Eskalierte Liebe

Kino Nora Fingscheidt erzählt hoch einfühlsam von einem verhaltensauffälligen Kind, dem nicht zu helfen ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2019

Systemsprenger. Schon in der Bezeichnung steckt Gewalt, in diesem Begriff, der sich in der Jugendhilfe etabliert hat, um diejenigen zu beschreiben, die in keiner Hilfseinrichtung Fuß fassen können. Die „hoffnungslosen Fälle“ – könnte man sagen, den Blick abwenden und es sich leicht machen.

„Hoffnungslose Fälle“ wie die neunjährige Benni, die Protagonistin des Spielfilms Systemsprenger von Regisseurin und Drehbuchautorin Nora Fingscheidt, die es sich eben nicht leicht macht und sich stattdessen vorurteilsfrei einfühlt und so Grenzziehungen und Kategorisierungen in Frage stellt. Auch in Benni steckt Gewalt. Als verschüttetes Trauma nach Misshandlungen in der Kindheit, das sie in laute, bruchstückhafte Erinnerungsstrude