst/du machst mir Angst' wird, braucht zunächst der Ängstliche eigene Antworten, die ihm kein Anderer geben kann. Und schon gar nicht muss.
Wobei mir die Schiene 'fremd' --> 'positive Neugier' viel besser gefällt.
PS Wenn du jemanden bewertest, ohne ihn zu kennen, sagt das etwas über dich aus, nicht über den Anderen.
„Diese Festlegungen sind aber nicht 'auf ewig' fixiert.“
Nein. Das behauptet auch niemand.
„Hat er auch ein Recht auf Antworten? Ich denke, nein.“
Doch natürlich. Wenn die Fragen nicht, gemäß konventioneller Normen, daneben sind.
Darum geht es ja.
„Vom anderen erwarten, dass er sich konform verhält und ebenfalls (selbst) verpflichtet fühlt, gar fühlen will, sehe ich als übergriffig und hat mit ernst nehmen des Anderen nichts zu tun.“
Von Konformität ist hier nicht die Rede. Im Gegenteil, wenn man sich konform verhält, fragt gerade keiner nach. Wenn jemand an einer roten Ampel hält, fragen wir nicht, warum er hält. Wenn er sie missachtet, schon.
„Nehme ich ihn ernst, kann ich ihm selbst überlassen, ob er sich verpflichtet (fühlt).“
Ja, aber ich bin nun berechtigt zu fragen: „Hast du nicht gesehen, dass es rot war?“
„Auch die Gründe für sein individuelles Verhalten muss er mir nicht darlegen. Er kann es, wenn er es will.“
Das stimmt, das bliebe aber nicht ohne Einfluss auf das, was Brandom „deontische Kontoführung“ nennt und im Grunde den „sozialen Kontostand“ oder kurz das Ansehen meint.
„Da ich davon ausgehe, dass Muslime keine Islamisten sind, sind sie meiner Meinung nach überhaupt nicht zu einer IS-Distanz zu befragen, denn diese ist von selbst verständlich.“
Es ist schön, wenn Du das so siehst, manchmal gibt es aber auch Menschen, die etwas krude Werte haben, ohne dass sie das selbst von sich glauben würden. Ich würde das gerne diskutieren, durchaus ergebnisoffen, nicht selten finde ich mich korrigiert.
„Integration ist keine Einbahnstraße, und es geht nicht an, dass zB Deutsche von ich nenn sie mal 'zu Integrierenden' erwarten, sich dieser Gesellschaft anzupassen und zwar in Form von einseitiger Toleranz: je deutscher desto besser.“
Ich gehöre ohnehin nicht zu denen, die das so sehen. Ich denke, dass wir durch eine Diskurs gemeinsame Werte und Normen finden müssen und hatte ja explizit auf die Struktur hingewiesen, erst mal weg vom Inhalt.
„Hier wären Fragen stellen und der Willen, sich die Antworten auch anzuhören wesentlich effektiver, als eine Anpassung zu erwarten, die allein auf 'dies ist mein Land und du bist mir fremd' basiert.“
Das ist ja mein Gesang. Also doch kein Übergriff?
"Wenn du jemanden bewertest, ohne ihn zu kennen, sagt das etwas über dich aus, nicht über den Anderen."
Vor allem, wenn man bewertet, ohne gefragt zu haben, was der andere dazu denkt. Aber genau davon rede ich, dass man fragen sollte und fragen dürfen sollte.
"Unter dem Hashtag #stophatred ruft n-tv Moderator Constantin Schreiber gegen Hetze im Netz auf. Soziale Medien in der arabischen Welt seien nach den Anschlägen von Paris voll von Hass und Pöbeleien. "Und keiner kritisiert dies bisher. Das muss sich ändern", so Schreiber. Ab sofort wolle er jeden Tag einen exemplarischen Tweet aus dem Arabischen übersetzen und via Twitter teilen.
"Auch die rechten, beleidigenden Zuschriften von deutschen Lesern und Zuschauern werde ich regelmäßig posten", verspricht Schreiber. Ziel sei es, auf beiden Seiten ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, was Hetze im Netz an Negativem bewirkt."
(Quelle: http://www.n-tv.de/politik/16-04-Anti-westliche-Hetze-im-Netz-nimmt-trotz-Pariser-Terror-zu-article16356341.html )
...müssen Sie sich sehr wohl wegen derer Grausamkeiten bis hin zum Aufruf zum Völkermord rechtfertigen - selten so einen Blödsinn gelesen!
Im Zentrum des christlichen Glaubens steht auch nicht der tote Buchstabe (wie im Koran, und es geht auch nicht ums Alte Testament), sondern das lebendige Wort, verkörpert in Jesus Christus. Das ist Fakt.
#stophatred
Ja.
Mittels geteilter Hass- und Hetz-Kommentare?
Fragwürdig.
"Viele Leser haben mich in den vergangenen Tagen aufgefordert, doch einfach einmal wiederzugeben, was denn so im Netz geschrieben wird, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie extrem das Gedankengut ist, das dort geteilt wird. Das werde ich jetzt tun. Jeden Tag werde ich exemplarisch arabische Kommentare aus sozialen Netzwerken teilen und übersetzen, um einen Eindruck zu geben davon, was dort alles geschrieben wird - und was bisher wegen der Sprachbarriere hier nicht wahrgenommen wird.
