Pillen gegen Viren: Künstlich verknappt

Medizindarwinismus 2 Es gibt nix gegen Viren? Falsch: Synthetische Mittel sind teuer, natürliche Stoffe gibts zuhauf. Produktion lohnt nicht. Haste Pech, bleibste krank oder gehste hopps.

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Ist die Frage, ob das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten aus pharmatechnischen Gründen künstlich verknappt ist ketzerisch, weil an der Kompetenz von Ärzten nicht zu zweifeln ist?

Als Ketzer halte ich nicht den Mund: Die Phytotherapie ( der manche nur Placebo-Effekte zugestehen) hat vergleichsweise billige und effektive Mittel anzubieten, um immunmodulierend einzugreifen.

" «Natürliche Wirkstoffe sind meist sehr grosse Moleküle, die man chemisch oft nur in langwierigen Prozessen synthetisieren kann», sagt Gisbert Schneider, Professor für Computergestütztes Wirkstoffdesign am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. Wenn man verstehe, wie genau ein Naturstoff wirke, könne man kleinere, einfachere Moleküle entwerfen, die sich leichter synthetisieren lassen. (...)

Es sind zwar Hunderttausende aus der Natur stammende Wirkstoffe bekannt, wie sie genau wirken, ist bei den meisten jedoch nicht klar." (...)

«Indem wir die teils grossen Moleküle am Computer in Einzelbausteine zerlegen, finden wir heraus, welche Bestandteile essentiell für die Wirkung sein könnten», sagt Schneider. So liessen sich simplere
Moleküle entwerfen, die Chemiker auch tatsächlich herstellen könnten, anstatt sie mühsam aus der natürlichen Quelle zu isolieren.

http://www.bionity.com/de/news/150479/

Es gibt genug Stoffe, die sich ohne Mühe extrahieren und anwenden lassen - ich zitiere aus dem Handbuch eines kanadischen Herstellers und eines Rezeptbuches für homöopathische Urtinkturen:

Matricaria chamomilla wird bei akuten und chronischen Infekten eingesetzt.

Echinacea (natürliches Antibiotikum, immunstärkende Wirkung) ist bei Septikämie, auch bei Meningitis, Typhus, superinfizierten Verbrennungswunden gebräuchlich.

Als Immunstimulans ist eine Mischung aus Propolis, Echinacea und Eleuterococcus (oder Ginseng) bei allen Infekten oder entzündlichen Erkrankungen hilfreich.

Dem Johanniskraut werden auch antibakterielle und antivirale Eigenschaften zugesprochen - laut einer Untersuchung in den Preceedings of the National Academy of Sciences hemmen Hypericin und Pseudohypericin Influenza-Viren (Typ A und B) sowie den Herpes- und AIDS-Virus. Mit AIDS infizierte Patienten berichten nach der längerfristigen Einnahme von Johanniskrautextrakten über eine verbesserte Immunfunktion und neue Lebensenergie.

L-Lysin wirkt antiviral, senkt erhöhte Triglyzeridwerte.

Olivenblattextrakt (Wirksame Inhaltsstoffe: Oleuropeoside (u.a. Oleuropein) und Flavonoide) hat hemmende Wirkung auf bestimmte virale Enzyme, die für deren Vermehrung verantwortlich sind (wie die reverse Transcriptase), darauf ist die wichtige antivirale Funktion zurückzuführen

Astragalus membranaceus: idealer Immunsstärker, erhöht Interferon- und T-Zellenproduktion. Die abwehrsteigernden und antiviralen Eigenschaften der Wurzel begründen ihre Anwendung zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen und infektiösen Erkrankungen, auch bei Hepatitis und AIDS.

Origanum minutiflorum (Wirksame Inhaltsstoffe: Phenole (Carvacrol, Thymol), Terpene (Pinen, Terpinen), langkettige Alkohole (Linalool, Borneol), Ester (Linalylacetat, Geranylacetat): Phenole, wie das Carvacrol und Thymol, wirken antiseptisch und antioxidativ, während Terpene, wie etwa Pinen und Terpinen, antiseptische, antivirale, entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften entfalten. Linalool und Borneol sind zwei langkettige Alkohole, die in Oreganoöl vorkommen und zur antiviralen und antiseptischen Wirkung beitragen.

