Die Kugel rollt. Rien ne va plus. Die Wetteinsätze sind astronomisch hoch. Mindestens 250 Milliarden Euro flüstern Köche und Oberkellner, die absurde Party ist eben gigantisch geil, fast alle Chef-Zocker sind mit auf dem Parkett. Man kennt sich. Deutsche Banken sind mit 45 Milliarden dabei, französische mit 75. Griechische Banken und Pensionsfonds sind mit 40 Milliarden involviert, aber so ganz genau weiß das keiner. USA und Großbritannien schicken Mitspieler mit etwa 15 Milliarden zur Open-End-Party. Als Notfeuerwehr sind am 19. Mai für's erste Jahr z.B. auch der Internationale Währungsfond mit 15 Milliarden und die deutsche Bundesregierung mit 9 Milliarden als Partygäste eingeladen. Sie sollen mit 20 weiteren EU-Milliarden und Durchgriffsrechten garantieren, dass nicht alles außer Kontrolle gerät. Umsonst wäre aber auch für sie nur der Tod.
Eine ganze Bevölkerung wird in Schutzhaft genommen. Spardiktate und elektronische Fußfesseln werden ständig überwacht. Im Zweifel wird vollstreckt. Nennen wir das Land G wie z.B. Griechenland, wir könnten es aber auch P oder I oder S oder A nennen. Rendite lockt eben überall, der unendliche Antrieb: mach' aus 10 Milliarden doch einfach 20, wer hat, der hat, der Herr gibt’s den seinen im Schlaf oder im Salon der Spekulanten.
Irgendwann wollen die Hauptzocker, aber auch die kleinen Provinzganoven doch das Casino wechseln. Die Karawane zieht weiter, doch das absurde Theater findet (k)ein Ende. Ausgeschlossen werden kann auch nie ganz, dass die Unwissenden aus ihrer Starre erwachen, wenigstens mit einem Auge sehen, um was es im Kern geht: Eigene Vogel-Strauß-Fehler und eingebauter internationaler System Error.
Das Land G hat keine Chance und doch gäbe es einen Ausweg, wenn auch einen unwahrscheinlichen. Aber man weiß eben nie. 50%-iger Schuldenverzicht gäbe dem Land eine Perspektive. Die Spekulanten und Notfeuerwehren würden zu normalen Kapitalanlegern mutieren, die in diesem Fall auf ihre Rendite verzichten und froh sind, wenigstens ihr eingesetztes Kapital auf Dauer zurückzuerhalten. Immerhin geht es nicht nur um Land G, sondern vor allem um wirtschaftliche und finanzielle Stabilität aller. Bleibt alles in Starre und Taubheit heißt die bittere Botschaft: Das Spiel ist aus. Rien ne va plus. Das Land G versinkt in Alkohol und Agonie.
Wer noch Fakten zum Hintergrund braucht, hier: www.freitag.de/community/blogs/mh120480/griechenland-eine-betrachtung
Kommentare 11
das problem ist die forderungen sind in milliardenhöhe, schreiben die gläubiger dieses geld ab, dann haben die ein problem.
klar, griechenland wäre damit kurzfristig geholfen.
wenn allerdings die deutsche bank ihre bilanzen bereinigen müssen, wer zahlt dann die zeche? der soffin ruft und somit bezahlen wieder die geringverdiener und prekärbeschäftigten die scheiße die ackermann und konsorten ausgefressen haben. auch andere länder sind gläubiger.
die ganze situation ist so unglaublich vertrackt, es gäbe meiner meinung nach nur eine lösung.
RAN AN DAS VERMÖGEN DER REICHEN! Profiteure zur Kasse!
32,8 Billionen Dollar Vermögen von Milliardären und Millionären gilt es zu verteilen!
www.de.capgemini.com/m/de/n/pdf_World_Wealth_Report_2009.pdf
60% spitzensteuersatz, erbschaftssteuer, transaktionssteuer und das ganze WELTWEIT!
wer sich nicht dran hält (steueroasen) sollte von der internationalen staatengemeinschaft ausgeschlossen werden und nicht mehr an finanzgeschäften teilnehmen dürfen.
Nur zwei kurze Bemerkungen (bin auf dem Sprung):
a) Es geht erstmal darum, dass G eine reale Chance bekommt und das geht nur über großzügigen Schuldenerlass. Die Griechen sind intern dabei, ihre Hausaufgaben zu machen, schmerzliche Einschnitte bei schrumpfender Wirtschaft mit der Gefahr des Kollaps. Ohne weitere Milliarden eines Konjunkturprogramms geht die Spirale weiter abwärts. Kapitalanleger verzichten auf Rendite, Banken schmelzen etwas ihr Eigenkapital ab
b) Deine anderen radikalen Forderungen - wo sind die Mitstreiter? Bedenke die Machtverteilung...
ich finde die forderungen nicht sonderlich radikal. siehe grundgesetz. es kann einfach nicht sein das wer viel geld hat (ob zu recht oder unrecht sei dahin gestellt) sich einfach nicht seiner verantwortung entziehen darf.
das hat auch nichts mit rechts links denken zu tun (wie ich finde) sondern einfach mit verantwortungsbewusstsein gegenüber menschen und umwelt.
"Kapitalanleger verzichten auf Rendite, Banken schmelzen etwas ihr Eigenkapital ab" Was für ein Eigenkapital? Dieses dümpelt bei 7% rum, Banken haben kein Geld, sie verleihen Geld das sie selbst eigentlich gar nicht haben.