...
Transparenz und Sichtbarkeit können ein Anfang sein, damit sich etwas ändert."
Mir reicht schon zu wissen, dass es diesen Hass gibt. Den brauch ich ganz bestimmt nicht im Wortlaut nachlesen.
Hoffentlich kommen Schreibers Leser nicht auf die Idee, ihn aufzufordern, im Winter in einen See zu springen und es zu teilen, ...um mal zu sehen, was dieser Sprung bei ihm bewirkt.
Vielleicht – hoffentlich – trägt das dazu bei, dass auf arabischer und deutscher Seite ein stärkeres Bewusstsein dafür entsteht, was Hetze im Netz ein solcher Sprung alles bewirkt.
Sorry, gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. my 2 cents
Hallo liebe "Moorleiche"?
ich kann deine Einlassungen sehr gut nachvollziehen. Aber wie ich Dir schon einmal schrieb, bin ich hauptsaechlich aus Zeit gruenden kuerz angebunden. Als ich mich vor einigen Jahren hier angemeldet hatte, da habe ich mich sehr sehr viel mehr an Diskussionen beteiligt. Naja, ich bin aber auch einfach Muede geworden und beschraenke mich hier auf das wesentliche.
Interessante Diskussionen verfolge ich aber nach wie vor gerne, auch wenn ich dazu nichts weiter von mir gebe.
Soweit so gut.) Hab einen schoenen Abend und lieben Gruss, Nil
Ist mir zu schwarz/weiß. Individualität vs 'sozialer Kontostand'?
Integrierung bedeutet nicht Anpassung, Integration ist nicht Angepasstsein. Und integer ist sone hundertpro-Sache, ist wieder schwarz/weiß.
Das ist ja mein Gesang. Also doch kein Übergriff?
Und mir fehlt die freiwillige Basis bei Frage und Antwort.
Und mich stört die Erwartungshaltung dabei.
Und es geht mE nicht um Recht oder Pflicht, sondern um bereitwillige Kommunikation. Um Dialog.
"#stophatred".
Wollte damit nur sagen, dass es da wohl KJärungsbedarf gibt. Aber mir ist die Sache zu wichtig, um mich im kleinklein zu verrennen.
„Ist mir zu schwarz/weiß. Individualität vs 'sozialer Kontostand'?“
Nein.
Es gibt nicht zwei, sondern drei Schichten.
Konventinalität ist die Mitte. Gemäß sozialer Kontoführung ist dann alles in Ordnung, wenn man im Wesentlichen konventionell ist. Man wird nicht gefragt, alles ist normal.
Nun kann man nach unten ins Präkonventionelle abweichen. Motto: Niemand hat mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.
Das ist die Auffassung, Regeln und Normen seien eine persönliche Beleidigung. Begründungen für das abweichende Verhalten werden verweigert.
Man kann auch nach oben, ins Postkonventionelle abweichen. Hier ist es so, dass man sich im begründeten Einzelfall auch nicht um die aktuellen Normen kümmert, aber ziemlich genau sagen kann und das auch tut, a) warum man hier und jetzt auf die Normen pfeift und b) im Allgemeinen die Normen anerkennt. (Warum, kann man klären.)
„Integrierung bedeutet nicht Anpassung, Integration ist nicht Angepasstsein.“
Nicht nur und nicht einseitig. Aber zu einem Teil doch. Was sollte es Deiner Meinung nach bedeuten?
„Und mir fehlt die freiwillige Basis bei Frage und Antwort.“
Kann ich verstehen, das ist auch bei uns allen zunächst nicht da. Erziehung heißt erst mal vergleichsweise unkritische Übernahme dessen, was da ist.
Wenn es gelingt ein reflexiver Mensch zu werden, kann man hinterfragen, kritisieren, verbessern und abweichen, bis man grün wird.
„Und mich stört die Erwartungshaltung dabei.“
Kein Stück, wir erwarten ja bspw. klipp und klar, dass Einwanderer sich an unsere Gesetze halten.
Man kann der Meinung sein, dass das falsch ist oder vollkommen ausreicht, ich allerdings finde, dass ein Zusammenleben nicht nur über das geregelt werden sollte, was man einklagen kann, sondern ich halte die nicht einklagbare aber wirkmächtige Komponente Moral für wichtig. (Flüchtlingen zu helfen ist z.B. nicht gesetzlich vorgeschrieben.)
„Und es geht mE nicht um Recht oder Pflicht, sondern um bereitwillige Kommunikation. Um Dialog.“
Davon schreibe ich die ganze Zeit. Nämlich davon, dass wir alle, die wir hier leben wollen, Männchen, Weibchen; jung und alt; Christ, Atheist, Muslim; Veganer und Fleischesser uns einigen müssen, wie wir zusammen leben wollen. Dabei wird die Frage aufkommen, was uns eint. Dass wir irgendwie zunächst mal alle Menschen sind, ist eine Einsicht, die grundlegend klingt, tatsächlich aber hoch entwickelt ist.
