Riesenzwerg im Kreml

Machtgebaren Die ermordete Journalistin Anna Politkovskaja analysierte die beunruhigenden Vorgänge in Russland
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"Es ist Abend in Russland. Die Zwerge werfen Riesenschatten." Mit diesem "Witz" zieht Anna Politkovskaja in ihrem Russischen Tagebuch Bilanz für das Jahr 2003. Die Verstaatlichung der Wirtschaft wurde vorangetrieben, der Abwehrkampf gegen "terroristische" Umtriebe intensiviert und die anstehende Präsidentenwahl unfreiwillig zur Farce degradiert. "Aber wie lange kann man ein Imperium aufbauen und halten? Ein Imperium bedeutet Repressionen, und damit letzten Endes - Stagnation. Darauf bewegen wir uns zu."

An diesem Befund hat sich dreieinhalb Jahre später wenig geändert, mögen auch die wirtschaftlichen Rahmendaten wegen der Öl- und Gasexporte 2007 oberflächlich ein positives Bild vermitteln. Moskau boomt, das Land darbt. Eine schmerzliche Differenz zum Jahre