Allet Plazebo, oder wat?

Placebo (7) 80% der deutschen Ärzte verordnen mehr oder weniger häufig homöopathische Mittel. Warum fühlen sich Laien und Fachleute berufen, vor Plazeboeffekten zu warnen?

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Breidert /Hofbauer behaupteten, dass Placeboeffekte "wahrscheinlich einen Teil, wenn nicht die Gesamtheit der Wirkung von Alternativ- und Komplementärmedizin ausmachen" und sprachen davon, dass die gezielte Placebogabe eine "Täuschung des Patienten" darstelle (Mißverständinisse und Vorurteile, 2009 Dt. Ärzteblatt,Dtsch Arztebl Int 2009; 106(46): 751–5 DOI: 10.3238/arztebl.2009.0751 ). Als einzige Literaturstelle gaben sie Shang et al. an (Shang A, Huwiler-Müntener K, Nartey L, et al. : Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homeopathy and allopathy. Lancet 2005; 366: 726–32), obwohl diese Studie ja nur die Homöopathie zum Thema hatte.

Wer ignoriert, dass zur Komplementärmedizin nicht nur Hochpotenzhomöopathie gehört, sondern das gesamte Spektrum der Potenzen, dazu noch Phytotherapie, Orthomolekularmedizin und Ozonanwendung usw. und behauptet, alle diese Richtungen hätten nur Placebowirkungen zur Folge, muss die Frage beantworten, ob denn den Naturheilkundlern und Homöopathen seit über zwanzig Jahren nach und nach der Gebrauch enorm vieler Tiefpotenzen verboten worden ist und viele Substanzen erst ab der D4 oder D6 auf dem deutschen Markt verfügbar sind, weil die „Placeboeffekte“ dieser Mittel untragbare Risiken für die Patienten dargestellt haben.

Er muss weiter beantworten, warum Hochdosis-Vitamintherapie /z.B. Vitamin C >10-50 Gramm/Tag oder Vitamin B12 10000mcg/Tag nur „Placeboeffekte“ hat und wenn dies bejaht wird, warum vergleichbares als abzulehnende Übertherapie angesehen wird.

Eine Antwort darauf, warum in öffentlichen Schwimmbädern Ozon zur Entkeimung des Badewassers eingesetzt wird und sich diese Form der „Placeboanwendung“ sogar öffentlicher Anerkennung und Zulassung erfreut, wäre ebenso aufschlußreich, vor allem im Zusammenhang damit, warum die Anwendung von Ozon am Menschen ( z B. gegen resistente Keime) in und an den Unversitäten relativ unbekannt und wenig erforscht ist.

Breidert/Hofbauer waren zu einer vergleichbaren Klarstellung nicht in der Lage, aber sie distanzierten sich angesichts einer Flut von Widersprüchen von ihrem Artikel , "sie hätten nie ein Berufsverbot für Alternativ- und Komplementärmedizin erwogen".

Allein, dass sie in dem Sinne missverstanden wurden, ein Berufsverbot anzustreben, spricht Bände.

Wozu die Warnungen, wenn nicht an den politischen Gestaltungswillen einiger Damen und Herren unter den Abgeordneten gedacht würde, die gerne bereit wären, ein Übel abstellen, wie die "Täuschung" von Patienten, um sich zu profilieren? Die undurchdachte Initiative von Prof. Dr. Lauterbach (SPD) aus dem Jahr 2010 etwas professioneller wiederaufleben lassen? http://www.sueddeutsche.de/wissen/homoeopathie-die-globuli-des-herrn-lauterbach-1.974472

Und wenn auch Politiker wie die Grünen nicht als Vertreter einer Verbotspartei gelten wollen, was ist bei Politikern in bürokratielastigen Deutschland populärer als Verbote?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

bertamberg

Xundheit! Salut! o! genese! Aufs Ganze gehen, bei Erkennen & Tun, Diagnose & Therapie. Alles ist vollkommen, "wenn das nötige gemacht ist." (Goethe)

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