Denn de facto sehen viele konventionelle Menschen ihre Gruppe als dann doch etwas überlegen an. (Schau auf die Veganer.) Konventionalität und Konformität sind also keine gute Antwort, da sind wir einer Meinung. Aber das „Leck mich doch“ der präkonventionellen Fraktion ist die noch schlechtere Antwort, weil sie jedwede Festlegung verweigert.
Die richtig gute und richtig schwierige Antwort wäre die postkonventionelle. Leider bekennt man sich schneller dazu, als man das dann auch lebt, wenn es drauf ankommt.
Die eine Million Euro Frage ist also, wie wir mehr Postkonventionalität hinbekommen. Das wird, falls es klappt, Jahrzehnte dauern, aber man kann versuchen, also zweitbeste Lösung, diejenigen, die hier Leben, sofern sie noch nicht zum Postkonventionellen in der Lage sind wenigstens ins Konventionelle zu bekommen und damit auf jene Form des Zusammenlebens, auf die wir uns im Dialog(!) einigen sollten.
Einfach damit nicht noch mehr ins Präkonventionelle abwandern, sich umdrehen und „Leck mich“ sagen und sich hier oder da radikalisieren.
Hi Nil.
Alles okay, ich kann's verstehen.
Liebe Grüße,
Moorleiche
Defensive. Das ist das Wort ...
Exactement! Nur dass ich das noch viel weiter fassen würde. Die ganze muslimische Welt ist in der Defensive. Seit Ewigkeiten.
Wenn Tagesschausprecher Franz Schmidt von "Luftschlägen auf Terrorbasen in Raqqa" oder sonstwo spricht, dann mag ihm das leicht über die Lippen gehen. Raqqa? Das ist irgendwo weit weg noch hinter der Walachei. Wer weiß, ob da überhaupt echte Menschen leben. Im nächsten Beitrag wird dann darüber diskutiert, welche Auswirkungen ein Terroranschlag heute auf die Pariser Olympiabeewerbung für 2024 haben könnte. Klar, Paris - das kenne wir. Olympische Spieler - klar, kennen wir auch. Was ist dagegen "Raqqa"? Das könnte auch auf der dunklen Seite des Mondes liegen. Würde es medientechnisch im Deutschland des Jahres 2015 auch, wenn da nicht ...
Nun stelle man sich das ganze mal mit Nachrichtensprecher vor, der vielleicht familiäre oder sonstige Bande nach Syrien oder den Irak hat. Oder umgekehrt: Ein Deutscher hockt in Dubai und bekommt in den Nachrichten einen von "Luftschläge auf Salzburg" erzählt. Im nächsten Beitrag dann: Welche Auswirkungen haben die jüngsten Anschläge (hier nun gedacht in Qatar) auf die Weltausstellung 2030? Gleichzeitig fliegen in Salzburg noch eine Menge andere Sachen als nur "Terrobasen" in die Luft.
Was würde unser hypothetischer Deutscher fühlen, was denken? Ich sag's euch: Ihr verdammten Kammelficker, da leben Frauen und Kinder in Salzburg!
Also, ich für meinen Teil würde von Moslems hierzulande erstmal keine Distanzierung erwarten. Stattdessen sollte die Mehrheitsgesellschaft erstmal nett sorry dafür sagen, dass wir von den westlichen "Schlägen" im Nahen Osten (mögen sie auch sachlich gerechtfertigt sein) ungefähr so reden, als würde es sich dabei um die Massenkäulung von kranken Vieh handeln.
Versuchen Sie sich doch einmal vorzustellen, dass Menschen - vielleicht auch Sie - sich wegen eines Buches bewaffnen, Terrorgruppen bilden, Terroranschläge verüben usw. Ist das für Sie wirklich vorstellbar?
Die Heiligen Bücher waren noch nie die "Ursache des ganzen Übels". Die Ursachen für die gewaltförmigen Übel auf unserer Welt sind ganz profan. Und überdies sind die Schlächter eines IS oder was es auch immer schon auf dieser Welt an vermeintlich 'Heiligen Kriegern' gab und gibt auch nicht gerade profunde Kenner der Schriften, auf die sie sich zu beziehen meinen. Aber das nur am Rande - denn, wie gesagt, die Ursachen (nicht zu verwechseln mit Auslösern) sind ganz weltlicher Natur.
Hallo GWEBERBV.
„Also, ich für meinen Teil würde von Moslems hierzulande erstmal keine Distanzierung erwarten. Stattdessen sollte die Mehrheitsgesellschaft erstmal nett sorry dafür sagen, dass wir von den westlichen "Schlägen" im Nahen Osten (mögen sie auch sachlich gerechtfertigt sein) ungefähr so reden, als würde es sich dabei um die Massenkäulung von kranken Vieh handeln.“
Womit wir wieder beim entweder/oder wären.
Kann man nicht das eine tun, ohne das andere zu lassen?
Warum soll immer erst der eine einen Schritt auf denn anderen zu machen und möglichst noch in Sack und Asche kriechen, bevor der andere dann gnädigerweise reagiert?
