Montenegro hat Zukunft!

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Ganz Montenegro hat eine touristische und ökologische Perspektive in Europa - Ulcinj, die südlichste Stadt in Montenegro, könnte eine ganz besondere Solar-Perle an der Adria werden

Zukunft für Ulcinj

Vision – Herausforderung – Analyse

Change the way of Ulcinj 2011 – 2015

26 Thesen zur Diskussion:

Ulcinj hat ein riesengroßes Potenzial:
Intelligenter Tourismus & vorausschauende Ökologie könnten zentrale Markenzeichen der Stadt, der ganzen Region sein. Das Potenzial ist nicht mal im Ansatz ausgeschöpft.

Jede Vision, jede Veränderung beginnt im Kopf. Leidenschaft und Begeisterung (passion and enthusiasm) sind die Antriebsmotoren. Visionen und Analysen sind in jedem Alter möglich. Sage keiner, er sei zu alt oder zu jung.

Jammern ist nur Ablenkung von der eigentlichen Herausforderung, ein Ablenkungsmanöver.
(Moaning is nothing but a diversionary tactic)

Die größten Stolpersteine (stumbling blocks) liegen nicht auf neuen, sondern auf alten Wegen.

Ulcinj sollte nicht alte Tourismus-Rezepte kopieren wollen, so wie Montenegro eben nicht Spanien oder die Türkei ist. Montenegro braucht einen eigenen neuen Weg.

Die Flucht in alte Geschichten eines blühenden Tourismus der 80er Jahre („ja, wir hatten gute deutsche Gäste“) bringt gar nichts. Sie fordern höchstens zum Gähnen oder Jammern auf. Die Welt hat sich merklich verändert.

Ulcinj hat keine großen Hotels – na und? Es geht nicht um Reichtum von einer kleinen Gruppe mit enormen Auslandskapital im Rücken, sondern um Wohlstand für viele, für die Einwohner von Ulcinj.

Ulcinj sollte auf kleine Hotels und private Appartements/ Pensionen mit gutem Standard setzen. Die Anbieter sollten kooperativ vernetzt sein. Die Überkapazitäten im Billigsegment (5 Euro pro Übernachtung und Person/ schlechter Standard) sind zügig abzubauen.

All-include-Angebote führen in die Sackgasse, sprechen die falschen Zielgruppen an. All-include ist der Tod der einheimischen Gastronomie.

Wer in den deutschen Tourismusmarkt vordringen will, muss eine Zielgruppenanalyse durchführen. Welche soziokulturellen Milieus an deutschen Gästen will man haben? Welche Infrastruktur und welchen Standard stellt Ulcinj zur Verfügung? Anbieter und Nachfrager müssen zueinander passen. Nur so kann Kontinuität und qualitativen Wachstum hergestellt werden. Die beste Saison für deutsche Gäste sind die Monate Mai/Juni und September/Oktober. Juli/August funktioniert nur in Ausnahmen, da die Stadt übervoll mit anderen Gästen ist. Qualitative Veränderungen im Juli/August sollten aber mitbedacht werden. Was kann sofort geändert werden? (Verkehr, Lärmbekämpfung, Sauberkeit, Touristeninfos, Kultur, ...)

Jede Investition, jede Marketingstrategie muss sich auf eine differenzierte Zielgruppenanalyse stützen. Allgemeine Werbeaktionen sind Geldverschwendung. Sie kommen beim Abnehmer nicht an. Jede Werbemaßnahme, jeder Imagefilm „Ulcinj is beautiful“, jede Homepage im Internet, im TV, im Kino jeder Flyer etc. sollte zielgruppenorientiert sein. Nur Speisen auf den Tisch zu schütten, machen noch kein Gericht, das schmeckt und bekömmlich ist.

Ulcinj hat vom Potenzial her als Hauptzielgruppen das sog. deutsche Selbstverwirklichungsmilieu: politisch liberal, weltoffen, unkonventionell, ökologiebewusst, bewegungsorientiert, auf Individualität ausgerichtet. Hier ist eine tiefgreifende Analyse durchzuführen.

Es muss nicht alles perfekt sein, aber vieles gut. Der Tourist sieht die gelungene Improvisation, das Bemühen um den richtigen Weg.

Wer alleine geht, kommt nicht ans Ziel. Nur gemeinsam kann ein Aufbruch gelingen: mit der richtigen Vision, mit Beharrungsvermögen, etwas Geld und einer großen Portion Solidarität. Hier sollten neue Allianzen „Tourismus und Ökologie“ ausprobiert werden, auch über politische Parteigrenzen hinweg. Das Großthema „sanfter Tourismus“ ist für Ulcinj existenziell, deshalb sollten viele über ihren Schatten springen.

Wie berechtigt die Kritik an der Politik in Podgorica auch sein mag, so wenig sagt das über das eigene Versagen, das eigene Tun und Lassen. Hier ist Wahrhaftigkeit gefragt.

Das Haupttransportmittel des Tourismus ist das Flugzeug. Die monopolistischen Preise (z.B. Frankfurt -Podgorica) sind viel zu hoch. Im Vergleich zu Spanien und Italien liegen diese um 300% (!!!) über dem Durchschnitt. Das ist die Strangulation der montenegrinischen Tourismusbranche, von Ulcinj über Budva bis Kotor. Die Preise müssen fallen, Wettbewerb der Fluggesellschaften angeschoben werden. Dennoch sollte in der Übergangszeit jetzt schon über Alternativen nachgedacht werden.

