Was dem DFB sein Frauenfußball wert sein sollte

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Dritte Plätze sind was für Männer und Jungs, wir rächen Euch! So war es auf Plakaten im Vorfeld der Frauenfußball – WM zu lesen. Damit wurde ein hoher Anspruch postuliert, es gab für das deutsche Team nichts anderes als eine erfolgreiche Titelverteidigung. Nun ist der 4. der aktuellen FIFA-Rangliste, Japan, nicht irgend wer, gegen den die deutsche Nationalmannschaft ausgeschieden ist.

Ich frage mich aber, hätte die Frauen-WM 2006 in Deutschland stattgefunden und die deutschen Damen wären Dritter geworden, hätte es eine solche Werbekampagne 2011 auch für die Männer gegeben? Wohl kaum, der DFB hätte Poldi, Adler und Lahm niemals so unter Druck gesetzt wie Grings, Schmidt und Angerer.

Nun gehören sowohl die Männer als auch die Frauen des Deutschen Fußball Bundes zur Weltspitze. Und doch werden sie unterschiedlich behandelt. 60.000 Euro Prämie hätte jede deutsche Spielerin für den WM Titel bekommen, wie viel waren es bei den Männern? Ein Kaffeeservice, wie es Villeroy und Boch den Damen spendiert, würde eine deutsche Firma den Herren niemals anbieten.

Betrachten wir uns einige andere Zahlen. Der 1.FFC Frankfurt ist in der nächsten Saison der Krösus in der 1. Frauenfußball-Bundesliga. Sagenhafte 1,8 Millionen Euro beträgt der Etat der Hessinnen. Der amtierende deutsche Meister, Turbine Potsdam, kalkuliert mit 500.000 Euro, der dritte Topklub, der FCR Duisburg, ebenfalls. Jeder kleine Zweitliga-Verein der Männer hat einen höheren Etat als die deutschen Frauen - Topvereine.

Der Zuschauerschnitt in der Frauenbundesliga betrug in der abgelaufenen Saison 800. Selbst manche Viertligisten der Männer mobilisieren mehr Zuschauer.

Das Abschneiden des DFB Teams hat auch zur Folge, dass die Olympischen Spiele 2012 ohne die deutschen Damen stattfinden. Es ist eine Zäsur, die Erfolg war ein mal. Eine Zäsur erfordert aber kein weiter so, es wird schon wieder kommen. Eine Zäsur erfordert eine gründliche Analyse.

Der DFB sollte die finanzielle Ausstattung der Frauen – Bundesliga deutlich erhöhen.

Dass die ARD-Sportschau zwar von 18.00 – 18.30 von der 3. Männer-Bundesliga berichtet, die 1.Frauen – Bundesliga aber konsequent ignoriert, zeigt deutlich, wie wichtig den Programmverantwortlichen Frauenfußball ist. Die Forderung, auch ein Spiel dieser Liga in Ausschnitten zu zeigen, ist mehr als legitim.

Wenn der deutsche Frauenfußball wieder in die Erfolgsspur zurück finden soll, ist auch der Unterbau zu stabilisieren. Der DFB hat sich lange in den Erfolgen gesonnt, die eine Prinz oder Garefrekes für ihn erzielt haben. Jetzt, da der erhoffte Erfolg aus geblieben ist, sollte er darüber nachdenken, wie er nachhaltig erneut zu erreichen ist. Das sollten dem größten deutschen Sportverband auch einige Millionen Euro wert sein.

Vor allem aber sollte er die Damen mit genau so viel Respekt wie die Herren behandeln.

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Geschrieben von

rolf netzmann

life is illusion, adventure, challenge...but not a dream

rolf netzmann

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