Wollen wir uns nicht aus allen Teilen in einer gedachten Mitte treffen und vielleicht dann doch mal – Stichwort: gemeinsame Werte – schauen, was uns verbindet, nachdem wir nun ausreichend gut wissen, was uns trennt?
Und die Begegnung mit dem/n/r Anderen findet im Alltag statt. Bei der gemeinsamen Arbeit, in der Schule oder im Studium merkt man, dass der/die andere ja ist, wie ich.
Nicht in allen (wozu auch?) aber in sehr vielen Bereichen. Die einen interessieren sich für Klamotten, Sport und Autos, die anderen für Astrophysik oder Medizin. Manche für Religion, andere nicht. Für Urlaub und Essen, Freunde und Familie. Manche sind mir unsympathisch, andere äußerst liebenswert, manche sind theatralisch andere still und, manche sind dumm, einige blitzgescheit. Alles ganz normal, meine Mitmenschen eben.
Ich glaube eher, dass der Mangel an Mitleid mit der Entfernung zu tun hat. Der Drogenkrieg in Mexiko macht uns auch nicht verrückt, würde er in Spanien oder Thüringen stattfinden wäre das anders. Der Flugzeugabsturz in Russland hat uns wenig Mitleid und Bestürzung abgerungen, der mit Menschen aus Haltern schon. Mit unserer Fernstenliebe ist es so eine Sache.
Ich glaube eher, dass der Mangel an Mitleid mit der Entfernung zu tun hat. Der Drogenkrieg in Mexiko macht uns auch nicht verrückt, würde er in Spanien oder Thüringen stattfinden wäre das anders. Der Flugzeugabsturz in Russland hat uns wenig Mitleid und Bestürzung abgerungen, der mit Menschen aus Haltern schon. Mit unserer Fernstenliebe ist es so eine Sache.
Klar, da ist was dran. Allerdings sticht die Mitgefühl-Diskrepanz eben besonders ins Auge, wenn zunächst über die Opfer von Paris exzessiv berichtet wird (meines Erachtens noch viel ausgiebiger als über die vergleichbaren Anschläge in London und Madrid vor gut 10 Jahren) und dann die folgende Bombardierung einer Großstadt als Randnotiz abgehandelt wird. Und dies vor dem Hintergrund, dass hierzulande inzwischen Millionen Menschen leben, für die Syrien nicht ganz so unendlich fern ist wie für Herrn Müller und Frau Schulze.
Ähnliche Gedanken beschleichen mich immer, wenn hierzulande über die Nahost-Politik des "Westens", insbesondere der USA, berichtet wird. Der Irakkrieg, den die USA völlig unsinnigerweise vom Zaun gebrochen haben, wird einhellig als "Fehler" bezeichnet. Der Ami hat die Finger eben schnell am Colt. So isser halt. Die simple Wahrheit auszusprechen, dass dieser Angriff mit all seinen bis heute anhaltenden Folgen unter die großen Menschheitsverbrechen eingeordnet werden müsste, bleibt dagegen Pausenclowns wie Todenhöfer vorbehalten.
„Klar, da ist was dran. Allerdings sticht die Mitgefühl-Diskrepanz eben besonders ins Auge, wenn zunächst über die Opfer von Paris exzessiv berichtet wird (meines Erachtens noch viel ausgiebiger als über die vergleichbaren Anschläge in London und Madrid vor gut 10 Jahren) und dann die folgende Bombardierung einer Großstadt als Randnotiz abgehandelt wird.“
Klar, kann man nicht leugnen. Dennoch wurde es mitunter als Geschmacklosigkeit angesehen, als man den Tod bin Ladens feierte. Das ist in muslimisch geprägten Ländern nicht immer der Fall, wobei ich weniger dazu neige das der Religion in die Schuhe zu schieben. Als vor gut einem Monat in Ankara 86 Menschen bei einem Terroranschlag starben, arbeitete ich am nächsten Tag mit einer jungen (vielleicht zu jungen) Türkin zusammen und sprach das Thema behutsam an. Die Antwort war, die Leute täten ihr überhaupt nicht leid, das seien alles Terroristen gewesen. Ein Einzelfall, ich will ihn nicht verallgemeinern, der deutsche Stammtisch kriegt mangelndes Mitleid, Rübe runter und Schwanz ab Parolen ebenso problemlos hin.
Aber wir alle haben halt unsere soziozentrischen Präferenzen. Das Bewusstsein, dass wir alle Menschen sind, deren Würde unantastbar ist, ist nicht grundlegend, sondern eine hoch entwickelte Einstellung. Darum geht es, dass man Menschen aus ihrer soziozentrischen Verharrung herausbekommt und den Kreis des Mitgefühls immer größer zieht. Ein langer, harter Ritt und etwas, was wir uns immer und immer wieder erklären müssen. Nur möchte ich da niemanden wegen vorübergehender Müdigkeit ausnehmen.
