Obacht, liebe Leser*innen, es folgt eine Binsenweisheit: Man lernt nie aus. Diese Kolumne zum Beispiel hat mich neulich gelehrt, dass man sich im Leben manchmal kurz fassen muss. Da ahnt man nichts Böses und auf einmal kommt eine Anzeige rein und verkürzt den Platz des Kolumnisten um ein Viertel. Passiert dir auch nur im Print.
Aber das muss ja nicht nur schlecht sein. Denn wir alle wissen: „In der Kürze liegt die Würze“ – um beim Binsenbingo zu bleiben. Zeit also, sich einmal den Kurzformaten im Podcast-Bereich zu widmen. Davon gibt es gefühlt immer mehr – auch wenn sich wacker das Klischee des Stunden dauernden Laberpodcasts hält.
Zu den etablierten Kurzpodcasts gehören die Nachrichtenpodcasts Auf den Punkt (SZ) und Was jetzt? (Zeit). Beide dauern jeweils etwa zehn Minuten und picken sich ein beziehungsweise zwei Themen des Tages heraus. Über die sprechen die Moderator*innen etwas ausführlicher – meist mit Kolleg*innen aus den jeweiligen Redaktionen. Das hat gleich zwei Effekte: Tatsächlich werden wichtige Themen gut auf den Punkt gebracht, gleichzeitig macht die Redaktion Werbung in eigener Sache. Weiterer Bestandteil ist ein Nachrichtenblock mit den wichtigsten Schlagzeilen des Tages. Die kommen etwas hölzern daher, Zeitungspodcasts sind eben doch nicht immer mit Radio vergleichbar. Das gilt ganz besonders für das Spiegel Update. Hier werden dreimal am Tag in knapp fünf Minuten Meldungen zu wichtigen Themen verlesen.
Das ist dann doch eher uninspiriert, wie man generell sagen muss, dass die Konzepte der Nachrichtenpodcasts nicht unbedingt Innovationspreise verdient haben. Anders sieht es da schon mit dem SZ-Podcast An diesem Tag aus. Darin blicken die Hosts jeden Tag in 5-Minuten-Episoden auf ein Ereignis von vor zehn Jahren zurück – und beleuchten, was daraus heute geworden ist. Es geht um Fukushima, die Geburt von Eisbär Knut, das Phänomen Facebook-Party oder das Waldsterben. Sich so zu erinnern oder mitunter ernüchternde Kontinuitäten zu sehen, macht Spaß und regt zum Nachdenken an – auch wenn die Folgen mitunter doch recht oberflächlich bleiben.
Etwa 15 Minuten pro Folge gibt sich dagegen Große Frage, kleine Pause, der Podcast des fluter. Moderator Paul Hofmann trifft sich hier mit Expert*innen in ihrer Mittagspause, um über die großen Themen wie Obdachlosigkeit, Klimakrise oder Zukunft der Arbeit zu sprechen. Heraus kommen in der Regel nicht nur ein Überblick über das Thema, sondern auch Anregungen zum Weiterdenken.
So, und jetzt Schluss. Der Platz ist aus, ich muss mich kurz fassen.
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