Vision: „ Ulcinj – the green and clean city.“ Tourismus und Sauberkeit der Stadt, insbesondere der Strände gehören zusammen. Hier ist JEDER auch ganz PERSÖNLICH gefragt. Die Stadtverwaltung kann das nicht alleine lösen. Sauberkeit ist ein gemeinsames Kapital. (Allein zehntausende Zigarettenstummel und Müll am kleine Stadtstrand sind eine Zumutung! Nachhaltige Aufklärung und konkrete praktische Aktionen des „green and clean“ sind immer wieder durchzuführen)

Solarenergie ist die Zukunft; umweltbewusst, sauber, effizient in der neuesten Technologiestufe. Das wissen inzwischen schon die Kinder. Ulcinj sollte bis 2020 die Solarstadt an der Adria werden, 1000 Installationen auf den Dächern. Der Einkauf mit bis zu 50%-igen Rabatten kann nur organisiert in Paketlösungen erfolgen. Einzelaktionen sind zu kostspielig und rechnen sich kaum. Strukturähnlich kann auch von Windkraft als Zukunftstechnologie in der Region gesprochen werden.

Deutsche Firmen sind im Bereich der Solarenergie- und Windkraft-Technologie einer der Marktführer. Effiziente Kooperationen können zeitnah hergestellt werden. Solarenergie sollte aber in eine „Ulcinj-Gesamtstrategie“ eingebettet werden.

Ähnliches gilt für einen so wichtigen Bereich wie der Steuerung des Verkehrs in der Hochsaison. Kostenfreie Busrouten in der Stadt (wichtig aufgrund der hügeligen Landschaft vor allem für ältere Touristen und Familien mit kleinen Kindern) wie Transfer hin zu Elektromobilität sollten auf die Agenda stehen. Der Strandbereich in der Stadt ist autofrei zu gestalten. Der Fußgänger hat Vorrang.

Ulcinj braucht den Aufbruch der Mutigen und Gerechten. Anpasser, Erbsenzähler, Egomanen haben nie etwas wirklich verändert. Sie laufen der Entwicklung immer hinterher oder verschlafen sie ganz. Mehrheiten können sich fundamental irren. Bedenkenträger tragen jeden gute Idee zu Grabe, blockieren sich selbst und andere. Mut haben heißt auch die schützende Sicherheitshöhle der Mittelmäßigkeit und Dumpfheit zu verlassen. (Welcome intelligent confrontation, welcome productive unconventionalists)

Die Jugend braucht eine Zukunftsperspektive. Bildung, Berufsausbildung und Motivation gehören zusammen. Hauptsächlich im Tourismus und in der Nutzung neuer Technologien (z.B. neue Berufe im Bereich der Solartechnik – Montage, Wartung, Service vor Ort) können gute Arbeitsplätze entstehen, dann rentiert sich persönliche Anstrengungen. Das sind die alten den jungen Ulcinjern schuldig. Sie sollten pragmatisch Verantwortung für die Zukunftsgestaltung übernehmen, nicht nur davon reden.

Wer nur in die eigene Tasche wirtschaften will, wenn möglich ohne Anstrengung, hat die Grundlagen des Gemeinwohls nicht verstanden. Er kann kurzfristig ein paar Euros verdienen, langfristig ist das eine Sackgasse.

Bevor man nur einen Euro ausgibt, sollte klar sein: Was ist der Ulcinj- Spirit? „Wer wollen wir sein, nicht was wollen wir haben.“ Der finanzielle Erfolg kommt aus dem Spirit, nicht umgekehrt. Ohne Team kein längerfristiger Erfolg! Im Team sollte man solidarisch streiten lernen für die besten Konzepte. Herkunft, Nationalität, Religion dürfen hier keine Rollen spielen.

Macht ist zu allererst eine innere Haltung. Man IST eine Persönlichkeit mit hoher Integrität oder will es werden. Die formale/politische Macht ist erst der zweite Teil. Jeder hat die Wahl, ob er über sich selbst hinauswachsen will – oder eben nicht. Jeder kann wählen, abwählen oder sich wählen lassen. Eine Vision, die zur Mission wird, kostet im Werden kein Geld.

Ulcinj hat das Potenzial einer Vorzeigestadt von modernen sanften Tourismus und vorausschauender Ökologie zu werden. Es kommt darauf an, es zu nutzen.
Die gefühlsmäßige Ahnung, dass die Zeit reif ist, wird in Ulcinj gespürt. Aufbruch ist das Gebot der Stunde.

Ulcinj und Frankfurt am Main, September 2011

Dr. Michael Miller

(Wer sehr preiswert testen will, hier: www.montenegro-erlebnis.de

Wer in der Stadt diskutieren will, findet vielfältige Möglichkeiten. Deutsche "Experten" (Tourismus, Kulturaustausch, Bildung, Ökologie, Stadtplanung, Verkehr, Abwasser) sind besonders gefragt!




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Geschrieben von

Bildungswirt

Bildungsexperte, Wissenschaftscoach, Publizist, Müßiggänger, Musiker

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