Rechtschreibpaukerei: Sollten wir darüber in der Schule nicht noch einmal gründlich nachdenken? Für welche Kompetenz setzen wir unzählige Stunden ein? Ist das noch zeitgemäß, wenn doch fast jeder längst einen Laptop mit komplexem Rechtschreibprogramm zur Verfügung hat – demnächst auch in der Schule, in Klausuren, in Landesprüfungen?
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Gefragt sind vielfältige Internetkompetenzen, kommunikative und kreative Kompetenzen statt Rechtschreibdrill.
Rechtschreibfähigkeiten sind eine Unterfunktion kommunikativer Kompetenz. Es fehlt an expressiver Vernunft, die gestalten will.
Kommentare 52
Sprache wie Schriftsprache ist Teil der Kultur. Sie zu vernachlässigen, hieße, Kultur zu vernachlässigen.
Das sagen die Rechtschreibdrill-Spiegelfechter auch.
Was ist das für eine Vorstellung von Sprache und Kultur?
Bildungswirt, Du schreibst: „Für welche Kompetenz setzen wir unzählige Stunden ein? Ist das noch zeitgemäß, wenn doch fast jeder längst einen Laptop mit komplexem Rechtschreibprogramm zur Verfügung hat…?“
Deinen Ansatz verstehe ich nicht. Als ob ein Rechtschreibprogramm die Rechtschreibunfähigkeit beheben könnte. Rechtschreiben ist weitaus komplexer als Wörter niederzuschreiben. Jemand, der die Rechtschreibung wenig beherrscht, ist fast immer auch in der Leseleistung beeinträchtigt. Wer die optische Wahrnehmungsfähigkeit trainiert, ja paukt, verbessert beides: Rechtschreibung und Leseleistung. Da nutzen Schlagworte wie „Kreativität“ gar nichts.
Dein Diktum „Gefragt sind vielfältige Internetkompetenzen, kommunikative und kreative Kompetenzen statt Rechtschreibdrill.“ ist ein willkürlich gesetzter Widerspruch und somit als Argument untauglich.
Die, daß Kultur eben auch Mühe macht. Ist wie beim Handwerk auch, Können erfordert Übung und ständiges Training.
Danke für die elaborierter Fassung meines kurzen Statements, völlig richtig, Achtermann.
würde das sogar so verkürzen, daß internetkompetenz ohne die im lesen und schreiben, grammatik inclusive, schlichtweg nicht zu haben ist.
Die, daß Kulutr eebn acuh Mhüe mhact. Ist wie biem Hawednrk acuh Köennn eroedrrft Übnug und stdinäegs Tranniig.
Die Natur ist toll. Im Gegensatz zur Maschine (Computer) ist die Fehlertoleranz atemberaubend.
Wir können das relativ gut entziffern, aber nur weil wir einigermaßen lesekompetent sind. Ein rechtschreib- und leseschwacher Mensch wird mit diesem Text größte Probleme haben, den Sinn zu erfassen.
Die schrecklichsten Dokumente der Menschheitsgeschichte wurden in perfekter Rechtschreibung verfasst, während die genialsten Skizzen meist fehlerbehaftet sind.
Perfektion hat zu wenig oder keine Freiheitsgrade.
Das bedeutet nicht, dass es erstrebenswert ist, etwas immer weiter zu optimieren, statt schludrig zu sein.
Der letzte Satz ist passend fehlerhaft.
Das bedeutet nicht, dass es nicht erstrebenswert wäre, etwas immer weiter zu optimieren, statt schludrig zu sein.
Hallo Achtermann,
Lesefähigkeiten kommen von Neugier, genau diese gilt es zu fördern, Themenvielfalt erzeugen, weiten Raum geben, Interessen ausbilden, "zur Sprache kommen", Ausdruck gestalten und empfinden. Auf dem Titelbaltt des Freitag war ganz zu Anfang des Projekts mal gestanden: "Bildung berührt oder sie ist nicht"(Bildungswirt)
Erst dannach kommen andere Fertigkeiten. Rechtschreibung ist eine Unterfunktion. Wenn der Schüler viel liest, ergibt sich einiges ganz von selbst. Als Lernangebot verstanden, sieht er ganz ohne Drill ein, dass es besser ist, sich etas um die rEchtschreibung zu kümmern . Er will sein Ausdrucksvermögen verbessen und nebenbei die rechtschreibung.In der Schule wird jedoch ständig auf die Defizite geschaut und diese werden per Note sankioniert anstatt die Kinder und Jugendlichen zu fördern. Richtschriebung verstaanden?
