Russland in Not

Rubelcrash Den derzeitigen Zustand auf den Kapital- und Devisenmärkten kann man nur als hysterisch bezeichnen.

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Auch wenn die westlichen Berichte dieser Tage nicht selten mit einem Ton der Schadenfreude versehen sind, so betreiben sie keineswegs unangebrachte Panikmache oder haltlose Propaganda.

Der Verfall der Russischen Währung innerhalb der letzten Monate von 40 RUB für 1 Euro auf heute kurzzeitig sogar über 100 RUB für einen Euro ist so dramatisch wie seit der Russland- oder Rubelkrise 1998 nicht mehr, der zum Staatsbankrott führte. Diese Gefahr besteht aufgrund der geringen Schulden und Währungsreserven des Landes nicht. Im Gegenteil kann der Staat die fallenden Einnahmen durch den sinken Ölpreis (in $) mittels des fallenden Rubels nahezu ausgleichen. Aber die Situation ist besonders für die einfachen Bürger dramatisch.

Seit heute zeichnen einige Handelsketten ihre Preise in Euro aus, bezahlt wird an der Kasse nach aktuellem Kurs in Rubel. Viele Russen hatten bereits letzte Woche begonnen, sich Dollar- oder Euro-Polster zu besorgen. Es gab vielfach "Hamsterkäufe" von Importwaren, deren Preis noch auf den alten Wechselkurs beruhten. Ab Januar ist aber eine Preisexplosion zu erwarten, da RUS immer noch 30-70% der Lebensmittel, 70-100% der Eletronik oder 90% Medikamente importieren muss. Der Tourismus zumindest nach Europa ist mindestens um die Hälfte eingebrochen. Die meisten Russen gehen dazu über, im Notstand zu sparen. Die ersten Geschäfte etwa in Volgograd mussten schließen. Es gibt Entlassungen.

Der Verfall und die extreme Volatilität sind nicht über die Fundamentaldaten, auch nicht durch die Sanktionen oder den stürzenden Ölpreis allein zu erklären. Ob aber Krisenhysterie, westliche Interventionen, Panikverkäufe der Russen oder Russisches Staatsinteressen oder gar Gerüchte um Rosneft Rubel-Emissionen die derzeitige Hysterie begründen, ist momentan noch im Dunkeln.

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Geschrieben von

berlino1010

Russland-Versteher in Ausbildung

berlino1010

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