Terror-Medien

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Seitdem der Bundesinnenminister am letzten Mittwoch vor die Presse trat und erklärte, dass es eine reale und hohe Terrorgefahr in Deutschland gibt, haben die Medien ihr Thema. Die politischen Kommentatoren dürfen sich in allerlei Theorien ergehen, Geheimdienstexperten haben Hochkonjunktur in den Redaktionen und Reporter berichten aus dem politischen Berlin vom Hochsicherheitstrakt Reichstag. Das Gerücht erlebt eine unerwartete Wiederauferstehung, alles wird aufgesaugt und weiterverbreitet.

Wohlgemerkt, nichts gegen sachliche Berichterstattung, wohl aber gegen Hysterie. Wenn der Bürger, der ja nach dem Willen der Innenminister sein Leben normal weiterführen soll, nur eben etwas wachsamer, einem Trommelfeuer von Print - und elektronischen Medien ausgesetzt ist, wie nahe doch der Anschlag bereits ist, welche Szenarien es gibt und ob bereits Terroristen in Deutschland sind, wird das schwierig mit dem normal weiter leben. Wo sich die Politik zurückhält, mit guten Gründen, verursachen die Medien zunehmend eine Stimmung der Angst und Hysterie.

Ist das ihr Auftrag ? Oder erleben wir hier schlimme Auswüchse einer ausufernden Informationsgesellschaft, in der die Jagd nach Sensationen Ausmasse annimmt, die an Massenhysterie grenzen?

Auf Dauer wird das Interesse und die Aufmerksamkeit abstumpfen, wenn nichts passiert ( was wir alle hoffen).

Es würde den Medien, den Lesern und Hörern und der ganzen Gesellschaft gut tun, dieser Terrorwarnung nicht mehr so viel mediale Aufmerksamkeit zu schenken, ohne in der Wachsamkeit nachzulassen. Schon jetzt haben die Terroristen uns nämlich bereits getroffen, wir verändern unseren Alltag , unsere Gespräche drehen sich mehr um den Terror. Sicherheitsbehörden stehen unter Hochspannung, die Polizei ist an der Grenze der Belastbarkeit, und das, ohne dass bisher etwas passiert ist. Etwas mehr Rückkehr zur Normalität wäre jetzt angebracht in den Redaktionen von Presse, Funk und Fernsehen. Der Aufmerksamkeit der Bevölkerung wird dies allein wegen der weiterhin sichtbaren Präsenz der stärker bewaffneten Polizei keinen Abbruch tun.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden