Nachstehender Artikel versteht sich als Ergänzung zu „Der Traum der Deutschen“ von Jacob Augstein. Ich bediene mich dabei der interessanten Schrift – über 100 Jahre alt und immer noch nachdenkenswert – „Psychologie der Massen“ von Gustav Le Bon.
Dieser schreibt: „ Der Nimbus ist in Wahrheit eine Art Zauber, den eine Persönlichkeit, ein Werk oder eine Idee auf uns ausübt. Diese Bezauberung lähmt alle unsere kritischen Fähigkeiten und erfüllt unsere Seelen mit Staunen und Ehrfurcht“. Nun muss es im Fall Guttenberg nicht gleich die blanke Ehrfurcht (gewesen) sein. Aber die „graue“ Realität, welche uns umgibt, lässt tatsächlich nicht alle Blütenträume wahr werden. Und Enttäuschung, die möglicherweise nur unterschwellig wirkt, projiziert unsere Wünsche auf ANDERES. Dies geschieht verstärkt bei Menschen mit generell geringer Urteilskraft; wohlgemerkt nicht ausschließlich. Im Übrigen scheint mir die Faszination des britischen Königshauses einem ähnlichen Nimbus zu folgen.
An anderer Stelle schreibt Le Bon, dass einer der bedeutendsten Faktoren für die Entstehung eines Nimbus der Erfolg ist. Und setzt fort: „Der Nimbus verschwindet immer im Augenblick des Misserfolgs“. Ich vermute, dass ein nicht geringer Teil der Menschen, der jetzt über G. spottet, vorher seinem Nimbus erlegen war. Die Person Guttenberg ist erst mal in der politischen Versenkung verschwunden – da aber die Grundlagen des Nimbus nach wie vor gegeben sind, ist die Auferstehung des NIMBUS Guttenberg wohl nur eine Frage der Zeit.
Kommentare 3
@Nietzsche 2011
Danke für das interessante Bild vom Nimbus, in das zu Guttenberg medial getopft und als solcher wie ein Pudel begossen wurde.
Was ist wenn jetzt die schon immer vorhandenen Kritiker von zu Guttenberg Gehör kriegen, dass ihnen zuvor medial als unbotmäßig verweigert?
Mir fällt bei Karl Thoedor zu Guttenberg eher das Bild vom Dilemma einseitiger Ernährung durch gezuckertes Fast Food mit suchttreibend aromatischen Geschmacksverstärkern ein.
Tja, Karl Theodor hat wohl viele Facetten :-)).
Die fabelhafte Renée Zucker benannte den "Herrn von und zu" schon vor Jahren in ihrer Kolumne "Hundert Sekunden Leben" im info-radio vom rbb nur als "den Geölten".
Diese Benennung zeigt die gesamte Spannbreite auf: von dem "geölten und mit Düften gesalbten" edlem Herrn bis zum "ölig-schmierigem" halbseidenem Täuscher.
KTG wird sicher wieder auferstehen - keiner kann schönere Trauerreden halten.