"Bedenke die Machtverteilung" Macht hat niemals ein Einzelner sondern immer nur eine Gruppe, sie bleibt in dieser erhalten solange diese ihr gegeben wird. Die Reichen haben nur Macht weil sie ihnen seitens der "Volksvertreter" gewährt wird.
Du sprichst auf die Gemeinwohlidee in der Demokratie an, insbesondere "Eigentum verpflichtet".
Ich sehe jedoch keine politischen Mehrheiten für deine Forderungen. Die Wähler haben diese Regierung eben gewählt. In der Krise rücken die Verängstigten und Verunsicherten eher nach rechts....
Solange das Casino nicht geschlossen wird, gibt es keine stabilen Ausweg. Das nächste Mal heißt das Land eben P wie Portugal oder S wie Spanien...
Dazu gehört, dass sich die Banken auf ihre Kernaufgabe der fairen Kreditvergabe wieder konzentrieren müssen und gleichzeitig die Bankenaufsicht über enorme Kontrollrechte verfügt. Auch eine Verstaatlichung ist eine politische Option.
Wie gesagt, zurzeit gibt es dazu keine Mehrheiten...
Noch ein Nachtrag:
Bestimmtbare Kapitalgruppen spekulieren gegen Staaten, heute G, morgen S, kalkulieren Kollaps und Ruin der anderen ein, um die eigenen Profite zu steigeren und die Bevölkerung schweigt, ächzt weiter im Hamsterrad ...
"Du lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit..."(Biermann) und sorge dich nicht nur um das große Ganze, sondern kümmere dich auch um die Gesunderhaltung des eigenen Selbst. Erzeuge den eigenen Wärmestrom. Eine Anregung, aktuell im Freitag:
www.freitag.de/community/blogs/columbus/die-liebe-ist-staerker-als-der-tod--sechs-thesen-nach-sechs
Gruß BW
Ich halte es für unpassend, im Zusammenhang mit dem griechischen Fast-Bankrott von "Casino" zu sprechen. Bis vor kurzem wurden diese Anlagen ja noch als recht sicher betrachtet. Ein Versicherungskonzern, der vor 3-5 Jahren griechische Staatsanleigen gezeichnet hat, wähnte sich damit sicherlich nicht am Roulettetisch.
Mittlerweile werden Kreditrisiken aber deutlich pessimistischer (und damit vermtulich relastischer) eingeschätzt, was den Griechen nun das Genick brach. Leider ist der Vorgang des Vertrauensverlusts am Finanzmarkt oftmals sehr abrupt.
"Vertrauensverlusts am Finanzmarkt oftmals sehr abrupt."
Auf den von dir so bezeichneten Vertrauensverlut wird bewusst in den letzten Wochen spekuliert. Nach dem 19. Mai - bis dahin kann's noch turbulent werden - ist erstmal kurzfristige Beruhigung angesagt, falls die 45 Milliarden fließen und den Griechen Zinssätze von 3 bis 5 % ins Haus stehen.
Kapital kennt keine Moral, nur maximale Rendite.
Na klar, es wird auf den Ausfall Griechenlands gewettet. Dass das funktioniert, liegt aber in erster Linie an der desolaten griechischen Haushaltslage.
Kein Spekulant koennte risikofreudige Anleger daran hindern, bei den Griechen fuer einigermassen hohe Zinsen einzusteigen. Aber mittlerweile findet sich niemand mehr. Ich wuerde mich auch wundern, wenn die Griechen nach einer kurzfristigen internationalen Hilfsaktion wieder als kreditwuerdig erachtet wuerden. Die 45 Mrd sichern ja nur die Tilgung der Schulden bis ins naechste Jahr hinein, was die Kurse der bis dahin auslaufenden Anleihen stuetzen wird. Wenn Griechenland Mitte Mai aber wieder Anleihen mit einer Laufzeit von mehreren Jahren ausgeben wollte, wuerde sich jeder Anleger fragen, ob es dann wieder Hilfe von EU und IWF geben wird.
Ohne eine Umschuldung werden es die Griechen kaum schaffen. Es sei denn, EU und IWF finanzieren deren Schulden ueber die ganze Zeit, die noetig ist, um den Staatshaushalt zu konsoldieren - sofern das noch moeglich ist.
"Die Karawane zieht weiter, doch das absurde Theater findet (k)ein Ende." Simplizisimus-Phänomen: Hinter den Armeen hinter her latschen und abgrasen was deren Statthalter übrig lassen.
Wer glaubt eigentlich das seine/ihre Rente sicher ist? Und was ist die Konsequenz? Irak und Afghanistan! Bundeswehr rekrutiert doch schon im Arbeitsamt.
Ich sehe in unseren Positionen mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes.
Klar müssen die Griechen ihre Hausaufgaben erledigen, nur zu welchem Preis, mit welcher Perspektive?
Wäre eine europäische Anleihe am Kapitalmarkt nicht besser? So könnte man eben nicht gegen Griechenland, Portugal, Spanien etc spekulieren. Die ökonomisch starken Länder wie Deutschland müssen eh die Sache mitfinanzieren, solange man an einem politischen Europa festhält. Gemeinsame Währung ohne weitgehend gemeinsame Wirtschaftspolitik (mit dem Ziel langfrisitg die Ungleichgewichte zu entschärfen) funktioniert nicht.
Mein Lieber,
ist das jetzt schon Zynismus oder noch Kynismus?