Das die Kinder und auch Jugendlichen nicht mehr so gerne und viel lesen wie früher, ist bekannt und die Gründe liegen offen dar. Es gibt so viele spannendere Dinge, um sich die Zeit zu vertreiben, wie zum Beispiel Fernsehen gucken, Playstation spielen, oder vor MSN rumhängen. Der Reiz der Medien ist groß, ihr Angebot vielfältig und natürlich auch nicht nur schlecht.
Doch leider hat all das einen großen Nachteil: nicht nur das Sprichwort der Eltern oder Großeltern : Lesen bildet!, wurde unter den Teppich gekehrt, auch die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab und das Verständnis für einfachste Texte. So wurde auf einer Fachkonferenz für Deutsch von den Lehrern berichtet, dass ihre Schüler in der 7. und 8. Klasse nicht einmal mehr die Mathetextaufgaben sinnvoll erschließen können und vor Texten mit mehr als 10 Zeilen verzweifeln. Durch das Lesen wird also nicht nur das Allgemeinwissen geschult, sondern die Konzetrationsfähigkeit, das Umgehen mit langen Texten gefördert, sowie der Schreibstil geprägt und die Rechtschreibung verinnerlicht. Denn auch daran scheint es merklich zu hapern.
In besagter Fachkonferenz wurde nun hin- und herüberlegt, was man dagegen tun kann, denn wie an vielen Schulen ist nicht nur Material knapp, sondern auch die Zeit des Personals und die Möglichkeiten, die Schüler außerhalb des Unterrichts zu fördern.
Bei uns an der Schule ist es nun so üblich, dass in jeder Fachkonferenz ein bis zwei Schüler sitzen, um den Durchblick zu kriegen, was die Lehrer so besprechen und planen. Ich saß nun mit einer Freundin bei all unseren Deutschlehrern und wir bekamen plötzlich eine wunderbare Idee : Lesepatenschaften!
Wir stellten den Lehrern unseren hastig zugeflüsterten Plan vor: Wir beide, vielleicht mit Unterstützung anderer Oberstufenschüler, gehen durch die 7. und 8. Klassen und stellen uns vor. Wir werden erklären, wie wichtig das Lesen ist, und zwar auf eine lehreruntypische Art und Weise. Wir möchten nicht vor den Kindern stehen, mit hocherhobenem Zeigefinger und ihnen einhämmern, dass sie müssen, müssen, müssen. Wir möchten ihnen beibringen, wie cool es ist, zu lesen, denn da hat man als Oberstufenschüler mehr Chancen, als ein Lehrer das hätte (denn ich weiß noch was ich für einen Respekt vor den Oberstüflern hatte, als ich mit popeligen 11 Jahren auf's Gymnasium gekommen bin). Wir werden uns also zur Verfügung stellen für all diejenigen, die gerne lesen und für die, die nicht so recht wissen, wie sie an das Thema lesen heran sollen. Wir werden die neusten und spannendsten Jugendbücher vorstellen und uns mit den Kids treffen, um Erfahrungen auszutauschen. Als ein weiterer Anreiz, gerade für diejenigen, die noch nicht gerne lesen, ist es für Anfang Januar geplant, eine Lesenacht in der Schule zu veranstalten. Diese wird mit Buchvorstellungen, Theaterstück und eventuell einer uns besuchenden Kinderbuchautorin gestaltet werden. Und zur Krönung werden wir alle gemeinsam in Schlafsäcken auf dem Boden der Aula übernachten. Sehr gemütlich. Aber spannend !
So hoffen wir, wenigstens ein paar zu erreichen, mit der Botschaft, dass Lesen Spaß macht und absolut keine Zeitverschwendung ist. Denn wer einmal ein Buch gelesen hat, das ihn mitreißt und das er vor Spannung kaum aus der Hand legen kann, der wird sicherlich weiterlesen.