Tabebuia avellanedae (Wirksame Inhaltsstoffe: Naphtochinon Lapachol, Alpha- und Beta-Lapachone; Anthrachinon Tabebuin; Chinon Xiloidin; Vitamine B1, B6 y B12, Eisen, Kalzium und Magnesium, ätherische Öle, Saponine, Tannine, Quercetin) hat antimikrobielle Wirkung, ist antifungal, stimuliert das Immunsystem.

Syzygium aromaticum hat antimikrobielle Wirkung: antiparasitär, antiviral.

Glycyrrhiza glabra wird auch zur Behandlung chronisch viraler Leberentzündungen eingesetzt, erhöht die Interferonproduktion. Neben der Behandlung von chronischer Hepatitis ist das glycyrrhizinierte Süßholzwurzelextrakt vielversprechend in der Anwendung bei HIV-verwandten Erkrankungen, inklusive AIDS. Eine jüngste Studie zeigt, daß eine langzeitige Anwendung des Extrakts die Immunfunktion bedeutend stärken konnte.

Grapefruitkern-Extrakt (Wirksame Inhaltsstoffe: Bioflavonoide, Glykosid (Naringin), Hesperidin, Quercetin-Glykosid, Kaempferol-Glykosid, Apigenin Rutinosid, Proteine) In zahlreichen Studien zeigte sich die antibiotische Effizienz des Extrakts jener von synthetischen Antibiotika durchaus ebenbürtig, wobei bemerkenswerterweise die Darmflora beim Einsatz des Phytotherapeutikums unbeschädigt blieb.

Sind dies alles Mittel, die ohne klinischen Nachweis, nur aus kruder Geldgier, mit falschen Versprechungen auf dem Markt angeboten werden? Nein. Teilweise gehören sie zum Bestand der etablierten Pharmakopoe (vgl. Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch) und sind in ihrem Wert stark unterschätzt.

Alle diese Mittel haben antivirale Eigenschaften, ohne z. B. den Nachteil von Interferonen in Kauf nehmen zu müssen (die gegen Viruserkrankungen wie Hepatitis C eingesetzt werden und nicht gerade billig sind [20 Tabletten für 14 tausend Euro], aber gegen Ebola eben nicht anwendbar). Prof. Dr. Martin Schäfer : „Es entwickeln 40 bis 70 Prozent der Patienten, die mit Interferonen behandelt werden, Depressionen, die sonst keine Depressionen hatten.“ In: Depressionen (auch) antientzündlich behandeln? Aktueller Review stützt Zytokin-Hypothese. Medscape. 30. Okt 2014.

Frage: Sind es nicht gravierendere Formen des Darwinismus, Hilfe zu verweigern , nebenwirkungsreiche Virustatika zu präferieren oder auf antivirale Therapie zu verzichten, wenn es (bislang nicht patentierte) Alternativen gibt?

Tankred Stöbe: [...] „Wir müssen endlich auch Geld in die Erforschung von Impfstoffen und Medikamenten gegen Ebola investieren.“ http://www.fr-online.de/panorama/ebola--aerzte-ohne-grenzen--kritisieren-eu-und-who,1472782,28759192.html

Was spricht dagegen, mit Wirkstoffen zu experimentieren, die sich erfahrungsmedizinisch bei Viruserkrankungen bewährt haben, die vor allem auch unmittelbar verfügbar sind ?

Vermutlich nur die fehlende Profitabilität für die Pharmaindustrie: Naturstoffe sind nicht patentierbar, Gewinnmargen nicht hoch genug.

Was wir mit Ebola erleben, ist das gegenwärtigen Stadium des Kriegszustandes wie der Medizin, das wird auch die Zukunft sein: Wer keinen Zugang zu (Selbsthilfe-)Knowhow oder teurer medizinischer Hilfe hat, kann nur vage hoffen, zu überleben.

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Geschrieben von

bertamberg

Xundheit! Salut! o! genese! Aufs Ganze gehen, bei Erkennen & Tun, Diagnose & Therapie. Alles ist vollkommen, "wenn das nötige gemacht ist." (Goethe)

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