Frankreich gibt 24 Millionen Euro für die Sicherheit der Fußball-EM aus. Im Mai noch wurde das Budget verdoppelt. Nach den Fan-Krawallen in Marseille am vergangenen Wochenende würde man meinen, dass die Summe immer noch zu klein ist. Tatsächlich nimmt sie sich im Gesamt-budget vergleichsweise bescheiden aus. Schließlich wurden allein für die Stadien 1,7 Milliarden Euro aufgebracht.
Die UEFA, der Veranstalter des auf 24 Teilnehmer aufgeblähten Turniers, rechnet mit Gesamteinnahmen um die zwei Milliarden Euro. Damit wird auf recht eindrückliche Weise ein Verhältnis offenbart: die Öffentlichkeit hat die Kosten, der Verband hat die Profite. Und doch reißen sich die Länder regelrecht um die Möglichkeit, große Sportveranstaltungen austragen zu können. Sie tun es aus nachvollziehbaren Gründen, zu denen nicht nur die vielen Umwegrentabilitäten zählen. Ungeachtet dessen wäre es sinnvoll, das Verhältnis zwischen den privatrechtlich organisierten großen Sportverbänden und den Staaten einmal gründlich zu überdenken.
Es zeigt sich an einem herausragenden Beispiel wie einer Europameisterschaft wieder einmal deutlich, in welchem Dilemma die Institutionen der öffentlichen Hand in solch einem Fall stehen. Es entspricht in etwa der Konstellation, der sich die Staaten auch bei multinationalen Konzernen gegenüber sehen. Die UEFA, der europäische Verband, hat – wie auch die FIFA, der Weltverband des Fußballs – die Hand auf einem äußerst kostbaren Gut: Sie verwalten das Spiel, das in der globalisierten Kultur so populär geworden ist wie niemals zuvor. Beim Fußball wollen alle dabei sein. So kommt es zu Ironien wie der, dass ausgerechnet Coca-Cola oder McDonald’s in diesem Umfeld werben: beide mit Produkten, die jeder ernsthafte Fußballer meiden sollte, die den Fans aber mehr oder weniger vor die Nase geknallt werden.
Mit Sponsoring, Tickets und vor allem Übertragungsrechten macht die UEFA Geld, während Frankreich zuerst einmal kräftig investiert. Am Ende sollen dann immerhin rund 1,3 Milliarden Euro an Einnahmen herausspringen – wenn nicht alle Fans nur bei McDonald’s essen.
Die Politik, die sich gern im Glanz der EM zeigt, wird kein Interesse daran haben, die genaue Kostenbilanz eines solches Großereignisses vorzulegen. Es sind auch zu viele Faktoren im Spiel, die nicht klar zu beziffern sind. Und den Fans, die darauf achten, wird es immer noch lieber sein, wenn ein Turnier wie dieses in Frankreich stattfindet und nicht in einem autoritären Sklavenhalterstaat wie Katar.
Trotzdem bleibt ein Unbe-hagen. Es ist in etwa dem Gefühl vergleichbar, das sich bei Subventionen für Unternehmen einstellt, die zu Standortentscheidungen gebracht werden sollen, obwohl man weiß, dass die nach wenigen Jahren kühl widerrufen werden. Man wird daher den Eindruck nicht los, dass der Staat den Geschäftemachern, die über ein besonders attraktives Produkt verfügen, ausgeliefert ist.
Selbst bei einem „Fest“ wie der EM haben wir es im Grunde mit einer großen Abschöpfung zu tun, die zugleich einer Umverteilungsaktion gleichkommt. Ein Teil der Einnahmen fließt ja in die nationalen Organisationen zurück. Das Mindeste, was die öffentliche Hand tun kann: bei den Verbänden auf ein Höchstmaß an Regeltreue zu achten. Wenn die UEFA schon so umfassend vom Aufwand der Allgemeinheit profitiert, dann sollten die Gelder wenigstens nicht in privaten Kanälen versickern dürfen.
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