Dieses Projekt läuft also ab dem nächsten Schuljahr an und wird von Schülern, Lehrern und Elternvertretern unterstützt. Sollte das Projekt so laufen, wie wir uns das vorstellen, wird es Jahr für Jahr von der neuen Oberstufe fortgesetzt und jede 7. und 8. Klasse bekommt die Chance, das Lesen für sich zu entdecken.
Kommentare 12
Es gibt im Internet ein gutes Portal: LibraryThing
Dort kann man eine Bibliothek anlegen und mit Informationen füttern. Darauf können andere dann zugreifen. "Eine Community von und für 700.000 Bücherwürmer." Bis 200 Bücher ist es frei. Eine lebenslange Mitgliedschaft ist nicht teuer.
Vielen Dank, das werden wir sicher nutzen können =) .
Solch ein Projekt kenne ich, habe ich auch mal gemacht. Bei uns war es immer sehr lustig, ich wünsch dir genauso viel Spaß bei der Sache, wie ich ihn gehabt habe.
Wir haben übrigens auch Kinder- und Jugendbuch-Autoren zu Lesungen und Workshops eingeladen. Da stellt sich natürlich die Frage, inwiefern die Schule Mittel zur Verfügung stellt, um das zu finanzieren. Außerdem haben wir unsere Schulbibliothek neu gestrichen und mit Fantasie-Landschaften aus Büchern bemalt. Sah ganz nett aus.
Das Schüler Texte nicht richtig verstehen, ist bei mir auch oft an der Oberstufe vorgekommen. Sicher die Texte sind ein bisschen anspruchsvoller als Matheaufgaben der 8. Klasse, aber wenn ein Abiturient in einem Powi oder Geschi-Text nicht in der Lage ist die Position des Autors zu erkennen dann ist das einfach nur traurig.
Das Projekt find ich super, aber ich weiß nicht ob man in der 8. Klasse noch so viel retten kann.
@ Chrisliegtindersonne:
Wir werden es versuchen. Daher müssen wir unsere Gehirnzellen auch mal ordentlich anstrengen, um den Kids interessante "Lockangebote" bieten zu können. Von nichts kommt nichts.
Das Verständnis von Matheaufgaben in der Oberstufe ist mir auch manchmal schwer gefallen, weil die Verfasser offenbar gelegentlich selbst die deutsche Sprache nicht beherrschen.
Übrigens: Nicht nur Kinder und Jugendliche lesen kaum noch, auch Lehrer liegen diesbezüglich unter dem Durchschnitt. Dehnt eure Lesepatenschaften doch auf sie aus!
Ich hab da noch was für euch:
Naja das liegt aber oft an absolut uralten Büchern in denen Aufgaben oft absolut unverständlich formuliert werden.
Das Lehrer nicht oder kaum lesen ist mir neu. Die meisten Lehrer die ich kenne, waren eher Vielleser, teilweise mit riesigen Bücherregalen zuhause. Aber das waren eher ältere Lehrer ab 40. Auf jüngere könnte das durchaus zutreffen. Aber das ist sicher von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.
Das Video hat mich überzeugt. Ich werde mir die Zähne putzen.
noch ein Link: www.zeno.org
Hier sind zig Bücher digitalisiert (legal!), man kann also auf eine ganze Reihe Klassiker zurückgreifen. Auch für die 7/8-Klasse findet sich da einiges, z.B. Daniel Defoe (Robinson Crusoe) und Jules Verne (20.000 Meilen unter dem Meer) (nur mal auf die Schnelle rausgefischt).
Auch wenn Lesen am Bildschirm grauslig ist, aber für Referate ist das eine hervorragende Quelle.
@ bkhdk :
Vielen Danke für den Link, aber mit den Klassikern werden wir wohl ersteinmal warten, denn die werden leider nicht mehr gerne gelesen und wir werden uns über modernere Jugendbücher informieren. Aber jede Anregung wird zur Kenntnis genommen ;)
"Ein Klassiker ist ein Buch das die Menschen loben, das sie aber nicht lesen."
(Hemingway)