1958: Christ und Antichrist

Zeitgeschichte Unerwartet wird eine Debatte im Bundestag zur Kampfansage gegen Adenauers polemische Rhetorik und seine Politik der Ost-West-Spaltung nach dem Wahlsieg 1957
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2018
Adenauer hatte wenig übrig für den Entspannungspolitiker Heinemann (SPD)
Adenauer hatte wenig übrig für den Entspannungspolitiker Heinemann (SPD)

Foto: Keystone/Zuma/Imago

Obwohl er nicht als großer Schweiger bekannt war, hatte sich Kanzler Konrad Adenauer der Debatte entzogen. „Ich habe es nicht getan“, sagte er eine Woche später im Rundfunk, „weil das Niveau der Debatte vor und nach Mitternacht durch die Schuld der beiden früheren Bundesminister, die Abgeordneten Dehler und Heinemann, so tief gesunken war, dass eine ernsthafte Debatte nicht mehr möglich schien.“

„Der Alte“, wie der Kanzler vom Wahlvolk tituliert wurde, war kalt erwischt worden. Nichts war es mit der rheinisch-frechen Schlagfertigkeit, die die Opposition zu Recht fürchtete. Erwischt hatten ihn Thomas Dehler, FDP-Vorsitzender und von 1949 bis 1953 Justizminister, und Gustav Heinemann. Der spätere Bundespräsident wurde als