Linker Reinigungsprozess

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Wie tief die Gräben in der Linkspartei wirklich sind, hat ihr Bundestagsfraktionschef Gysi in Göttingen deutlich gemacht. Von Hass in der Fraktion sprach er und davon, dass, wenn eine kooperative Führung der Gesamtpartei nicht möglich ist, eine Trennung wohl besser wäre.
Dass sein einstiger kongenialer Partner Lafontaine brutal konterte, zeigte nur überdeutlich, wie tief das Tischtuch zwischen den einstigen Ikonen der neuen Linken heute zerschnitten ist.
Ist das Duo Kipping/Riexinger diese kooperative Führung? Riexinger ist Landeschef in Baden-Würtemberg, Kipping entstammt dem mitgliederstärksten Landesverband, Sachsen. Riexinger ist ehemaliger Gewerkschafter und seit Gründung der WASG dabei, Kipping seit 12 Jahren Berufspolitikerin und hat sich nie einem der Parteilager zugehörig gefühlt.
Ost-Kipping und West-Riexinger, Frau und Mann, diese beiden sollen den Karren aus dem Dreck ziehen, den andere hineingefahren haben, wobei beide, sie als Partei-Vize, er als Landeschef, zumindest mittelbar beteiligt waren.
Wird die Linke nun zerbrechen, oder, wie der SPD-Fraktionschef Steinmeier frohlockt, sich auflösen? Letzteres sicherlich nicht, nur wird sie einen Reinigungsprozess durchlaufen, der am Ende dazu führen kann, dass sie zu dem zurückfindet, was die Aufgabe einer politischen Partei ist, nämlich die Interessen ihrer Wähler politisch zu artikulieren.
Und dieser Reinigungsprozess wird hoffentlich damit enden, dass die Linkspartei wieder politisch handlungsfähig wird.
Und den Anhängern Dietmar Bartschs, der gerne Parteichef geworden wäre, ist nur zu raten, sich an diesem Reinigungsprozess konstruktiv zu beteiligen.
Es geht nicht um die Frage, ob die Linke Regierungsbeteiligungen anstreben oder in Fundamentalopposition verharren sollte. Letztere Option hat ihr Lafontaine verordnet, der ein mehr als gestörtes Verhältnis zur SPD hat.
Es geht um eine handlungs- und politikfähige Kraft links von der SPD, die in Deutschland unbedingt notwendig ist.
Und das Duo Kipping/Riexinger ist eine Führung, die die Partei wieder dahin führen kann, also ein Duo, das eine kooperative Führung darstellt, wie Gysi es gefordert hat.
Nur müssen dazu auch alle anderen kooperativ sein und Querschüsse gegen die neue Parteiführung künftig unterlassen.

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Geschrieben von

rolf netzmann

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rolf netzmann

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