Vgl. auch meine beiden Links.
Gruß BW
Liebe Titta,
Bildung ist die subjektive Seite der Kultur. Bildung ist ein Angebot, Erziehung und insbesondere Drill Zumutung.
Rechtschreibdrill fungiert als Unterdrückung. Sprache sollte aber für die Subjektwerdung Befreiungsinstrument sein. Den Gedanken verbessern heißt den Ausdruck verbessern.
Weiter unten habe ich noch ergänzend bei Achtemann etwas gesagt.
Gruß BW
Lieber Bildungswirt,
Rechtschreibung ist Handwerkszeug. Wer seinen Freiheitsdrang da ausleben will, hat sich für mich einfach das völlig falsche Feld dafür ausgesucht. Wie ein Kind, das auf die Tür einschlägt, an der es sich gestoßen hat. Die Tür kann nichts dafür, daß sie im Wege ist. Sie zu öffnen, eröffnet Welten. Aber eben öffnen, und nicht einschlagen.
Na ja, die Suppe kenne ich, die lächle ich auch mal.
Kurz: Erstes Video super. Zweites zu lang für mich.
Wie lange dauert eigentlich eine Deutschdoppelstunde?
Mit Suppe selbstgelöffelt?
Na toll, jetzt kommentiere ich schon einmal in einem mir völlig sachfremden Lehrerblog - und stumpf wird man absolut übergangen :)
Das glaubst du doch nicht im Ernst? Der Vergleich hinkt.
Hure oder Ruhe?
Subjektiv für Schüler kann ein doppelstunde eine Ewigkeit dauern und dann noch Angst vorgeführt zu werden.
Hallo Jayne,
was glaubst du wieviel Personen "schreiben" im einfachen Sinn können und doch kein Ausdrucksvermögen besitzen?
SChau dier doch noch meine drei Links an.
Gruß BW
@titta
Gemeint bist du, damit keine Mißverständnisse aufkommen.
Ansonsten stimme ich Striefzug zu:
"Die, daß Kulutr eebn acuh Mhüe mhact. Ist wie biem Hawednrk acuh Köennn eroedrrft Übnug und stdinäegs Tranniig."
Ergänzend: Man kann auch völlig falsch trainieren, ohne Hirn, saGT MAN:
scHAU DIR NOCH MEINE DREI lINKS AN; DANN WIRD ALLES KLARER:
gruß bildungswirt
Hallo Streifzug,
du bist hier nicht auf einem Lehrerblog, das scheint nur so. Bildungsfragen darf man auf keinen Fall nur den sog. Experten überlassen. Da sollten sich alle (zumindest mit Kindern) einmischen.Das geht alle an.Zwei Beispiele:
www.freitag.de/community/blogs/bildungswirt/bildungspolitik--ab-im-gaensemarsch
www.freitag.de/community/blogs/bildungswirt/bildungspolitik-zukunft-fuer-alle
by the way: Demnächst blogge ich vielleicht mehr zu wirtschaftspolitischen Fragen.
Vielleicht auch nur noch zu Film und Musik. Mehr Spaß hätten wir dabei sicher.
Vielleicht lasse ich es auch mal und spiele wieder mehr Saxophon?
Gruß BW
Bildungswirt, Du schreibst: „Als Lernangebot verstanden, sieht er [der Schüler] ganz ohne Drill ein, dass es besser ist, sich etas um die rEchtschreibung zu kümmern . Er will sein Ausdrucksvermögen verbessen und nebenbei die rechtschreibung.“ (Originalorthografie übernommen, Achtermann)
Das hört sich ja alles sehr schön an. Auf dieser Ebene, fern des pädagogischen Alltags, der meist nur schwer verdauliches Kommissbrot anzubieten hat, das nicht leicht zu verdauen ist, klingt das nach höherer pädagogischer Einsicht. Im Hintergrund schweben die Selbstbestimmung, die Mündigkeit mit. Alles das mag für wenige zutreffen, in meinem Lebensbereich spielt das keine Rolle.
