Die niederen Triebe

Charakterbildung Franzobel spürt in seinem Roman "Das Fest der Steine" dem frivolen Faschismus nach
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Die alten Herren im österreichischen Parlament wissen sich hervorragend in Szene zu setzen. John Gudenus und Siegfried Kampl haben über Wochen die politische Debatte mit ihrer unverdrossenen Geschichtsblindheit geprägt. Parallel dazu tobt im Volkstheater ein Kampf um das ehemalige "Hitler-Zimmer", das hinter einem Vorhang unter Schutz gestellt ist und nicht für eine Thomas Bernhard-Aufführung benutzt werden darf.

"Frivolitäten" dieser Art sind für den Wiener Autor Franzobel ein Skandal. In seinem neuen Roman Das Fest der Steine setzt er sich in Gestalt von Oswald Mephistopheles Wuthenau, einem Kracher von einem Mannsbild, damit auseinander. Wuthenau ist "gelernter Antisemit". Nazisprüche der wüsten Art gehören bei ihm zum Vokabular. Er liebt