„Der Ami hat die Finger eben schnell am Colt. So isser halt. Die simple Wahrheit auszusprechen, dass dieser Angriff mit all seinen bis heute anhaltenden Folgen unter die großen Menschheitsverbrechen eingeordnet werden müsste, bleibt dagegen Pausenclowns wie Todenhöfer vorbehalten.“
Der Angriff auf das WTC oder den Irak?
War vielleicht beides nicht so toll. Ich habe jetzt nicht verstanden, ob das Amibashing sein soll (der neue Volkssport), oder eine Kritik an demselben.
Ich halte es da mit Habermas:
„Antiamerikanismus hat sich in Deutschland immer schon mit den reaktionärsten Bewegungen verbunden und dient den Unverbesserlichen auch heute noch als Deckmantel für Antisemitismus.“
(Habermas, Der gespaltene Westen, Suhrkamp 2003, S.64)
„Etwas anderes ist der antimodernistische Affekt gegen die westliche Welt im Ganzen. In dieser Hinsicht ist Selbstkritik angebracht – sagen wir eine selbstkritische Verteidigung der Errungenschaften der westlichen Moderne, die gleichzeitig Offenheit und Lernbereitschaft signalisiert und vor allem die idiotische Gleichsetzung von demokratischer Ordnung und liberaler Gesellschaft mit wildwüchsigem Kapitalismus auflöst. Wir müssen einerseits eine unmissverständliche Grenze zum Fundamentalismus, auch zum christlichen und jüdischen Fundamentalismus ziehen, und uns andererseits der Erkenntnis stellen, dass der Fundamentalismus das Kind einer entwurzelten Moderne ist, an deren Entgleisungen unsere Kolonialgeschichte und unsere misslungene Dekolonialisierung einen entscheidenden Anteil haben. Gegenüber fundamentalistischen Bornierungen können wir immerhin deutlich machen, dass die berechtigte Kritik am Westen ihre Maßstäbe den Diskursen einer zweihundertjährigen Selbstkritik des Westens entlehnt.“
(Habermas, Der gespaltene Westen, Suhrkamp 2003, S.109)
Selbstverdammung oder Fremdverdammung. Ist das wirklich alles, was uns einfällt?
Der Angriff auf das WTC oder den Irak?
War vielleicht beides nicht so toll.
Nicht besonders toll war es in erster Linie von der damaligen US-Führung, den 9/11-Anschlag zum Anlaß zu nehmen, um im Irak einzumarschieren.
Nun es ist geschehen. Man kann es nicht rückgängig machen. Aber man sollte immer wieder darauf hinweisen, dass es eben nicht so dolle war, dass es nicht wieder vorkommen sollte, dass man daraus gelernt hat ... gerade das können wir Deutsche doch so gut.
Dass hierzulande allerdings das Guantanamo-Internierungslager deutlicher problematisiert wird, als die apokalyptischen Auswirkung der Irakinvasion, ich kann es nicht begreifen. Man stelle sich die Rezeption vor, wenn Russland oder China hätten vergleichbares getan hätten.
Ich meine darin eine strukturelle Ignoranz gegenüber des "Nicht-Westens" zu erkennen. Und das ist brandgefährlich in einer Welt, in der die Berührungs- und Konfliktpunkte zwischen Menschen mit unterschiedlichen Weltbildern immer mehr zunehmen.
@ moorleiche am 24.11. um 10:57
Zu Habermas- Text: "...
Ich halte es da mit Habermas:
„Antiamerikanismus hat sich in Deutschland immer schon mit den reaktionärsten Bewegungen verbunden und dient den Unverbesserlichen auch heute noch als Deckmantel für Antisemitismus.“
(Habermas, Der gespaltene Westen, Suhrkamp 2003, S.64
(Zitatende)
Das mag, insbesondere was die Vergangenheit anbetrifft, durchaus sein. Es kann aber auch sein, dass sich die reaktionäre Bewegungen diesseits und jenseits des Atlantiks inzwischen wieder sehr nahe stehen.
Auf alle Fälle aber bietet der Inhalt des Habermas- Zitats für unvoreingenommen vernünftige Menschen nichtden geringsten Grund dafür, dass man auf eine begründete Kritik an "Amerika" (gemeint ist im Moment vor allem seine Politik) zu verzichten hätte.
Oder darf ich, nur wiel Hitler Vegetarier war, jetzt den Fleischkonsum nicht mehr kritisieren?
Zu Habermas Nr.2
Zu: "..Gegenüber fundamentalistischen Bornierungen können wir immerhin deutlich machen, dass die berechtigte Kritik am Westen ihre Maßstäbe den Diskursen einer zweihundertjährigen Selbstkritik des Westens entlehnt (Zitatende)
Ich fürchte, genüber fundamentalistischen Bornierungen können wir fast überhaupt nichts deutlich machen, da diese wie alle religiös- fanatischen Bornierungen einem rationalen Diskurs nicht zugänglich sind und auch noch stolz auf diese Tatsache sind sind.
|| Also, ich für meinen Teil würde von Moslems hierzulande erstmal keine Distanzierung erwarten. ||
Ich, für meinen Teil, erwarte auch keine. Würden die muslischen Leutchen, mit denen ich privat zu tun habe oder mit denen ich zusammenarbeite, auf die Idee kommen, sich im Gespräch mit mir explizit zu distanzieren, würde ich mich fragen, was ich ihnen gegenüber falsch gemacht habe. Sollten sich darunter welche befinden, die keine (oder wenig) Distanz zu Terror haben, wäre ich genauso schockiert wie bei allen anderen Leuten auch.