Deshalb für Dich ein kleines pädagogisches Ereignis, das mir heute widerfuhr. Meine Tochter brachte mir folgende schriftliche Belehrung aus der Schule:
„Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter mehrfach keine Hausaufgaben angefertigt hat. Hausaufgaben dienen der Festigung und Übung des im Unterricht erarbeiteten Stoffes. Sie ermöglichen dem Lehrer eventuelle Defizite zu erkennen und aufzuarbeiten. Deshalb bitten wir Sie, mit uns mehr darauf zu achten, dass Ihr Kind die Hausaufgaben regelmäßig anfertigt.“
Von Selbsteinsicht in die Notwendigkeit Hausaufgaben anzufertigen, kann bei meiner Tochter eher nicht Rede sein. Es bedarf meines Nachdrucks, die Forderungen des Lehrkörpers zu erfüllen. Allerdings habe ich keine geringe Lust, dieser Lehrerin vehement zu widersprechen, zumal Sie mich miterziehen will.
Natürlich haben Deine Aussagen eine positive Konnotation. Nur nutzen Sie im Tagesgeschäft der Pädagogik nichts. Schriebe ich deine Gedanken der Lehrerin zurück, sie würde in ihrer vermeintlichen Erkenntnis sich bestätigt fühlen, dass bei der Tochter ob dieses Vaters pädagogische Defizite größeren Ausmaßes einfach vorhanden sein müssen.
Aber damit bin jetzt von Deinen Rechtschreibanforderungen abgekommen.
Es ist sicher wichtig, sich vernünftig ausdrücken zu können. Ob man dafür aber nicht länger Zeit haben sollte. Learning by doing. Die Rechtschreibhilfe als Lehrer, dann bleibt Zeit sich Geschichten auszudenken...
Schullt wahr papir unt Filtsstipht
http://data.lustich.de/bilder/l/19759-mitteilung-des-hausmeisters.jpg
http://goluggigo.go.funpic.de/freitag/luggi.gif
Schööön!
@Achtermann,
Abschweifungen sind manchmal das Salz in der Suppe.
Also zu deiner Tochter und der Lehrerin:
„Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Tochter mehrfach keine Hausaufgaben angefertigt hat. Hausaufgaben dienen der Festigung und Übung des im Unterricht erarbeiteten Stoffes. Sie ermöglichen dem Lehrer eventuelle Defizite zu erkennen und aufzuarbeiten. Deshalb bitten wir Sie, mit uns mehr darauf zu achten, dass Ihr Kind die Hausaufgaben regelmäßig anfertigt.“
Naja, das ist erstmal der übliche Standardtext, hat mit moderner Pädagogik nichts zu tun, eher mit Herrschaftsanspruch.Das übliche Defizitgetue. Vielleicht ist der Unterricht stinklangweilig und die Lehrerin merkt es nicht mal.
"Von Selbsteinsicht in die Notwendigkeit Hausaufgaben anzufertigen, kann bei meiner Tochter eher nicht Rede sein. Es bedarf meines Nachdrucks, die Forderungen des Lehrkörpers zu erfüllen. Allerdings habe ich keine geringe Lust, dieser Lehrerin vehement zu widersprechen, zumal Sie mich miterziehen will."
Ich sag's mal so. Manchmal muss man seine Kinder ein kleines Stück auch überreden - mach das mal, halb so wild ....
Es kann aber auch sein, dass
a) Die Hausaufgaben Unsinn sind, dann braucht das Kind das auch nicht zu machen
b) Mal wirklich keine Lust aufkommt, dann kann mal z.B. 1mal im Monat den Hausaufgaben-frei-Jocker ziehen. No comment - was gibt es Wichtigeres?
Wir können die Lehrerin gern zu einer kleinen Diskussionsrunde "Die gute Lehrerin" und "Selbstreflexionen einer Lehrerin" in unsere Freitagsrunde einladen.
