"Ochi - ein notwendiges Signal des Protestes"

Griechenland Statement der pax christi-Kommission „Globalisierung und soziale Gerechtigkeit“

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Gunter Sigmar Gabriel und Martin Schulz sehen jetzt die Notwendigkeit von humanitärer Hilfe für Griechenland, damit kein Rentner mehr weinen muss, weil der Bankautomat kein Geld ausspuckt. Echtere Krodkodilstränen wurden nie glaubhafter angekündigt.

Demgegenüber ist zu sagen:

„Das 'Nein' der Griechen ist ein notwendiges Signal des Protestes gegen die brutale sogenannte 'Sparpolitik' der EU-Institutionen, die in Griechenland bisher unzählige Menschenleben gekostet hat“, erklärt Stefan Leibold, der Sprecher der pax christi-Kommission. „Die Griechen haben sich nicht einschüchtern lassen; sie haben unsere Solidarität verdient. Das Referendum war überfällig. Die Institutionen haben nie ernsthaft verhandelt. Die griechische Regierung hat so viele Zugeständnisse gemacht, dass sie fast alle früheren Bedingungen aufgegeben hat. Ein „Nein“ der Griechen zu weiteren sinnlosen Kürzungen, die die Bevölkerung seit Jahren ins Elend stürzt, ist höchste Zeit“. Der Sprecher weiter: „Die 'Angebote' der EU hatten offenbar zuletzt nur noch den Zweck, die griechische Regierung durch eine willfährige aus den alten Eliten zu ersetzen, die die neoliberale Politik, die die Vermögen der Gläubiger auf Kosten der Menschen schützt, kritiklos umsetzen würde.“ Die Austeritätspolitik sei seit Jahren erkennbar gescheitert. „Griechenland braucht einen weitgehenden Schuldenerlass und ein groß angelegtes Investitionsprogramm, damit das Leiden der Bevölkerung überhaupt erst einmal reduziert werden kann.“ Die Krise in Griechenland sei allerdings nur Ausdruck einer tiefer liegenden Krise der Finanzmärkte und des kapitalistischen Gesellschaftsmodells. Leibold kritisiert die Medienkampagne in Deutschland, die die Tatsachen verdrehe und das Bild der „faulen Griechen“ und einer unfähigen Regierung vermittle. Im Gegensatz zur Berichterstattung in vielen anderen Ländern werde die bewusste Desinformationspolitik der Institutionen und der
Regierung von den Medien hier weitgehend völlig unkritisch übernommen.

Die Pax christi-Kommission verweist auf informative Links, um zu verstehen, worum es bei den letzten Verhandlungen und der Griechenland-Krise überhaupt geht:

- Fabio de Masi, MdB „Die Linke“, hat einen sehr aufschlussreichen „Faktencheck“ über die Angebote und Reaktionen der letzten Wochen erstellt:
http://www.fabio-de-masi.de/de/article/504.die-griechenland-l%C3%BCge-der-faktencheck.html

- Mit Mythen und Fakten beschäftigt sich auch Stephan Lindner von attac: „Zur aktuellen Entwicklung in Griechenland“: http://theorieblog.attac.de/zur-aktuellen-entwicklung-in-griechenland/

- Ein spannender und informativer Film ist „Wer rettet wen?“: http://whos-saving-whom.org/index.php/de/

- Zu den Hintergründen der Krise: Frederic Heine, Wie man eine Finanzkrise auf die Bevölkerung eines gebeutelten Landes abwälzt. Acht Dinge über die griechische Schuldenkrise, die Angela Merkel Dir nie erzählen würde: http://www.heise.de/tp/artikel/45/45347/1.html

- Eine massive (und plausible) Kritik an der deutschen Politik in Europa liefert Tomasz Konicz mit „Der deutsche Wirtschaftskrieg“: http://www.heise.de/tp/artikel/45/45302/1.html

Sie finden das Statement auch unter www.paxchristi.de

Ansprechpartnerin bei pax christi für die Medien
Generalsekretärin Christine Hoffmann
Tel. 030.200 76 78-0
Fax 030.200 76 78-19
sekretariat@paxchristi.de

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Geschrieben von

bertamberg

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