Wer bin ich oder nicht

Wertvertrauen Das Werk des Literaturnobelpreisträgers Imre Kertész erzählt eine Tiefengeschichte des 20. Jahrhunderts
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Den Kern aller Erfahrung im Werk von Imre Kertész umschreiben die Worte Auschwitz und Buchenwald: der unglaubliche Zufall seiner Rettung vor der Vernichtung in der Todesmaschinerie. Ende Juni 1944 als Fünfzehnjähriger deportiert, kehrte er ein Jahr später nach Budapest und damit in ein scheinbar normales Leben zurück, in dem eine derartige Erfahrung kaum Platz finden konnte. Dennoch setzte er, als ob nichts geschehen wäre, die abgebrochene Ausbildung am selben Gymnasium fort, wurde "irrtümlicherweise" Journalist, dann notgedrungen Fabrikarbeiter und verlegte sich später aufs Übersetzen. Mehr schlecht als recht schlug er sich durch, seine Frau Albina half durch ihren Verdienst mit, so dass er sich 1960 an einen Text setzen konnte, den er innerhal