Mühsal und Freude des Autorenlebens

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Was treibt Menschen dazu, zu schreiben? Der Wunsch nach materiellem Reichtum kann es nicht sein. Weniger als 10% der deutschen Autoren können von ihrem Schreiben leben. Nur etwa 1% des Kulturetats in Deutschland fließen in die Literatur. Was also treibt Menschen dazu, ihre Manuskripte unverlangt an Verlage zu schicken, wo doch Lektoren heute schon beklagen, dass die Hälfte dieser Einsendungen den Anforderungen an ein Expose oder eine Leseprobe weder inhaltlich noch von der Form genügen?

Wer schreibt, will Aufmerksamkeit bekommen. Ich behaupte, dass in jedem Autor ein wenig Exhibitionismus steckt, der Wunsch, sich aus der grauen Masse hervor zu heben.

Berlin ist die Stadt der Lesebühnen, der offenen Micros. Jeder darf, viele wollen vor Publikum lesen. Sie wollen, und sei es nur vor wenigen Zuhörern, sich einmal wie ein Star fühlen, der im Rampenlicht steht. Sie wollen den Applaus, die Anerkennung.

Und wie weiter? Auch heutige Erfolgsautoren haben einmal auf Lesebühnen angefangen. Als erste Erfahrung ist dies sogar notwendig, es vermittelt Selbstbewusstsein und stärkt die eigene Wahrnehmung, Und es zeigt deckt Schwachstellen auf, sowohl der präsentierten Texte als auch der eigenen Performance. Der Autor merkt, was er in der folgenden Lesung verbessern sollte. Wenn er für seine Zuhörer und späteren Leser schreibt und nicht nur für sich, braucht er den Kontakt zu seinem Publikum und dessen Feedback.

Und Autoren brauchen Geduld und die Bereitschaft, immer weiter zu üben. Sie müssen sachlich fundierte Kritik annehmen können, ohne diese persönlich zu nehmen. Offen zu sein. aufnahmebereit für Neues, ist eine wesentliche Eigenschaft erfolgreicher Autoren. Projekte anfangen, sie weiter entwickeln, verwerfen und neu ansetzen, zur Seite legen und später überarbeiten, all dies ist die Mühsal des Autorenlebens. Es ist aber auch das Spannende, gerade für diejenigen, die noch im Zwang der Erwerbsarbeit gefangen sind und dann Abends oder Nachts eintauchen in die Fantasie ihrer Geschichten und aus ihrem Alltag entfliehen.

Was treibt Menschen dazu, zu schreiben? Sie haben einen inneren Drang, der sie die Mühen des Autorenlebens aushalten lässt. Es fehlt ihnen etwas, wenn sie nicht schreiben können, sie brauchen das Schreiben wie die sprichwörtliche Luft zum Atmen. Sie haben etwas mitzuteilen, können es in Worte verpacken, können Zuhörer und Leser damit in ihren Bann ziehen.

Schreiben ist Malen mit Worten, heißt es .So wie Menschen sich in Galerien an Bildern erfreuen, sich darin erkennen, diese Bilder ihre Fantasie anregen, so ist es mit Gedichten und Geschichten ebenfalls. Nehmen wir also die Einladung an, uns aus dem Alltag in das Reich der Fantasie entführen zu lassen. Und loben wir den Autor, der uns dazu einlädt. Er hat dafür lange , intensiv und meistens für wenig Geld arbeiten müssen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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