Und ewig lockt das Weib -- in der Werbung

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Lena Meyer-Landrut soll jetzt für Opel werben. Der 19 jährigen Gymnasiastin oder ihrem cleveren Management dies vorzuhalten, wäre falsch. Nur stellt sich die Frage, warum die kriselnden Rüsselsheimer Autobauer, deren durchschnittlicher Käufer männlich und etwa 50 Jahre alt ist, ausgerechnet den Senkrechtstarter aus Hannover verpflichten. Setzen sie darauf, dass das Lächeln der jungen Frau ihre Autos besser verkauft? Weitergedacht, warum nutzen viele prominente Frauen ihre Popularität für Werbeauftritte. Sicherlich, sie werden dafür gut bezahlt, nur, wenn es nicht verkaufsfördernd wäre, würden die verantwortlichen Werbeagenturen sich etwas anderes ausdenken. Was steckt also dahinter, dass es so viele Frauen gibt, die uns anlächeln, sich in sexy Posen räkeln oder lasziv auf einem Sofa liegen? Welche Urinstinkte werden damit angesprochen, und bei wem? Ist es wirklich so, dass das Lächeln einer Frau den Konsumenten zum Kauf verführt? Und damit stellt sich auch die Frage, welche Stellung haben Frauen in unserer Gesellschaft, dass sie für die Werbewirtschaft immer noch so wichtig sind. Verlassen wir die Welt der Hochglanzprospekte und Werbeeinblendungen der TV Sender und wenden uns der Realität zu. Unser Land wird von einer Frau regiert, die USA haben eine Außenministerin und Frauen in Vorstandsetagen gibt es inzwischen auch mehr als eine, sogar als Vorstandschefinnen . Das ist die eine Seite. Dass es mehr Frauen als Männer in prekären Beschäftigungsverhältnissen gibt, dass die Doppelbelastung als Mutter und Berufstätige immer noch für viele Frauen Alltag ist, dass sie bei gleicher Arbeit immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen, ist traurige Realität. Wohlgemerkt, wir reden hier von Deutschland, einem hochentwickelten Industrieland. Die Emanzipation in den letzten Jahrzehnten hat die gesellschaftliche Stellung der Frau verändert, keine Frage. Die Frauen sind selbstbewusster geworden, sie nehmen ihre Rolle an und füllen sie aus. Nur ist es beispielsweise bei Trennungen der Eltern immer noch so, dass die Kinder im Regelfall bei der Mutter bleiben. Die Zahl der alleinerziehenden Väter nach Trennungen ist sehr klein, hier wirkt also immer noch eine jahrhunderte lange Tradition nach, die Mutter ist für die Kindererziehung verantwortlich. Gleiches gilt für das Elternjahr, das immer noch zu wenige Väter nutzen, auch wenn deren Zahl weiter ansteigt. Dass Väter, die ihre Kinder in der ersten Lebenszeit begleiten möchten, immer noch Erstaunen bei ihren Chefs und Kollegen auslösen, zeigt nur, wie weit wir hier von einer Normalität und gleicher gesellschaftlicher Stellung der Geschlechter noch entfernt sind.


Zurück zum Thema. Frauen als Blickfang, das wirkt immer noch. „Sex sells“, ein geflügelter Spruch in der Werbung, in den letzten Jahren ist dies immer offensichtlicher geworden. Und fast immer sind es Frauen, die diese Werbebotschaften transportieren, wie Sonya Kraus für die aktuelle Werbekampagne des Hotelportals HRS. (Dort machen allerding Bill Kaulitz und Rudi Assauer auch eine gute Figur). Es wirkt immer noch, das Weib in der Werbung. Es spricht Sinne an, sicherlich eher die von Männern als von Frauen. Zeigt diese Tatsache aber auch, dass Frauen immer noch auf ihr Aussehen, auf Äußerlichkeiten reduziert werden? Zumindest teilweise muss man dies bei der Werbung so sehen, in Verbindung mit dem Status als Prominente, den die Werbeträgerinnen als Schauspielerinnen, Models oder Moderatorinnen verkörpern.


„Hier werden Sie geholfen“, Verona Pooth hat es vorgemacht, auf eine intelligente und gleichzeitig kindlich-unschuldige Art, und wurde so zu der Werbeikone Nr. 1 in Deutschland, bis heute, für die Billigmarke KiK. Scheinbar funktioniert es immer noch, das Weib als verkaufsförderndes Element, auch wenn es dabei auf körperliche Vorzüge reduziert wird. Oder kennt jemand heute noch einen Werbespot, in dem eine Frau sachlich die Vorzüge eines Produktes preist? Das war in den 50er und 60er Jahren so, sicherlich, als in den Küchen oder Bädern die Hausfrau mit der umgebundenen Kittelschürze für Knorr oder Persil warb. Heute muss es deftiger sein, mehr die Sinne ansprechen, und eben auch die Instinkte. Vielleicht ist dies auch ein Tribut an unsere Zeit, offener, toleranter, aber eben auch viel schnelllebiger. Es muss haften bleiben in der massenhaften Flut von Informationen, die unsere Sinne täglich erreichen. Dafür ist eben eine schöne Frau immer noch ein Garant, Emanzipation hin oder her. Dafür werden Werbeträgerinnen gut bezahlt und letztendlich ist auch dies, den Gesetzen des Marktes folgend, ein Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage. Frauen und Werbung , eine Symbiose, die immer noch Erfolg garantiert. Dies wird auch so bleiben, sprechen Frauen doch immer noch mehr und besser die Sinne an, als Männer, bleiben in der Bilderflut, die wir jeden Tag wahrnehmen, besser haften. Und ewig lockt das Weib, eben auch in der Werbung.

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Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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