Fuchs, Igel und Menschen

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Der Mond war längst aufgegangen an diesem Abend. Ein Mann läuft die Straßen der Siedlung am Stadtrand Berlins entlang. Er kennt den Weg und lässt seinen Gedanken alle Freiheiten. Plötzlich erregt etwas seineAufmerksamkeitund er wendet den Kopf nach rechts. Etwa 20 Meter von ihm entfernt steht mitten auf der schmalen Straße ein Hund und blickt ihn an.

Der Mann bleibt stehen und sieht in Richtung des Hundes. Wo war dessen Besitzer?Die Straße war menschenleer. Er sieht sich im schummrigen Licht des Mondes den Hund genauer an. Nein, das war kein Hund, das war ein Fuchs. Dieser hat inzwischen Witterung aufgenommen und entfernt sich einige Schritte von dem Mann. Er bleibt wieder stehen und dreht seinen Kopf in Richtung des Mannes. Mehr als eine Minute blickt das Tier den Menschen an, dann trottet es gemächlich zwischen geparkten Autos in einen Vorgarten. Der Mann zündet sich eine Zigarette an und läuft gedankenverloren weiter.

Einige Wochen später hört er seltsame Geräusche auf der Wiese. Er steht mit einem Weinglas in der Hand in der dunklen Nacht und genießt das leise Rauschen der Baumwipfel im lauen Abendwind. Vorsichtig nähert er sich den schniefenden und schmatzenden Tönen. In der Dunkelheit der Nacht ist nichts zu erkennen. Er holt eine Taschenlampe und beginnt, die Wiese neben den Büschen abzusuchen. Als er in den Lichtkegel der Taschenlampe gerät, rollt der Igel sich sofort zusammen und breitet seine Stacheln aus. Ein Igel war es also.

In den folgenden Wochen sehen der Mann und seine Frau die Igel immer wieder auf der Wiese von einem Gebüsch in das nächste tippeln.

Sie beobachten Eichhörnchen, die sich an den Ästen der mächtigen alten Tannen wilde Verfolgungsjagden liefern und Stare, die aus der regengetränkten Erdesaftige Würmer picken.

Nur den Fuchs haben sie bisher nicht wieder gesehen.

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Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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