Jedesmal, wenn in einem Tatort oder Polizeiruf einer anfängt, sich als Gourmet oder Weinkenner zu outen, fange ich innerlich an zu zittern. Ich denke, nein, nein, nicht schon wieder, aber er tut’s natürlich doch, denn wir sind im deutschen Fernsehen: Er nimmt ein Weinglas in die Hand und er patscht es dergestalt an, daß er 5 fettige Fingerabdrücke auf dem Kelch hinterläßt, oder, noch schlimmer, indem er den Kelch in die hohle Hand nimmt, wie einen Cognacschwenker seligen Angedenkens (… das ist schon einen Asbach Uralt wert …).
Am Anfang dachte ich immer, aha, das ist der Mörder, er ist gar kein Feinschmecker und schon gar kein Weinkenner, er tut nur so, und auf diese subtile Weise wird er jetzt, für alle sichtbar, überführt. Aber leider: Überführt ist nur der Regisseur, als einer, der vom Wein und vom Weintrinken keine Ahnung hat. Wozu hat wohl der Glasmacher einen langen Stiel an das Glas gemacht? Damit man mit dem Teil beim innigen Zutrinken seinem Gegenüber die Augen aussticht?
Ach, noch was: Cognacschwenker sind auch out. Nur für den Fall, daß mal einer als Cognac-Kenner im Tatort auftreten soll …
Kommentare 4
Im Fernsehen hat sich ja so Einiges noch nicht herumgesprochen, zB. dass Gebären ziemlich lange dauert...
Da setzen die ersten Wehen ein, und schon herrscht Alarmstufe rot. Immer. Denn niemand weiß, ob Höchstgeschwindigkeit ausreicht, um die stöhnende Protagonistin, die schon kurz darauf die ersten Presswehen spielen muss, rechtzeitig im nächsten Hospital abzuliefern. Meist endet das Spektakel dann mit einer Sturzgeburt am Straßenrand, begleitet von einem glücklich abgekämpften Hobby-Geburtshelfer und staunenden ZuschauerInnen, die sich fragen, ob Regisseure eigentlich in ihrem Bekanntekreis keine Eltern haben...
und wenn einer im film ein taxi braucht, geht er zum straßenrand, ruft "taxi!" und dann hält eins ...
Vielleicht sind Clichés schon so eingebrannt. Hab schon gesehen das eine Rotweinflasche geöffnet wurde und der Wein dann sofort in Glas geschwappt wurde...
wenn der rotwein (noch) kein depot hat, warum nicht ...
mir ging es auch eher darum, daß durch solche falschen details die ganze filmfigur unglaubwürdig und damit nur noch komisch ist. einen weinkenner erkenne ich eben daran, daß er nicht nur irgendwelche großen weinnamen daherschwallt, sondern wie er mit dem wein und dem glas umgeht.
daß das in der realität viele leute nicht tun, weil sie es nicht besser wissen, ist ein anderes problem...