Vor einigen Wochen waren die Info-Tage der Universitäten in Berlin. Wir 12.Klässler haben dafür frei bekommen, um uns eine Orientierung für die Zeit nach dem Abitur zu holen. Wir pilgerten also fast alle zur FU, die wenigsten zur TU. An der FU wurden Infovorträge zu fast allen Studiengängen angeboten, sowie Zusatzveranstaltungen wie zum Beispiel: "Studieren - aber richtig!" oder alles über BaföG und Co. Die meisten verbrachten fast einen kompletten Tag an der Universität, um sich über soviele Studiengänge wie möglich zu informieren.
In den Pausen zwischen den Veranstaltungen in den verschiedenen Hörsäalen konnte man sich Suppe oder Kaffee für 65ct. an einem der vielen, dort aufgestellten Automaten kaufen.
Am Ende der Veranstaltungen, gegen 17h, hatte man als Schüler folgendes Fazit gezogen: Man wusste jetzt noch genauer als vorher, was man gerne studieren würde und wie der Weg dahin funktionierte. Man wusste aber auch noch klarer, dass man das Ziel des Studiums kaum erreichen konnte. Die NCs der Fächer waren erschreckend hoch und die meisten Schüler furchtbar desillusioniert. Man war sich nun bewusst, dass man nicht mehr sagen konnte: "Hey, hauptsache Abitur, dann kann ich studieren!", sondern das an den Universitäten knallhart selektiert, der Spreu vom Weizen getrennt wird.
Auf der Fahrt nach Hause schwirrte einem der Kopf vor lauter Zahlen: Wartesemester, NCs, verfügbare Studienplätze, Arbeitsstundenpunktesysteme,Prozentsätze der Studienplatzverteilung. Vor allem aber, wurde man diesen eine Begriff nicht mehr los: Bachelorstudiengang. Denn darüber hatten sich die Professoren gar nicht freundlich geäußert. Und nun hatte man, als Schüler, der vorher mit der Uni nie wirklich in Kontakt getreten war, plötzlich eine Ahnung davon, warum soviele Studenten und auch Dozenten auf die Straße gingen. In den nächsten Tagen wurde man den Gedanken nicht los, warum man eigentlich Abitur machte. An die Uni schaffte man es ja eh nicht, zumindest nicht durch die Abiturbestnote. Eventuell hatte man ja Glück und rutschte durch die Losung in sein Studium ? Eher auch unwahrscheinlich, das wird ja auch durch Durchschnitte sortiert.
Erst nach einer Weile wurde einem klar, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, vor dem Studium eine Ausbildung zu machen. Damit konnte man Wartesemester füllen und Erfahrungen sammeln. Außerdem verschaffte es einem einen besseren Durchschnitt um später an der Uni angenommen zu werden.
Dies sind ersten Momente, wo einem bewusst wird, wie kurz die verbleibende Schulzeit noch ist.
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20:01 15.07.2009
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Kommentare 5
Ab nach Österreich.
In dieser Situation waren wir vor drei Jahren, als unsere Tochter Abi gemacht hat. Einerseits ist Ihr Eindruck sicher erstens berechtigt kritisch und zweitens sehr gut aufgeschrieben.
Andererseits wollte ich Ihnen aber doch wenigstens als kurzen Kommentar sagen: am Ende wird es nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Wenn Sie sich wirklich sicher sind, was Sie werden wollen und es dort schwierig ist mit dem Hochschulzugang haben Sie zwei Möglichkeiten:
Erstens erwägen Sie ruhig auch Bildungseinrichtungen außerhalb von Berlin (man kann vieles per Internet herausfinden und komischerweise wird oft sehr gute Ausbildung in den Unis der neuen Bundesländern weniger nachgefragt als im "Westen") - nachdem Sie angefangen haben, können Sie relativ leicht nach Berlin wechseln, wenn Sie das dann (immer noch) möchten.
Zweitens spielt in den Auswahlverfahren immer mehr eine Rolle, was Sie neben der Abinote noch zu bieten haben - hier sind Praktika ein guter Weg, sich Richtung Wunschstudium zu bewegen. Und dies nicht nur "wegen des Lebenslaufs" sondern auch weil man einen Einblick bekommt, den man sonst nicht hätte. Natürlich ist hier auch eine Ausbildung ein möglicher Weg, aber...
Ich persönlich bin hier sehr zwiegespalten, weil Sie jünger an der Uni doch vieles einfacher haben als wenn Sie nach der Ausbildung älter anfangen. Das Leben bringt es so mit sich, dass man mit den Jahren immer mehr "Gepäck" hat und ein Auslandsjahr oder ähnliche Angebote während oder nach dem Studium später tendenziell schwieriger in den Lebenslauf zu integrieren sind.
