Computer auf 2 Beinen?

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Zweifellos leben wir in einer Mediengesellschaft. Ohne Handy geht keiner aus dem Haus, twitter facebook, myspace sind heutzutage jedem bekannt, „googeln „ hat den Weg in den Duden geschafft. Nur wie leben wir damit, wie hat sich unser Leben geändert? Ich kenne noch die Zeit ohne Handy, in der zum Geburtstag noch im Laden eine Karte ausgesucht und später per Hand geschrieben wurde. Wollte ich von irgend wo außerhalb der Wohnung jemanden anrufen, musste ich eine Telefonzelle suchen. Und einen PC zu Hause mit einer Flatrate, davon träumte ich nicht einmal. Das Leben funktionierte trotzdem, nur ruhiger und persönlicher als heute. Wer sich mal die Mühe macht und in den öffentlichen Verkehrsmitteln zuhört, was so alles in die Handies gequasselt wird, der wird viel Banales hören. Ständige Erreichbarkeit führt bei manchen zu Oberflächlichkeit. Ich finde, dass das Leben früher intensiver war. Die Freude, wenn im Fernsehen ein Film kam, den ich sehen wollte, ich kenne sienoch. Heute ist es manchmal so, dass bei dem Angebot an Fernsehsendernvielleicht sogar 2 oder mehr Filme an einem Abend gesendet werden, die mich interessieren. Generell ist es aber auch so, dass das Niveau gesunken ist.Castingshows vermitteln den Teilnehmern die Illusion, sie könnten schnell zum Superstar werden. „ Ohne Fleiß kein Preis „ dieserheute noch gültige Grundsatz wird durch Sendungen wie DSDS oder Heidis Suche nach dem Supermodel nicht aufgehoben. Nur wird der Eindruck vermittelt, heute würden Werte wie Beharrlickeit , Fleiß und Zielstrebigkeit nicht mehr gebraucht. In einer zunehmend virtualisiertenWelt verliert das Persönliche an Bedeutung. Das World Wide Web bietet für alles und jeden eine Lösung, Google als der Messias der Neuzeit.

Wer heute Auto fährt, hat ein Navigationsgerät, das führt ihn überallhin, notfalls auch in einen Wassergraben oder Fluss, der auf der virtuellen Karte nicht eingezeichnetist.Wer kann heute von den jungen Leuten noch gewissenhaft in einem Autoatlas eine Route lesen? Wer kein Navi hat, nutzt einen der Routenplaner aus dem Internet. Statt einer Postkarte wird eine SMS oder mail geschickt, das ist heute kein Bruch der Etikette mehr.

Sogar das gute alte Buch bekommt durch e-books und Reader Konkurrenz. Neue Technik, die bis zu 600 Bücher aufnehmen kann, sich aber kalt und blank anfasst. Da ist mir ein Buch mit Seiten zum Umblättern und einem papiernen Lesezeichen immer noch lieber.

Dass moderne Technik auch anfällig ist, hat sicherlich jeder schon mal gemerkt, Computerabstürze, Daten, die plötzlich verschwunden waren, ach, wann war denn dieser Termin, wo habe ich den notiert, ach wie schön war früher der Terminkalender, wo alles handschriftlich notiert war. Noch schlimmer sind Viren und Trojaner, wie wir sie auch immer wieder erleben. Hackerangriffe, virtueller Datenklau, all das kannten wir früher nicht. Heute kann ja nur noch überleben, wer neben der Benutzungder modernenTechnik auch ein Spezialist in der Computersicherheit ist JJ.

Wir werden unsder modernen Technik nicht wiedersetzen können, manches ist einfacher geworden, vieles, was wir anfangs belächelt haben, ist heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das wird auch so weitergehen, nur sollten wir aufpassen, dass wir dabei nicht vergessen, dass wir keine Computer auf 2 Beinen sind.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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