Das Referendum in Bolivien hat das Patt zwischen sozialistischer Zentralregierung und konservativen Provinzen verfestigt. Der innerbolivianische Machtkampf um Öl, Gas und Land vertieft sich sogar. Beide Seiten sehen sich als Sieger: Morales konnte sein historisches Ergebnis von 2005 zur Zwei-Drittel-Mehrheit ausbauen. Zudem schwächt die Abwahl der Gouverneure in Cochabambas und La Paz den Block der rechten Präfekten. Auf der anderen Seite sehen die in feudalistischer Manier regierenden Tiefland-Fürsten in den vier nach Autonomie strebenden Provinzen ihre Bestätigung ebenso als Erfolg: Der "moderne, produktive Osten", so ihre Logik, sei Opfer des "indio-andinen, zentralistisch-verkrusteten Westens", deshalb: "Autonomía o Muerte!" Doch aufgepasst. Ginge man der Argumentation vom gespaltenen Bolivien auf den Leim, wäre auch die selbsterklärte Oppositions-Hochburg Santa Cruz zweigeteilt. Von einer halben Million Menschen stimmten hier 60 Prozent gegen, 40 Prozent für Morales. Dessen "demokratisch-kulturelle Revolution" macht ihrem Namen also alle Ehre. Mit neuem Wind in den Segeln wird er nun die von der Rechten blockierte Verfassung zur "Neugründung Boliviens" in Angriff nehmen.
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