Es lebe das Buch, es verdiene der Autor, es fließe des Geld...

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Die Frankfurter Buchmesse ist die größte der Welt, so las ich in den letzten Tagen immer wieder mal. Die Stars der internatiionalen Literaturszene treffen dort ihre Leser, stellen ihre neuesten Werke vor und präsentieren Literatur, so dachte ich bisher. Natürlich weiß ich, dass Literatur heute auch Geschäft bedeutet, Marketing, Inszenierung. Was ich allerdings heute Nacht in einer renommierten deutschen Zeitung las, machte mich doch etwas nachdenklich. Ken Follett kommt nach Frankfurt und stellt dort den ersten Band seiner neuen Trilogie vor. Das Buch heißt "Sturz der Titanen" und wird in Deutschland bei Bastei Lübbe erscheinen. Nun ist Ken Follett ein weltweit bekannter Literat, seine Bücher erschienen in vielen Sprachen und er wird einer der Stars in Frankfurt sein. Nein, was mich nachdenklich machte, ist das Honorar, das der Verlag ihm dafür zahlt, 14 Millionen € für drei Bücher.

Uhu, dachte ich, nicht schlecht, und begann mal nachzudenken. Druckkosten, Lektorat, Korrektorat, die Übersetzung nicht zu vergessen, Marketing, ISBN, Transportkosten, und der Verlag möchte auch noch einen Gewinn machen. Bisher ist nicht bekannt, was das Buch kosten wird, nur wird es ein Bestseller werden und die Verlagsführung wird froh sein, dass sie Follett vertraglich gebunden hat.Das ist ihr diese Summe wert. Ich schreibe selber und ein Buch zu schreiben ist harte Arbeit, das weiss ich. Nur mehr als 2 Millionen Garantiehonorar für ein Buch ist ne Menge Geld. Ich schreibe dies ohne Neid, Follett ist ein Meister seines Fachs und seinen Preis wert. Nur zeigt diese Summe auch, wieviel Geld bei den Top Autoren im Spiel ist, wieviel Verlage bereit sind, zu zahlen, um Bestsellerautoren an sich zu binden. Damit wären wir wieder beim Geschäft. Follett macht keine klassischen Lesungen, er allein auf der Bühne, nein , er inszeniert sich selber. Damit steht er nicht allein, Frank Schätzings Lesungen sind Multimedia - Lasershows.

Die Kommerzialisierung und das Nutzen moderner Technik beschränken sich eben nicht nur auf das E-Book, nein, auch Lesungen werden technisiert. Ich selber mag es mehr, auf einem Stuhl auf der Bühne zu sitzen, ein Mikro vor mir und meine Texte vorzutragen. Das mag ich auch als Zuhörer, da vorne der Autor, hier unten ich. Auf den klassischen Lesebühnen, von denen es viele in Berlin gibt, ist dies auch noch so und wird sicherlich auch Bestand haben. Die Top Autoren gehen einen anderen Weg, weg vom direkten Kontakt zum Zuhörer, vom nur gesprochenen Wort des Autors. Das mag man bedauern, nur ist es wohl nicht zu ändern. Die mediale Inszenierung nicht nur zu Werbezwecken, nein, auch bei Lesungen wird, ob wir es mögen oder nicht, die Zukunft sein.

Auch die Frankfurter Buchmesse ist längst keine reine Bücherschau mehr, die heutigen technischen Möglichkeiten haben längst Einzug gehalten und deren Geschäftsführer sieht dies als sinnvolle Ergänzung zur klassischen Printausgabe.

Es lebe das Buch, in welcher Form auch immer.

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Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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