Gruß BW
SChöööönnnn, find ich auch.
Aus dem Müllsortier-Thema könnte man sicher im Unterricht gut was anstellen - kreativ, witzig mit Fehlerkorrektur. Mit "Laptop für alle -Programm" wäre das eine leichtes Unterfangen, vorausgesetzt die Schüler wurden zum kreaiven Arbeiten angeleitet, streben nach differenziertem Ausdruck - dann kommt die Fehlerkorektur ganz von allein.
Könnt ihr mir glauben - 1000mal probiert - 1000 mal hat es zoom gemacht.
Gruß BW
Habe ich's doch vergessen: habt ihr schon meine Fehler gefunden, ihr freundlichen Fehlersucher. Vielleicht noch ein kreatives Video zum Thema gefällig?
Also, in der 3. (dritten) Zeile steht "Hausmeister wirt". Jetzt bin ich absolut am verdreifeln, ob das was mit "Bildungs wirt" zu tuen hat.
Hallo BW!
Fehler?
Du willst doch wohl nicht behaupten, Du habest Deine Kommentare ohne Rechtschreibprogramm angefertigt?
;-)
@ merdeister: Sich ausdrücken zu können und richtig zu schreiben sind doch zwei grundverschiedene Dinge.
@ bildungswirt:
Titta hat völlig recht.
Wie kann man mit etwas spielen, wenn man dessen Grundlagen nicht beherrscht?
Viele Gedichte von Christian Morgenstern z.B. oder Ernst Jandl wären nicht entstanden, wenn die beiden die Rechtschreibung nicht beherrscht hätten.
Oder glaubst Du, daß die bildende Kunst sich weiterentwickelte, wenn die Künstler ihr Handwek nicht beherrschten. Ich denke da an Leute wie Max Ernst. Der war zwar Dadaist und Surrealist und hat sich über den normalen Kunstbetrieb lustig gemacht, aber es steckte viel dahinter, weil er viel konnte.
Nur wenn Du eine Sache beherrschst, kannst Du richtig mit ihr experimentiern und spielen.
Freiheit ergibt sich erst im Spiel (wie ja auch die Etymologie nahelegt).
Daß das nicht nötig sein soll, halte ich für eine Erfindung derer, die das nicht können. Das wiederum liegt daran, daß so schrecklich viel Wert darauf gelegt wird, daß man u.a. die Rechtschreibung beherrshcn soll. Rechtschreibung ist aber ein Talent.
Ein Drittel der Menschheit kann es nicht, ein Drittel kann es so la la, und ein Drittel kann es. Und daran kann man nichts machen, auch durch Üben nicht.
Wir sollten endlich mal lernen, daß verschiedene Menschen verschiedene Begabungen haben.
Begabungen müssen aber auch gefördert werden, und wenn wir den noch nicht Schreibgewohnten keine Ziele setzen, werden sie das Schreiben auch nicht lernen.
Ich verachte übrigens dies Schreib-Hilfe-Programme. Sie schlagen mir nämlich ganz oft andere Wörter vor, als ich gebrauchen will. Das stört den Schreibfluß erheblich.
So etwas ist, zusammen mit dem Glauben, daß Rechtschreibung nicht wichtig sei, mit Verlaub gesagt, eine Erfindung der Doofen für die Doofen.
Nichts für ungut! Bis dann
I.D.A. Liszt
Lieber Bildungswirt,
ich möchte nochmals zu Deiner Ausgangsthese zurückkommen. Sie lautet: „Gefragt sind vielfältige Internetkompetenzen, kommunikative und kreative Kompetenzen statt Rechtschreibdrill.“
Ich meine, Du verkennst, dass zwischen der Fähigkeit, die Rechtschreibung einigermaßen zu beherrschen und der Lesefähigkeit ein eindeutiger Zusammenhang besteht. Das Wort Legasthenie wird zurecht als Lese- und Rechtschreibschwäche synonym gebraucht. Deshalb ist der Schluss, vielfältige Internetkompetenzen seien wichtiger als Rechtschreibdrill so nicht zulässig, da Internetkompetenzen ohne die Fähigkeit des Lesens und damit auch des Schreibens nicht zu haben sind.