Ihr Beitrag vermittelt den Eindruck, dass Sie sehr engagiert und zielgerichtet "unterwegs" sind - wenn Sie Fragen zum Studium an anderen Orten haben, würde ich Ihnen raten, sich dort mit den entsprechenden Studentenvertretungen zu besprechen - jede Fakultät hat so etwas normalerweise und man findet Ansprechpartner über die www-Seiten. Dies sind in der Regel Leute, die auch mit offenen Augen engagiert unterwegs sind und Ihnen alles sagen können, was man nur wissen kann.
@ mathegudrun:
Vielen Danke für die Tipps, ich habe mich bereits mit vielen Möglichkeiten befasst, mehere Berufsberatungen hinter mir und mich auch über Unis und Hochschulen außerhalb von Berlin informiert. Leider ist es mir finanziell nicht möglich, außerhalb von Berlin zu studieren. Sonst würde ich es auf jeden Fall in Betracht ziehen. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, um zu seinem Ziel zu kommen und ich werde jede in Anspruch nehmen, die mir möglich ist.
hallo becci,
ich habe erst gerade deinen blog-beitrag zum studieren entdeckt und frage mich, was man dir dort alles für "bock-mist" erzählt hat. also folgendes: der gang zur studierendenvertretung ist dir schon in den sinn gekommen - hier wäre es vielleicht wichtig, die gesamtvertretung aller studierenden der uni zu kontaktieren, also den asta. zweitens hat ein nc ersteinmal nichts mit der abinote zu tun. der zeigt nämlich auf nachfrage nur an, wieviele studienplätze die universität beim zuständigen ministerium/senat beantragt hat und richtet sich nach den studienanfängern des letzten wintersemesters und den abgängen des sommersemesters. eine eventuelle durchschnittsnote ergibt sich erst im nachhinein und ist kein verbindlicher richtwert. hier wird nämlich der durchschnitt des besten und schlechtesten drittels ermittelt zwecks statistik. das heißt, ein hoher nc ist von vorteil, weil viele studierende in den studiengang immatrikuliert werden.
der bachelor hat auch zwei seiten: einerseits ist er praktisch, weil alle leistungen in eine endnote einfließen und anders als beim magister oder diplom die wärend des studiums geleistete Arbeit nicht umsonst ist und ein gelingender abschluss nicht allein an den zwischen- bzw. abschlussprüfungen hängt. andererseits ist ein bachelor (hier spreche ich aus der sicht eines magisterstudierenden) mit viel arbeitsaufwand verbunden. der sogenannte work-load ist, wie in verschiedenen studien festgestellt wurde, ziemlich hoch. vieles wird sich für bachelor und master noch bezüglich der strukturen verändern, weil man hier noch nicht am optimum angekommen ist. also lass dich bitte nicht verschrecken von irgendwelchen altgedienten profs. viele davon haben oder wollen keine ahnung haben.
ein tip: falls du von einer uni abgelehnt wirst, bleibt dir der weg der klage. denn egal ob du dein abi mit 1,3 oder 3,0 abgeschlossen hast, du hast, sobald du die hochschulzugangsberechtigung erworben hast, auch anspruch auf einen studienplatz deiner wahl. wie das funktioniert, kann dir der jeweilige asta der uni erklären.
was das studieren außerhalb berlins betrifft: probier es doch mal an der uni potsdam. das ist nicht weit weg. kostet momentan im semester 240 euro. darin sind enthalten ein semesterticket für gans berlin und brandenburg (138 euro), semestergebüren von 51 euro, studentenwerksbeitrag von 40 euro, beitrag für die studierendenschaft von 10 euro und sonst noch verwaltungsgebüren etc. du kannst also zu hause wohnen bleiben oder einen wohnheimplatz ergattern, der in der regel durchschnittlich 180 bis 210 euro kostet (inklusive internet, heizung, wasser und strom - also super subventioniert). und falls es deine und die finanziellen möglichkeiten übersteigt, dann ist immer noch das bafög da. dafür gibt es auch ansprechpartner in den studierendenschaften. also gutes gelingen im abi und bei der immatrikulation. fall ich nur wiederhole, was du eh schon weißt, dann entschuldige die flut an langeweile.
Vielen Dank rhizomorph,
einiges Neues war schon dabei.
Studieren kann ich leider nur in Berlin, was sowohl mit der Kombination meiner Fächerwahl, die mir schon ziemlich klar vorschwebt, als auch mit meiner finanziellen Situation zusammenhängt.
Ich werde mich natürlich im Sommer an der Uni bewerben, und wer weiß, vielleicht habe ich ja Glück und rutsche gleich in einen Studiengang hinein.