Der Hauptpunkt meines Kommentars zielte aber nicht auf Muslime als Menschen/Individuen ab, sondern als die gesellschaftliche Gruppe, als die sie auch von Pegida & Co. adressiert, man müsste sogar sagen attackiert werden. Und so betrachtet war mein Hauptpunkt, dass Muslime selbst am besten Zeichen/Symbole/Argumente gegen Pegida & Co. produzieren können. Als Beispiel hatte ich diese Initiative angeführt. Wie viele Kundgebungen unter dem Motto "bunt statt braun" bräuchte es wohl, um im öffentlichem Bewusstsein die Wirkung zu erzielen, die diese, von Flüchtlingen initiierte Latschdemo mit Abschlusskundgebung erzeugt..? Ich glaube: sehr viele.
Dieses Prinzip gilt für jede gesellschaftliche Gruppe. Und ich denke, es ist immer gut, wenn die Gruppe, die eine Botschaft ans schon genannte, ominöse öffentliche Bewusstsein senden will, selbst aufruft - und dann alle mitmarschieren lässt, die Zeit und Lust haben. Wir Homosexuelle ;o) machen das schon ziemlich lange so - und ziemlich erfolgreich. Ich denke, das darf ich so sagen. Und ich weiß noch, bei welchem Satz, der auf der Abschlusskundgebung des kleinen, örtlichen CSD ins Mikrophon gesagt wurde, ich am lautesten Beifall geklatscht habe. Der ging in etwa:
Und wieder einen riesigen Dank an alle Heten, die uns nicht nur beim Feiern zur Seite stehen und unterstützen. Ihr seid die besten!
Wir Homosexuelle ;o) lassen uns jedenfals nicht nachsagen, wir wüssten nicht, wie PR funktioniert. Und es ist tasächlich ein bisschen vergleichbar. Nicht ganz, aber ein bisschen. Jedenfalls sind wir nach wie vor auch immer noch eine Gruppe, die mit "Ich habe nichts gegen..., aber..."-Sätzen konfrontiert ist. Minderheit eben.
Trommeln, trommeln, trommeln. Ich glaube, das war es, was ich sagen wollte. Gegen Pegida & Co. antrommeln. Was ich weder fordere, noch erwarte. Ich wünsche es mir, weil ich fest davon überzeugt bin, dass das der beste Weg ist, um Ressentiments abzubauen. Ein Tag der offenen Moschee hier, ein Straßenfest da. So halt. Keine Ahnung.
Lese gerade:
|| Am Ende des Tages gingen Hunderte Bewohner von Molenbeek auf die Straße, um ein anderes Bild dieses Vororts zu zeigen. Dieses Signal ist wichtig und notwendig! Sollten nicht auch die Muslime in ganz Europa an einem Tag alle gemeinsam auf die Straße gehen, um ein Zeichen zu setzen? Nein, ich meine nicht die Verbände, sondern die Mitte der Gesellschaft. (...) Denn als Pegida demonstrierte, sind die Pegida-Gegner schließlich auch auf die Straße gegangen – obwohl sie damit nichts zu tun hatten. Sie setzten damit ein Zeichen, das auch den Migranten in Deutschland geholfen hat. Menschen brauchen Signale! (...) Muslime sollen sich proaktiv beteiligen. Sie müssen auch agieren und nicht nur reagieren. || Jaafar Abdul Karim für zeit.de
Kennen Sie eigentlich die emotionale Ohnmacht der Deutschen?
Kennen Sie das, wenn Sie ständig auf die Sünden der Vorväter, die abscheulich, abstrus gegen jeden Humanismus, den die abendländischen Kultur vertritt, verstoßen haben, hinbgewiesen werden.
Und zwar von wem überwiegend ?
Ja, dann wissen Sie auch, dass Ihr Kommentar eigentlich nur mit einem Lächeln beantwortet werden kann.....aus deutscher Sicht. Denn der Islam hat es leider verpasst sich als Gedankengebäude für diese Idiotien, die sich an diesen Gedankengebäude klammert, fortzuentwicklen.
Damit Sie ses nur so kurz begreifen , wie das gemeint ist, müssen Sie nur einmal recherchieren, wieviele Underdogs in Griechenland, Spaninen, Deutschland uvm christliches Gedankengebäude nutzen könn(t)en um deren Absurdidität in die Welt zu bringen.
Haben Sie soviel drauf ,um das auf die Reihe zu bekommen?
Lassen Sie mich ihremn Beitrag Jammerstrang nennen.