Wie Susanne Gaschke in Der Zeit vom 12.11.09 richtig aus einer Studie der „Stiftung Lesen“ referiert, rückt die Gesellschaft des digitalen Zeitalters von der Buchkultur ab, und, so schreibt sie weiter, „dieser Trend ist unwiderruflich auch bei den sozial Privilegierten angekommen.“ In allen sozialen Schichten sinke die Zahl der jährlich gelesenen Bücher, und damit, so die Erkenntnis, sinke auch der Kenntnisstand über unser kulturelles Erbe. Die digitalen Texte, die via das Internet ausgetauscht würden, reduzierten sich zunehmend auf einen Informationsaustausch in Kurzform, bei dem es nicht darauf ankomme, zwischen den Zeilen lesen zu können, was beim literarischen Lesen im Zentrum des Verstehensprozesses stünde.
Auch Gaschke widerspricht Deiner These indirekt, indem sie rekurriert: „Wissenschaftler und Schulpraktiker sind sich weitgehend einig, dass durchschnittlich begabte, zu Hause geförderte Kinder nach fast jeder Methode Lesen und Schreiben lernen können – bloß gibt es immer weniger von ihnen, was manches pädagogisches Konzept ins Leere laufen lässt.“ Vielleicht lässt diese Erkenntnis den einen oder anderen Pädagogen zu der Befürchtung kommen, dass die nachlassenden Lese- und Schreibfähigkeiten einer deutlicheren Kompensation durch den Unterrichtsprozess bedürften.
Ich vermute, fast alle, die hier schreiben, sind mit Büchern älter geworden und sind nicht schon als Kleinkinder mit dem Computer ins Bett gegangen, wurden also anders – nach traditioneller Methode – in die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens eingeführt. Deshalb befürchte ich, dass dieses von Dir zusammengestellte Kompetenzkonglomerat „Internetkompetenz“, „kommunikative Kompetenz“ oder „kreative Kompetenz“, das Du dem Rechtschreibdrill gegenüberstellst, ein Begriffscocktail ist, der fragwürdig bleibt, zumal Du keinen der Begriffe einschließlich des Wortes Rechtschreibdrill erläutert hast.
Das Problem ist doch nicht, dass Rechtschreibung intensiv trainiert wird. Das wahre Problem besteht für mich darin, dass Schüler für fehlerhafte Rechtschreibung permanent bestraft werden. Damit wäre man bei einem immer noch vorherrschenden Grundprinzip im deutschen Schulwesen, nämlich beim strafenden Umgang mit Fehlern und den geistlosen Bewertungstechniken. Kennzeichnend ist doch hier immer noch rundweg unpädagogisches Verhalten. Und das macht die Schule immer noch viel mehr zum wenig geliebten Ort alltäglicher Qualen und Demütigungen als alles andere, was man am deutschen Schulsystem kritisiert.
Wenn man als Nachhilfelehrer sieht, wie Problemschüler nicht die geringste Aussicht darauf haben, mal auf einen grünen Zweig zu kommen; stattdessen immer wieder 4en, 5en und 6en in Deutsch und Fremdsprachen reingeballert bekommen - ohne dass Schullehrer sonderlich berührt erscheinen. Da fängt man oft immer wieder bei null an, und zwar beim wichtigsten, der Motivation. Vergnügen an Umgang mit Sprache, das nach meiner Meinung schlussendlich auch in solider Rechtschreibung mündet, ist da völlig ausgeschlossen.
Insofern, um das deutsche Schulwesen sprechen zu lassen: Thema verfehlt, 6, setzen!
Ach, nu übertreib man nicht... Als die Taschenrechner aufkamen, achtete die Hamburger Sparkasse bei ihren Azubis aufs Kopfrechnen, damit diese einen Blick für Zahlen behalten. Fand ich gut.
HL
Isd dass eigentliche Broplem nicht, das fiele Leerer zu jenem erwänten Drittel der Menschheid gehören, welchä die Rechtschreibung "so lala" beherrscht?
