So heißt es auf der Seite des Entwicklers auch: "... Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl von Menschen, die auf das Sammeln angewiesen sind bzw. sich damit ein Zubrot verdienen. Menschen mit verschiedensten Hintergründen - Familienväter, Renterinnen, Schüler, Studenten, Obdachlose etc. - diese müssen oft unwürdig im Müll nach den Flaschen suchen."
Auch der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete, dass es den SPD-Politikern, die diesen Antrag in die Bezirksvertretung einbrachten, in erster Linie um die Menschenwürde ging. Es hat schon was, wenn eine Partei, die Millionen Menschen in die Armut zwingt, sich als Anwalt der Armen aufspielt und nun den Pfandring als ultimative Waffe gegen die Armut ins Spiel bringt.
Müll bleibt auch dann Müll, wenn man ihn um einen Abfalleimer hängt. Das entnehmen des Mülls wird dadurch nicht würdevoller. Man bleibt unter den naserümpfenden Blicken einer an Werteverlust krankenden Gesellschaft noch immer der "Flaschensammelnde Penner". Und wie man insbesondere in den Kommentarspalten der Online-Medien nachlesen kann, lehnt man die Pfandringe nicht wegen der Menschenwürde dort ab, sondern weil sich die "Hartz IV Empfänger" nun erst recht in Hartz IV einrichten würden. Beides ist so sinnfrei wie falsch. Als wenn sich die Menschen freiwillig in Hartz IV einrichten würden, wo sie doch wissen, dass sie da nur gegängelt, sozial gedemütigt und ohnehin nur drangsaliert werden.
Richtig ist hingegen, dass Pfandringe nicht geeignet sind die Menschenwürde wieder herzustellen. Was ist das für eine Gesellschaft, die gönnerhaft ihren Wohlstandsmüll den Bedürftigen überlässt? Was ist das für eine Gesellschaft, die es zulässt, dass sich ein weiteres Geschäftsfeld der Armutsindustrie auf dem Rücken der Bedürftigen etabliert? Zuerst die Suppenküchen, dann die Tafeln und nun die Pfandringe. Sie alle sind der Beton, mit dem die Armut verfestigt wird.
Wer gegen die Ausweitung und für die Verringerung der Armut ist, muss dafür sorgen, dass Renten und Regelsätze auf ein menschenwürdiges Niveau ansteigen. Er muss dafür sorgen, dass Löhne und Gehälter bei Vollzeitjobs nicht zusätzlich aufgestockt werden müssen. Er muss aber nicht jauchzend und jubilierend Pfandringe als Allzweckwaffe gegen Armut anpreisen. Das ist widerlich.
Kommentare 8
Ne, nicht widerlich, sondern einfach nur blöd. Und ignoraant, weil verständnis für die Verhältniss gar nicht gewollt ist - man meint tolles getan zu haben.
Das ist dann auch der Grund, warum es denen, die früher es wagten, in den Müll hinein zu greifen, zukünftig nicht mehr lohnt, wenn die Flaschen jetzt aussen gut entnehmbar hängen. Jetzt werden auch die die Flaschen nehmen, die vorher nicht in den Dreck gefasst haben. Flaschen weg, und die, die es am nötigsten haben, finden keine mehr.
Dass "in den Dreck fassen" war ja gerade das Geschäftsmodell, welches noch funktionierte - zumindest halbwegs erfolgreich.
Das kann man jetzt vergessen.
neulich lass ich eine Meldung, es würde Alterarmut drohen auf breiter Ebene im Volk.
Direkt dahinter in der Schlagzeile gab es dann auch gleich einen Lösungsweg zu lesen.
Dort stand dann, man bräuchte unbedingt neue Arbeits- und Rentenfinanzierungsmodelle.
So viele neue "modelle", wie in den letzten Jahren hält kein Mensch aus auf dauer. Er würde allein an den dauernden Veränderungen scheitern, sodass ihm am Ende seines lebens auch nicht geholfen wäre.
Dazu kann ich nur sagen: Das funktioniert solange nicht, wie die Arbeitswelt die Arbeiter nicht genug motivieren kann.
Ausserdem ist es auch wieder nur eine selbstgerechte banal simple Lösungsfloskel. Von solchen ist es zu Ausschwitz nur wenige Gedankenbrücken. Arbeit mache nämlich frei, hiess es da und ist ziemlich deutlich auch heute noch ziemlich gültig - aber unerfüllbar, weil "Freiheit" nicht eindeutig definiert ist.
Mit Freiheit durch Arbeit ist nicht direkt die Altervorsorge gemeint, sondern frei von psychischen Belastungen, die aufgrund von bestimmten Belastungen durch die Zivilisierung dann ausbrechen, weil die sogenannte "soziale Teilhabe" wegfällt. Das kehrt sich gegen den faulen arbeitslosen - aber nicht ohne dass es erwünscht ist von seinen Mitmenschen.
Ein anderes Geschäftsmodell als in den Dreck fassen müssen: Pfandgeben.
°Das Prinzip ist folgendes:
Wir geben Dir die Handynummern von PfandsammlerInnen in Deiner Gegend und Du rufst einfach jemanden an. Hilf PfandsammlerInnen bei ihrer Suche & werde Deine Flaschen los°
Bis die Verhältnisse geändert sind, dauert es vermutlich noch bis Mittwochabend nächste Woche oder so.
Köln-Ehrenfeld ist auf der langen Liste drauf und bei Pfandgeben hat auch kein Politiker die Chance, sich die ringgewordene Zementierung der Armut als besonderen Dienst an der Menschenwürde auf die Fahne dauernder Wahlkämpfe zu schreiben.
Manche wollen auch einfach nicht als "Empfänger" von Allmosen wahrgenommen werden...
Seit wann ist das Loswerden von Pfandflaschensammlungen Almosen? Sie scheinen das Konzept nicht verstanden zu haben: Pfandgeben nützt den Pfandflaschenansammlern wie den Pfandflaschenwegbringern. Der eine ist sie los, der andere behält für seine freundliche Dienstleistung (ohne Wühlen in Mülleimern) das Pfand. Gern nochmal: bis die Verhältnisse geändert sind, dauert es vermutlich noch bis Mittwochabend nächste Woche oder so.
Den Zusammenhang nicht zu verstehen, versteh ich nun wieder nich.
Und was soll nächste Woche Mittwoch oder so geändert werden?
Sehe ich auch so : Ob im Müllkorb oder im Pfandring in jedem Fall ändert dies am entwürdigenden Status nichts :-( es ist meiner Ansicht nach sogar zu befürchten das Bedürftige trotzdem noch im Müll suchen ... denn es könnten sich ja noch Pflaschen dorthin "verirrt" haben ! Von der Politik ein Armutszeugnis denn das Problem liegt ja an einer ganz anderen Stelle = an den existenzbedrohenden Teilhabezahlungen der Regierung die solche Schritte erst notwendig macht :-(
Wenn dies bis Mitte "nächster Woche Dienstag" nicht geändert wird dann sollte sich die Regierung/Kommunen schonmal "warm" anziehen denn irgendwann kracht es im "Karton" :-(
So isses. Der gesellschaftliche oder eigentlich ja der außergesellschaftliche Status des Flaschensammlers ändert sich durch den Pfandring nicht. Davon einmal abgesehen. Wenn der Pfandring leer ist, schaut man ohnehin wieder in den Abfalleimer.