An Little Louis Religionsfreiheit... niemand gibt mir das Recht...,
soll heißen,Religion der Befreiung ist auch eine Art den Katholizismus zu sehen,zu leben...-Interpretation
Ja, ja, bad old Europe! So ist es nun mal. Richten wir nur den historischen Blick nach Westen, Nord- und Südamerika. Sie kamen, aus Spanien und Portugal, die Eroberer und peng, weg waren sie die Indios. In Nordamerika, dem vermeintlichen Indien, die selbe chose. Rothaut, peng, weg damit. Alles kollektive Welterfahrung, Menschheitserfahrung, mit dem Christentum aus good old Europe! Jetzt mal in den Osten, z.B. Indien, no Sex please, we are British. Jedes Wort zuviel. Nach Australien, Neuseeland ,zu den Aborigines, peng, der Herr Jesu Christ, der für uns gestorben ist. Afrika, der blanke Sklaven- und KolonialismusHorror, by white men, from Europe and USA. Na, haben wir schon die ganze Welt beglückt? Ach ja, der Iwan, in seinem größten Land der Welt, dem Lebensraum im Osten. Egal, rasch noch dazu. Vom Deutsch Ritterorden via Napoleon bis zum Führer. Flüsse aus Blut, wie in Jerusalem, mit Richard Löwenherz. Okay, jetzt reichts aber, mit der chritlichen Weltbeglückung der Völker durch den Westen. Und heute? Irak, Afghanistan, Syrien etc. pp, immer das gleiche westliche Glücksmaschinengewehr.
It all comes back now! merry christmas!
„Auf alle Fälle aber bietet der Inhalt des Habermas- Zitats für unvoreingenommen vernünftige Menschen nichtden geringsten Grund dafür, dass man auf eine begründete Kritik an "Amerika" (gemeint ist im Moment vor allem seine Politik) zu verzichten hätte.“
Das behauptet doch auch niemand.
Das Spiel des Gebens und Verlangens von Gründen (eine Lesart der auch Habermas sich im Wesentlichen anschließt) lebt von Nachfragen und Kritik.
Er recht (und nur dann), wenn sie begründet ist. Es ist ja Habermas der von dem „eigentümlich zwanglosen Zwang, der besseren Argumente“ spricht.
Das bessere Argument spricht für sich, man kann sich ihm nicht entziehen, wenn man sich als ein der Rationalität verpflichtetes oder kurz, vernünftiges Wesen betrachtet.
Es geht nur darum, von welcher Qualität die Kritik ist. Karl Laumann hat mal über Markus Lanz den treffenden Satz gesagt, dieser wolle keine Fragen stellen, sondern Antworten hören.
Das Wesen von Bashing und Verschwörung kann man auf die Kurzformel bringen: „Das Ergebnis steht bereits fest, die Beweise werden gesucht.“
In einem rationalen Diskurs versucht man über den Austausch von Argumenten oder Gründen zu einem neuen, noch unbekannten Ergebnis zu kommen.
„Ich fürchte, genüber fundamentalistischen Bornierungen können wir fast überhaupt nichts deutlich machen, da diese wie alle religiös- fanatischen Bornierungen einem rationalen Diskurs nicht zugänglich sind und auch noch stolz auf diese Tatsache sind sind.“
Das würde ich jetzt sportlich beantworten.
Wenn wir der Überzeugung sind, dass unser Weltbild, unsere Werte gut und schützenswert oder wie viele meinen, sogar sehr viel besser als viele andere Lebensformen ist, dann muss dieses gefühlte Bessersein begründet werden.
Übern Daumen sind 85% der Weltbevölkerung mehr oder minder religiös. Wenn nun 15% der Weltbevölkerung dem großen Rest erklären möchten, warum ihre Minderheitenmeinung besser und attraktiver ist, sollte man aufzeigen können, warum das so ist.
Ist es nicht an den Besseren, wenn sie es denn sind, die Verstrickungen und Bornierungen der Schlechteren zu erkennen und aufzuzeigen. Sollten wir nicht Formen finden, wie es dennoch geht, die anderen zu erreichen? Sag mir doch erst mal warum Religion ein prinzipielles Hindernis sein soll.
Warum empfinden denn offensichtlich etliche Menschen diese in allem so viele bessere Welt dann gar nicht mehr besser, wenn sie in ihr aufwachsen?
Der Extremismus und Fundamentalismus ist offensichtlich eine attraktive Antwort. Warum?
Warum sammeln wir nicht, was wir schon wissen, es gibt etliche Antworten, die sich nicht mal widersprechen müssen. Hier welche zu den Ursachen des Extremismus.
"Dass hierzulande allerdings das Guantanamo-Internierungslager deutlicher problematisiert wird, als die apokalyptischen Auswirkung der Irakinvasion, ich kann es nicht begreifen."
Nach meiner Einschätzung sehen das viele kritisch, nicht zuletzt viele Amerikaner. Nur ist das Gerede vom kriegslüsternden Ami, der es kaum erwarten kann irgendwo einzufallen unhaltbar.
Es ist ja gerade so, dass man die Amis nicht mobilisiert kriegt - egal, ob man das gut oder schlecht findet - und viele Amerikaner überhaupt nicht einsehen, warum sie ihre Köpfe am anderen Ende der Welt hinhalten soll.