Da bekenne ich mich zu!
HL
@ Tom Zille
Du gehörst wahrscheinlich zu den Menschen, die trotz ihrer Lehrer das Rechtschreiben zu einer gewissen Perfektion gebracht haben.
"Daß die Schulmeister auf dem Lande die Religion und die Moral den jungen Leuten lehren, ist recht gut, und müssen sie davon nicht abgehen, damit die Leute bei ihrer Religion hübsch bleiben und nicht zur katholischen übergehen ... Darum müssen die Schulmeister sich Mühe geben, daß die Leute Attachement zur Religion behalten, und sie soweit bringen, daß sie nicht stehlen und nicht morden... sonsten ist es auf dem platten Lande genug, wenn sie ein bisgen Lesen und Schreiben lernen; wissen sie aber zu viel, so laufen sie in die Städte und wollen Sekretärs und so was werden; deshalb muß man auf´n platten Lande den Unterricht der Leute so einrichten, daß sie das Notwendige ... lernen, aber auch in der Art, daß die Leute nicht aus den Dörfern weglaufen, sondern hübsch da bleiben."
(König Friedrich der II., der so genannte Große, von Preußen)
Bleiben wir beim Zitieren. Der von mir in "A bas les pédagogistes (dritter Teil)" vorgestellte Jean-Paul Brighelli schreibt in seiner "La fabrique du crétin" folgendes:
"Die Ortographie wurde im 19. Jahrhundert als soziales Promotionsmittel fixiert. Und darum will man sie heute wieder abschaffen. Als Proll geboren, sollst du Proll bleiben. Wir brauchen dich da oben nämlich nicht mehr. Diener und Halbsklaven werden benötigt. Darum verdammt man Kinder zum ewigen Fehler!"
Wer konkret erlebt, dass Kinder aus den "Unterschichten" fast Analphabeten sind, wie sie darunter leiden, nicht so schreiben und lesen zu können wie andere Mitschüler, wer erlebt, dass die jungen Erwachsenen der Mittelschicht um einiges "besser" schreiben als die wahrlich nicht "dümmeren""Prolls", die sich dafür auch noch Punkteabzug bei der Klausurbewertung einhandeln, kann die "ewiggestrige" Polemik gegen den "RechtschreibDRILL" nur mit heftigem Kopfschütteln verfolgen. Als ob mit einer "individualisierten Schreibweise" die klassenspezifische "Orthographie" aufzuheben wäre!Im Gegenteil!
Das heißt nicht, dass die Orthographie nicht zu reformieren sei. Man sollte mit dieser bekloppten Großschreibung der Nomina anfangen.
Inhaltlich könnte ich viel zu der Debatte beitragen, wenn ich nur wüsste, was.
Was mir aber auffällt, lieber Bildungswirt, ist, dass du in die Debatte mit den Argumenten aus den 70er Jahren einführst.
Wo warst du in den letzten 30 Jahren, Adam? Oder hat vielleicht die pädagogische Welt aufgehört sich zu drehen, seit ich damals studierte? Achtermann z.B., und, eher aphoristisch, andere vermitteln mir eine Idee von neu in die Debatte gekommenen oder ganz alten, nicht weniger berücksichtigenswerten Aspekten.
Was die Diskussion aber mit Sicherheit wenig befördert, ist eine überhebliche und moralisierende Art des Umgangs mit den Kontrahenten, die mit plumpen Allgemeinplätzen operiert und mir auch von damals sattsam bekannt ist.
Erziehung ist Unterdrückung, Andersdenkende sind Ewiggestrige. Die guten Pädagogen richten's, im doppelten Sinne des Wortes. Sie treiben die gesellschafliche Emanzipation voran. Die Menschenwelt wird sich fürderhin aufteilen in die Selbstbewussten, Angstfreien, Kreativen, das sind diejenigen, welche die Weisheit in der Bildungswirtschaft lustvoll mit Schaumlöffeln gefressen haben, und die anderen, die Unterdrückten, die Unfreien, Geknechteten, deren Lebensschicksal bestimmt wurde dadurch, dass sie unter der Knute der Gestrigen erzogen wurden.
