Verkehrte Welt im Schulministerium? Teil 3
oder: Was heißt im „Abiturstreit“, Vernunft auf der Höhe der Zeit aktiv zu gestalten?
Was ist Sinn der Schule? Um was geht es bei den ganzen „komplexen Schulübungen“ inklusive aller Prüfungen? Es geht um die Zukunft unserer Jugend, um deren Fähigkeiten, Wissen und Lernmotivation, um deren Chancen einer optimalen Persönlichkeitsentwicklung, um deren aktive Teilhabe am öffentlichen Leben, um deren Engagement für eine streitbare Demokratie. Alle anderen Belange sind hier unterzuordnen. Auch die Lehrerinnen und Lehrer, auch die Beamten der Schulverwaltung haben nur deshalb ihre Jobs, stehen in „Amt und Würden“, weil es diese Kinder und Jugendlichen gibt und nicht umgekehrt. Das wird allzu gern vergessen.
http://bildungswirt.de/wp-content/uploads/2009/11/HKM-Blog-Zukunft-2010.png
Die großzügige Veröffentlichung von Unterrichtsmaterialien (verbrauchte Landesprüfungen sind ein Teil davon!) soll dazu dienen, die Schülerinnen und Schüler zur selbständigen Nutzung dieser Angebote anzuregen. Lernprozesse sind immer individuell und setzen die Bereitschaft des Lernenden voraus. Umgekehrt muss die Schulverwaltung alles daran setzen, diese Prozesse der Selbstorganisation und Motivation zu fördern. Eine Veröffentlichungspraxis von Landesprüfungen im Internet – kostenfrei und für jedermann zugänglich – ist hier auf der Höhe der Zeit. Auch die interessierte Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was denn in den Schulen konkret vor sich geht, wie z.B. Landesprüfungen aussehen.
Wer berät die Kultusministerin in diesen Fragen?
Bisweilen hat man den Eindruck, dass eine konfuse „Beratung“ durch ein CDU-dominiertes Ministerium stattfindet. Oder spielt die SPD noch eine Nebenrolle? Mit den Ideen – Freiheit, Wettbewerb unter fairen Bedingungen, Förderung von Selbständigkeit, Aufbruch in die eigenverantwortliche Schule – alles politischer Wille der FDP – hat das bisher wenig zu tun. „Neid und Diffamierung“ schlugen der Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP) in den ersten 2 bis 3 Monaten im neuen Amt entgegen. „Die Politikerin ärgert sich über mangelnde Unterstützung in dem bisher ausschließlich von SPD- und CDU-Politikern geführten Ministerium.“ (FAZ, 25.04.2009) Jetzt aber schlägt die Stunde der FDP; sie könnte ein eigenes Profil entfalten.
Was wäre der Ministerin zu raten?
Am besten, Dorothea Henzler eröffnete selbst einen fortschrittlichen „Abi-Blog“ mit allen Aufgaben, Materialien und Lösungen. Dazu Lernangebote auf dem neusten Stand in ansprechender Präsentation, Service-Hotline, regelmäßige Infobriefe an Schulen, Eltern, Schüler, Persönliches als freie Demokratin an die engagierte Internet begeisterte Jugend etc.
Dorothea Henzler als erste Kultusministerin in Deutschland mit eigenem Blog! Das wäre eine FDP-Antwort, die Zeichen setzen würde. Schüler, Lehrer, Eltern und Medien würden es ihr danken.
Wie sagte so schön Blogger Fuchs: „Frau Henzler übernehmen Sie: Geben Sie die Aufgaben frei.“
Weitere Infos und Links unter: www.bildungswirt.de
Kommentare 17
Da wage ich mal zu unken:
Von der FDP gibt es nichts kostenlos. Höchstens umsonst: das Parteiprogramm.
Um so beeindruckter wäre ich, täte sie's.
Hm, irrt die FAZ nicht? de.wikipedia.org/wiki/Ruth_Wagner
Die FDP hatte da schon eine Ministerin.
HL
Bildungswirt, da plädierst Du für die freie Zugänglichkeit der nicht mehr aktuellen Abituraufgaben, und dann setzt Du einen Link auf die FAZ, die von mir zwei Euro für die 24-stündige Nutzung des dort hinterlegten Artikels einstreichen will, der zudem noch schwach recherchiert scheint, da diese hessische Zeitung eine frühere FDP-Schulministerin in der Versenkung verschwinden ließ.
Hört sich nach einem guten Lerneffekt an. Ist BW Pädagoge?
Hm, was willst du mir sagen?
Ruth Wagner? - aus Sicht der FDP eine herausragende Persönlichkeit, politisch aber längst passe.