Kriegsgebrüll und viel Tamtam wird auch die Republikaner im Wahlkampf nicht antreiben, wenn sie einen Schimmer der Hoffnung haben, gewählt zu werden.
Hallo Gugel.
"Kennen Sie eigentlich die emotionale Ohnmacht der Deutschen?
Kennen Sie das, wenn Sie ständig auf die Sünden der Vorväter, die abscheulich, abstrus gegen jeden Humanismus, den die abendländischen Kultur vertritt, verstoßen haben, hinbgewiesen werden."
Ja, kenne ich und ich hatte es in meinem ersten Beitrag um Thema angesprochen.
Aber, warum knallen Sie die Tür zu?
Was und wem hilft es, sich mürrisch und mit verschränkten Armen gegenüber zu sitzen? Dann sind halt beide Seiten beeleidigt und müde. Bringt doch nichts.
Wir müssen die Frustrationen und das eigene Beleidigtsein aushalten und das ist es, was ich erwarte, von wem auch immer.
Wir kennen die Stellschrauben. Ich-starke Individuen (das sind keine Egoisten, sondern reflexive Leute, die mit sachlicher Kritik umgehen können) sind das, was wir brauchen.
"Denn der Islam hat es leider verpasst sich als Gedankengebäude für diese Idiotien, die sich an diesen Gedankengebäude klammert, fortzuentwicklen."
Ich glaube, dass Sie, bevor Sie eine derartige Aussage hier rein schreiben, sich einmal sachkundig machen sollten sonst bekommt das ein Geschmäckle.
Hier folgend ein paar Vorschläge, um sich mit dem Thema zu befassen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moderne_Islamische_Philosophie
http://www.con-spiration.de/texte/2006/progr.html
Und hier ein Buchtipp (recht interessant zu lesen!):
http://www.suhrkamp.de/buecher/islam_und_moderne_die_neuen_denker-rachid_benzine_71038.html
Sollten Sie sich fortbilden wollen schauen Sie mal unvoreingenommen da rein (es gibt noch viel mehr Lektüre dazu, u.a. auch mindestens eine moderne und zeitgemäße Fassung des Koran). Also: Lesen kann zur Bildung beitragen!
P.S.: Ich bin kein Anhänger oder Mitglied einer Religionsgemeinschaft, finde es nur daneben, wenn hier nachweislich falsche Behauptungen rein getragen werden. Das muss widerlegt werden, was hiermit geschehen ist.
und...?
Was sind Ihre Hinweise mehr als Marginalien in der Welt des heutigen Denkens?
Wleche Konsequenz hat die Denke aus Ihren Quellen für das echte gelebte Leben in dem Kulturkreis, der sich der islamischen Denke unterworfen hat....
Also, was sollen diese philophischen Randbemerkungen denn herrichten. ..?
Wo ist der praktische Nutzen aus dem Wenigen, das sich aus Ihren Quellen ableiten lässt?
Da hat jeder gut aufgetsellte Denker in der westlichen Welt mehr Wirkungskraft auf das, was in seiner Welt geschieht, als Ihre Denker in der Welt, wo das Vorgestern noch heute ist.
Zumal sie das nur denken könne, weil sie in der Welt des Westens verankert sind oder sogar dort leben...sonst...
"Also, was sollen diese philophischen Randbemerkungen denn herrichten. ..?"
Nun, zunächst sollen diese nur dazu dienen Ihren Horizont zu erweitern. Über die Wirksamkeit dieser Schriften bzw. der in ihnen dargestellten Abbildung der Wirklichkeit in der islamischen Welt - auch dazu gibt es sozialwissenschaftliche Untersuchungen.
Immer nur in eine Richtung zu starren bringt nix und verengt den Horizont; also nur Mut, einfach mal den Kopf drehen und staunen, was es alles noch so gibt auf der Welt.
Also, alles klar? Oder immer noch nicht???
"Da hat jeder gut aufgetsellte Denker in der westlichen Welt mehr Wirkungskraft auf das, was in seiner Welt geschieht, als Ihre Denker in der Welt, wo das Vorgestern noch heute ist."
Ob die gut aufgestellten Denker in der westlichen Welt irgendetwas bewirken - ist sicher was dran. Geht allerdings nicht immer nur nach vorne.
Übrigens: bei den von mir verlinkten Hinweisen handelt es sich keineswegs um meine Denker. Und was das Vorgestern angeht, so sind wir zwar in diesen unseren Landen technologisch sehr fortschrittlich, aber ansonsten scheint mir unsere Spezies nicht sonderlich entwickelt zu sein; da ist eher noch Steinzeit angesagt.
Nun, was was soll diese allgemein so gehaltene Aussage denn.? Das es vieles auf der Welt gibt, weiß jeder. Kann jeder sich anschauen.
Kann mit ihrem Post nichts anfangen. Nur so als Fazit meinerseits: Lieber in der von Ihnen hier verorteten Steinzeit leben, als in der Steinzeit, wo Denker mit eingehüllten oder umwickelten Häuptern eine Denke vertreten können.
Die Steinzeit da endet oft tatsächlich mit dem Gebrauch der dort üblich gewesenen Maßnahmen bei unliebsamer Denke.