Danke!
@ Dom Sille:
Dammit hasdu laida folkomen Rächt!
Oranier, Du hast es auf den Punkt gebracht. Es wäre jetzt an der Zeit, dass Bildungswirt seine Schlagworte bzw. Gemeinplätze erläutert, ohne diesen willkürlich herbeigeführten Gegensatz zum Rechschreibdrill zu vernachlässigen. Dann könnte evt. auch geklärt werden, welche Funktion und Dimension die Rechtschreibung im Lese- und damit auch im Bildungsprozess einnimmt, ohne sie auf die Dudenrichtlinien und Rechtschreibprogramme des Computers zu reduzieren.
@Idealist
Ich wieder hole mich:
"Rechtschreibfähigkeiten sind eine Unterfunktion kommunikativer Kompetenz. Es fehlt an expressiver Vernunft, die gestalten will."
Ich hatte mich gegen den Drill ausgesprochen.
Rechtschreibung ist nicht DIE Grundlage fürs Spiel.
Gruß BW
@luggi
verdreifel mal nich, bestell dir beim Wirt ein Bier.
Die Hausmeister und Rechtschreibwächter sitzen selten beim Bildungswirt.
So könnt's auch gemeint sein.
Idealist - ich weiß doch gar nicht was ein Richtschriebprogram ist.
Ich behaupte etwas anderes: Viele Diskutanten haben ein sehr eingeschränktes Sprachverständnis.
Ich verweise darauf, was ich bei Achtermann am 13.11. kommentierte.
"bloß gibt es immer weniger von ihnen, was manches pädagogisches Konzept ins Leere laufen lässt.“
Müßten wir mal klären, warum!
Wer aus Neugier viel liest, macht auch weniger Fehler.
Wenn die Schüler wollen, beheben sie ihre Rechtschreibschwierigkeiten relativ schnell.
Na, jetzt hebst du aber ab.
Ich sag's nochmal mit Luhmann (vielleicht für dich auch ein stehengebliebender Dummkopf?)
Bildung ist Angebot, Erziehung Zumutung.
Solange ihr so selektiv lest, werde ich einen Teufel tun.
Von sagen wir 160 Deutschstunden pro Jahr: Wieviel sollten ab Klasse 4 für Rechtschreibung verwendet werden?
Bitte auch die Alternativen angeben, nachdem doch die Sache "auf den Punkt gebracht" wurde.
Bildungswirt, jetzt entziehst Du Dich! Deine Argumentation wird immer nebulöser. Weshalb soll sich angeben, wie viele Rechtschreibstunden pro Jahr zu geben sind, wenn Du nicht mal erläuterst, was Du unter Rechtschreibdrill verstehst!? (Übrigens könnte ich Dir da auch keine Zahl nennen.) Ich habe in meinen Ausführungen wiederholt darauf hingewiesen, dass Rechtschreiben und Lesen ineinander verflochten sind. Wenn ein Lehrer eine Klassenlektüre liest, erteilt er damit auch Rechtschreibunterricht, weil ein Großteil der Rechtschreibung über das Merken des Wortbildes erlernt wird. Ein Prozess, der sich nebenbei ereignet, ohne dass zu Erziehende diesen wahrnehmen. Das ist ein Grund, weshalb viellesende Schüler den Nichtlesern im Schreiben von Wörtern nach der konventionellen Form überlegen sind. Du als Fachmann wirst doch sicher die Reichen-Methode kennen, die da heißt „Lesen durch Schreiben“, die zwar umstritten ist, aber auch ihre Anhänger hat. Meine Kinder haben in der Schule weitestgehend nach dieser Methode gelernt. Auch diese zeigt schon in ihrer Überschrift die Verwobenheit von Lesen und Schreiben. Und Du beziehst Dich nach wie vor auf den Rechtschreibdrill, ohne den Zusammenhang zum Lesen sehen zu wollen.
"ohne den Zusammenhang zum Lesen sehen zu wollen."
Nein, vgl. meine gesamten Kommentare.
Ich gewichte aber anders.
Neugier-Motivation auf die Welt - lesen - diskutieren - schreiben ....rechtschreiben.