Meine Organe sind nicht käuflich

Organspende ein offener Brief an die Deutsche Stiftung Organtransplantation, in dem ich erkläre, warum ich heute meinen Spendeausweis vernichtet habe...

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Seit November 2008 bin ich ein möglicher Organspender. Nie hätte ich gedacht, dass ich meinen Spenderausweis einmal vernichten würde.

Es war damals ein langer Prozess, ehe ich mich dafür entschloss, Organe spenden zu wollen.

Ausschlaggebend für mich war, dass ich das Leben eines anderen Menschen verlängern könnte, wenn mein eigenes zu Ende ist.

Die Bereitschaft zur Organspende ist immer auch eine zutiefst private Entscheidung. Bedeutet sie doch auch, dass die Angehörigen einem lieben Menschen das letzte Geleit geben, dem ein Teil seines Körpers entnommen wurde.

Heute habe ich meinen Spenderausweis vernichtet.

Auch diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Doch immer mehr bin ich in den letzten Wochen in einen Gewissenskonflikt zwischen meinem eigenen humanistischen Anspruch und einer Geschäftspraxis geraten, in der Organe wie eine Ware gehandelt werden. Der jetzt aufgedeckte Skandal ist wahrscheinlich nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges. Er zeigt aber sehr deutlich, wie wenig humanistische und ethische Werte von spendebereiten Menschen in einer Welt zählen, die nur noch von Geld regiert wird.

Mein Vertrauen in die Ärzte ist gleich zweifach zerstört.

Erstens widerspricht es meiner eigenen Würde, wenn für Organe meines Körpers bezahlt wird und diese wie ein Austauschprodukt verkauft werden.

Zweitens, und auch diese Befürchtung ist real, kann ich nicht mehr davon ausgehen, dass die Rettung meines eigenen Lebens für die Ärzte Priorität hat, wenn meine Organe noch gewinnbringend verwertet werden können.

Auf mich wirkt dieses Geschäft nur noch inhuman. Emotionale Werte bedeuten einigen wenigen gewissenlosen Ärzten nichts. Und deswegen werde ich jetzt und zukünftig keine Bereitschaft mehr zu einer möglichen Organspende erklären.

Meine Organe waren und sind niemals käuflich.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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