Wir haben ungleiche Gesellschaften geschaffen

Interview Als UN-Sonderberichterstatterin hat Leilani Farha für das Recht auf Wohnen gekämpft. In Corona-Zeiten sieht sie sich bestätigt – und hofft auf eine globale Bewegung
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„Als Regierungen auf der ganzen Welt und die WHO beschlossen, die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, zur gesundheitspolitischen Maßnahme zu erklären, dachten sie nicht an obdachlose Menschen“
„Als Regierungen auf der ganzen Welt und die WHO beschlossen, die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, zur gesundheitspolitischen Maßnahme zu erklären, dachten sie nicht an obdachlose Menschen“

Foto: Mario Tama/Getty Images

der Freitag: Frau Farha, vergangenen Monat sagten Sie mit Blick auf die Corona-Pandemie: „Das Wohnen ist zur ersten Verteidigungslinie gegen das Coronavirus geworden. Selten war das Wohnen so sehr eine Frage von Leben und Tod“. Wie haben Sie das gemeint?

Leilani Farha: Ziemlich genau so, wie ich es gesagt habe. Als das Coronavirus zuschlug und die Weltgesundheitsorganisation WHO es zur Pandemie erklärte, rangen Regierungen auf der ganzen Welt um Antworten auf die Frage, was nun zu tun sei. Um die Zahl der Infektionen zu senken und die Ausbreitung einzudämmen, sollten die Menschen sich die Hände waschen, auf Abstand zueinander gehen und vor allem zu Hause bleiben. So wurde Wohnraum wesentlich für den Schutz vor dieser tödlichen Krankheit. Seit sechs Jahre