So weit so kompliziert: Unser ganz spezifisches So-Sein

Roman-im-Roman „Vier Tage, drei Nächte“ ist der Schlusspunkt von Norbert Gstreins grandioser Trilogie. Schade, dass der Roman auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis fehlt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2022

Kaum ein anderer in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur dürfte so eindrucksvoll von der Blindheit der Subjekte für ihr ganz spezifisches So-Sein erzählen wie Norbert Gstrein. Gstrein verhandelt kunstvoll Fragen der Identität jenseits identitätspolitischer Schablonen. Wie geschieht das in seinem neuen Roman?

Gleich auf der ersten Seite von Vier Tage, drei Nächte stellt der Erzähler eine entscheidende Frage, es fällt ein Schlüssel-Adjektiv: Ob sich überhaupt noch „glaubwürdig“ ein solches Drama ausdenken lasse wie in einem der großen Ehebruchromane des 19. Jahrhunderts, wo immer die Frauen an ihren Sehnsüchten zugrunde gingen, fragen sich der Erzähler Elias und seine Halbschwester Iris, eine Literaturwisse