Die Räuber werden immer dreister

Finanzkapital 2014 Geldvermögen (+12%) wachsen schneller als Wirtschaft (+3%)

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Das Finanzkapital wächst wesentlich schneller als die Wirtschaftsleistung. Die stieg 2014 laut IWF weltweit um 3,4 Prozent, die privaten Geldvermögen um fast 12 Prozent.

So zitiert der SPIEGEL gestern eine Studie der Boston Consulting Group-Studie (BCG).

Wirtschaftswachstum lässt den zu verteilenden Kuchen demnach weltweit um 3,4% wachsen. Aber ...

Vermögenswerte, die private Investoren in Bargeld, Aktien, Wertpapieren oder Fonds angelegt hatten, stiegen von 146,8 auf 164,3 Billionen Dollar - ein Zuwachs von 17,5 Billionen Dollar. Schon 2013 waren die privaten Geldvermögen um 12,3 Prozent gewachsen.

Und: 3/4 des neuen Reichtums entspringt dem alten Reichtum: Es sind Zinsen oder andere Erträge des bereits angelegten Kapitals.

Was aber bedeuten diese Zahlen??

Wenn das Finanzkapital diese Renditen erwirtschaftet - 12% bei 3% Wachstum - dann schluckt es nicht nur das gesamte Wachstum des Kuchens, es muss auch auch bei den bestehenden Einkommen und Vermögen räubern.

Denn natürlich sind die wachsenden Vermögen des einen die wachsenden Schulden und die wachsende Armut des anderen.

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Armut in Jaipur, Indien

Zu den Opfern zählen etwa Afrika, von wo immer mehr Elendsflüchtlinge kommen, Länder in der Verschuldungs- und Armutskrise wie GR, Ukraine ... aber auch europaweit Arbeitnehmer, die in den Niedriglohnsektor abgeschoben werden, ins Prekariat (47% der neuen Stellen sind befristet) oder in die Arbeitslosigkeit (50% bei der Jugend Südeuropas).

Während die Mehrheit der Arbeitnehmer in Deutschland nur durch langsame Reallohnsenkungen bestohlen wird, raubt die Finanzoligarchie aber jungen Menschen immer mehr die wirtschaftlichen Grundlagen ihrer Zukunft. Immer weniger bekommen Festanstellungen, oder gar die Tarifverträge ihrer Väter etwa bei Mercedes-Benz oder als Stewardess bei der Lufthansa. Diese werden bzw. sind bereits in aussertarifliche Zeitarbeit umgewandelt.

Die neoliberale Mär von der alles dominierenden Wettbewerbsfähigkeit in einer globalalisierten Welt liefert den Vorwand für die Raubzüge der Finanzoligarchen. Gäbe es diesen dominanten, marktwirtschaftlichen Zwang aber tätsächlich, müssten Lohn- und Kosteneinsparungen an die Verbraucher weiter gegeben werden, um sich am Markt behaupten zu können. Preise, Deckunsgbeiträge, Unternehmensgewinne würden auf ein Minimum reduziert bis man seine Marktposition erkämpft hat. Stattdessen erhöhte aber etwa die Deutsche Post 2014 noch ihre Tarife, erzielte Rekordgewinne und -Renditen, und leistete ihren Beitrag, damit Kapitalrenditen von 12% erzielt werden konnten, bei nur 3,4% Wirtschaftswachstum.

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DGB-Maidemonstration Berlin, 1. Mai 2012 | Flickr - Photo Sharing!

Tatsächlich gibt es also einen alles dominierenden Wettbewerbszwang in der globalisierten Welt, aber nicht den des Absatzmarktes, sondern den zur Renditemaximierung für die Finanzoligarchie, dem sich selbst die DAX-Konzerne nicht entziehen können.

Es ist ein alles kontrollierendes System - keine Verschwörung weniger Mächtiger. Es ist offensichtlich, wird aber nicht aufgedeckt. Denn die Finanzoligarchie besitzt bzw. kontrolliert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Politik und Medien. Und so werden diese Raubzüge von Politik und Medien ermöglicht bzw. gedeckt:

  • Verschuldungsfallen für schwächere Länder
  • Imperialistische Erschließung neuer Märkte
  • Kapitalfreundliche Steuern und Gesetze
  • Hinnahme von Steuerflucht
  • Bankensubventionen und -rettungen
  • Privatisierung der Altersversorgung
  • Streichung von Arbeitnehmerrechten
  • Hetze gegen streikende Arbeitnehmer
  • Hetze gegen griechische Alternativpolitik

Und der Trend setzt sich fort: Bis 2020 rechnet die Studie mit einem durchschnittlichen Vermögenswachstum von sechs Prozent - Jahr für Jahr. Der IWF prognostiziert für diesen Zeitraum in keinem Jahr ein Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent.

Wenige werden dadurch immer schneller und schneller reicher und reicher. Die meisten Menschen der Welt aber verarmen weiter. Die meisten Flüchtlinge, Kriege und Krisen sowie sozialen Probleme unserer Welt finden hier ihren Ursprung, in der Macht und der übersteigerten Rendite der Finanzoligarchie.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

berlino1010

Russland-Versteher in Ausbildung

berlino1010

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