Die amtierende Kultusministerin ab Febr. 2009 heißt Dorothea Henzler, sie zeichnet für die hessische Bildungspolitik, eben auch zuständig für den Abiturstreit um den freien Zugang zu verbrauchten Abiaufgaben.
Gruß BW
Du Pirat mit dem kostenlosen FDP-Parteiprogramm - unke, unke und in Parteihinterstuben wird gemunkelt - Piraten entern die Abituraufgaben und verööfentlichen alles vom Server aus Südafrika.
Ich gestalte nicht die FAZ-bezahl-Archivpolitik.Beschwerden an F. Schirrmacher.
Gar nichts will ich Dir sagen. Ich grübel nur über die FAZ nach. Schließlich habe ich jetzt ein ProbeAbo der FAS. Für den Freitag brauch ich neuerdings nur noch 10 Minuten pro Woche, für die FAS immerhin noch 30 Minuten. Aber wenn die noch nicht mal ne Ministerliste richtig zusammengestellt bekommen, kann man dahin auch nicht wechseln.
Hm, die Welt geht unter... Jedenfalls meine...
HL
Der Sinn der Schule ist die Beförderung der bürgerlichen Ideologie. Der Sinn der Eliteschulen ist das Weitergeben von Herrschaft. Der Sinn der Antischulbewegung ist die Förderung der Menschheit. Lernen ist relativ, systemisch.
"Hm, die Welt geht unter... Jedenfalls meine..."
Nee, nee, du hast noch viele tolle Jahre vor dir.
Freitag in 10 Minuten? Da gibts zwei Möglichkeiten: Du bist der totale Überflieger odr du behauptest, dass da fast nichts drin steht, was sich lohnt zu lesen????
Gruß BW
In den wolkigen Sphären ist da etwas dran, was du schreibst. Auf dem Boden des Alltags ist das alles deutlich komplizierter, facettenreicher, rhizomatischer. Mit dem simplen Hinweis auf "bürgerliche Ideologie" ist da wenig zu gewinnen.
Gruß BW
Du hast natürlich recht. Und eine "gute Schule" für alle, ungliedrig, finde ich auch wichtig, und soll gemacht werden. In der arbeitsteiligen Gesellschaft ist meine Aufgabe aber, Einwürfe wie obige zu werfen.
Und die sollen ja nicht im Wege stehen.
Vielmehr andere aufmachen ..
Bildungswirt, da muss ich dir mal auf die Schulter klopfen. Bestimmte Grundfertigkeiten wie Rechnen, Lesen, Schreiben, die Voraussetzung für weitere Bildungsmöglichkeiten sind, müssen erst mal gepaukt werden. Da spielen Gesellschaftsentwürfe eher eine untergeordnete Rolle.
Dass bestimmte Privatschulen, in denen sich die Kinder der selbstbestimmten Elite wieder treffen, ein Bewusstsein für Stil und Status zu vermitteln in der Lage sind, ist eher nicht zu bestreiten. Was in diesen Einrichtungen (insbesondere in Internaten) mindestens so bedeutungsvoll ist, sind die sich anbahnenden Beziehungen für den späteren beruflichen Werdegang. Dass Du da auf die FDP setzt, wundert mich doch ein wenig.
Es wird weniger, was ich als interessant empfinde. Und der Blickwinkel hat sich verschoben, aber das wäre wohl ein anderer Blog.
HL
@Rainer Kühn
von der "ungliedrigen Schule", besser Einheitsschule sind wir weit entfernt. wer will diese wirklich?
Realistisch wird es in Zukunft ein zweigliedriges SChulwesen geben.
Gymnasium einerseits und "neue Schule" (Stadteilschule, Verbundschule...viele verschiedene Namen) andererseits. Auch über die zweite Form wird man bis zum Abitur kommen können. Das wäre historisch ein Fortschritt.
@Achtermann
"Schulter klopfen"? - warum nicht. Nur von pauken rede ich nicht. Sinnvoll wäre eine gezielte Förderung von Sprachkompetenz und Internetkompetenz. Da hapert es in der Schule gewaltig. Web 2.0 ist immer noch ein Fremdwort.
"Auf FDP setzen" - hm, das liegt hier im konkreten Fall daran, dass die FDP die Kultusministerin stellt.
Was meinst du zu meinem Blog-Entwurf des Kultusministeriums? Wundert mich, dass das bisher niemand aufnimmt?
@chryselers
Kann ich gut nachvollziehen. Wäre wirklich ein eigener Blogbeitrag (von dir?).
Nur hier ging es um eine ganz konkrete Problemlösung im Interesse der Schüler, Lehrer und Eltern.