oder: Jakob Augstein will Wurzeln schlagen
"Die Sensation in der Kulturszene, eine Familiengeschichte, wie sie Autoren lieben" berührt die aufgeregten Gemüter der Republik . Nein, nicht das Verlegerprojekt „Der Freitag“ als eine große Erfolgsgeschichte mit demnächst 80.000 Abonnenten, nein, ja: das Bedürfnis nach Sozialklatsch und Selbstenthüllung. Wer war denn mit wem gelegentlich im Bett der besonderen Art und versteht sich dennoch mit allen anderen ganz prima? Normalerweise schweigt man da und freut sich über seine Privatheit. "Ja, Jakob Augstein ist mein Sohn. Er ist wunderbar. Es war sein gutes Recht, sich zu outen." (Martin Walser). Gut, jetzt ist es eben raus, nachträglich: Gratulation zur doppelten Vaterschaft, sagt der Vater zum Vater.
Gern hätte ich gelesen: Nach langem kreativen Grübeln in der journalistischen Kräuterküche habe ich die richtige Mixtur für die Freitag-Story gefunden. Bekannte und weniger bekannte Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Blogger, Industrielle haben mir geistig und finanziell geholfen, damit sich die Freitag-Wucht ab 2010 voll entfalten kann. Der Freitag, DAS kritisch-kreative Meinungsmedium, das die Republik aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die Zeit von Süddeutsche und Zeit als linksliberale Organe ist abgelaufen: "Sie sind in die Mitte gerückt; sie sind längst Teil des Mainstreams, und der ist nun alles andere als linksliberal. In politischen Kategorien gesprochen müsste man sagen: Schwarz-Grün". "Aber wenn der Freitag ein politisches Projekt hätte, wäre es das rot-rot-grüne." (Augstein)
Das ist doch Klartext, nicht nur „irgendwie links“. Das ist der kleine Traum vom realistisch angepassten Modell linker Politik ab 2013.
Gern hätte ich gelesen: Da fehlt nur noch ein großer Schuss heiter anarchistisch-libertärer Substanz im politischen Kochrezept. Ein Schuss direkt-demokratischer Piraten-Freiheit. Sozialdemokratische Binnenschipper und grüne Badewannenkapitäne gibt es in der Hauptstadt genug. Piraten lieben das Segeln auf offener See. Vielleicht lese ich demnächst von JA etwas zur Notwendigkeit seiner Piraten-Freiheit, vom Aufbruch gegen den staatlichen Schnüffelwahn, von seinen Träumen zu Open Access und Freitag für alle, damit ich ausrufen kann: Ja, da bin ich auch gern einmal linksliberal.
Kommentare 14
Hallo BW, Du hast ja in Erinnerung, dass ich den pirates mit gewisser Skepsis gegenüber stehe, aber anarchistisch-libertär klingt schon mal gut, jedenfalls kann man damit Leute ärgern...
Lass es Dir gut gehen!
Lass die Piraten erstmal bei Gibraltar aufs offene Meer hinaus segeln. Mit reicher Erfahrung werden sie zurückkommen. Rechtzeitig vor der Bundestagswahl 2013.
Ansonsten: dito, lass es dir gut gehen.
Den Verkauf am Kiosk verdreifachen ist jedenfalls schon mal gut. Den "Piraten" wird die Obsession mit der "Sicherheit" der Volksparteien nützen, aber ob das dem Freitag nützen wird bezweifele ich.
Ein gesunder Zweifel ist immer gut.
Lieber BW,
ohne diesen Blog wären mir die Verwandtschaftsververhältnisse von JA verborgen geblieben. Die finde ich nämlich viel interessanter als die Piraten.
Zu den Ähnlichkeiten der Väter und des Sohnes untereinander:
Die Mutter hat Geschmack. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Väter sich in Jugendjahren auch optisch irgenwie ähnlich waren.
JA selbst hatte Glück. 2 Väter von solcher Qualität! Und dann noch so eine Mutter! Na, da muss ja mal was aus dem Jungen werden...
"2 Väter von solcher Qualität!" - Wohl eher: zwei Männer von solcher Qualität als Väter. Ihre Vater-Qualitäten wird nur JA beurteilen können...
Okay, lassen wir die Piraten aus dem Spiel.
Sie stehen beim Thema "Verwandtschaftsverhältnisse" für mich für Freiheit, Demokratie und Schutz der Privatsphäre.
Ansonsten ist das alles JAs Privatangelegenheit, hingegen der Freitag und die Freiheit eben nicht.
Gruß BW
@ Meisterfalk
Und seine Mutter. Hast schon recht.
Vor allem wenn zeitgleich 1300 Abonnemente verloren gehen.
Vor allem wenn zeitgleich 1300 Abonnenten verloren gehen. Aber gute virale Marketingkampagne möchte man fast sagen.
aber Hallo BW,
mit deiem text kommt ja wie verhext, mit der Brise Deiner Piraten Prise, samt kaperbrief, richtig Wind auf.
Andere meinen allerdingst irrtümlich, wenn sie aufkommenden Wind in ihen gesichtzügen spüren, das sei die Große Freitags Kreuzfahrt (GFKF).
Jakob Augstein steht wohl immer noch vor der Frage:
"Fahre ich mit meiner fliegenden Familien Patchwork Teppich Geschichte als fliehendes Walser Pferd "Up and Away!" mit den katapultierten Freitags Printauflagen unterm bunten Boulevard Regenbogen Schim in das Burda- Land der schwarzen Zahlen davon, oder nicht?
pappelapapp.
Übrigens,
was hälst Du von meiner Freitag Politkarena Frage:
"Braucht Deutschland eine Günter- Gaus- Medien- Alademie?"
tschüss
JP
siehe zu JA und Boulevard auch meinen Freitag Blog- Beitrag:
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/jakob-augstein-in-die-faenge-des-boulevard-der-zeit-gewuchtet
tschüss
JP
übrigens, was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?, einmal die Walser/Augstein- Familien- Saga, einmal das "JA, bin ich gern einmal linksliberal?
siehe auch:
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/gottes-humor-offenbart-benedikt-xvi-wie-walser-vaterschaft
tschüss
JP
Habe zurzeit viel um die Ohren, der Freitag läuft so nebenbei.
Ich schau mir aber deine Textschraubungen und Assoziationsfeuerwerke an ...
Beste Grüße
BW