Liebe Buchverlage, habt den Mut zu komplizierter Literatur!

Meinung Die deutsche Buchlandschaft wird oft gelobt. Tatsächlich gibt es aber viel Betroffenheitsprosa und wenig verlegerischen Mut. Experimente wagen allein kleinere Independents
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2023
Liebe Buchverlage, habt den Mut zu komplizierter Literatur!

Grafik: Natalia Alicja Dziwisch für der Freitag

Zurecht wird die literarische Landschaft Deutschlands überall gelobt. Trotz aller Verwerfungen, die – von der Papierkrise bis zu Inflation – auf den Buchmarkt derzeit einwirken, produzieren die vielen hiesigen Verlage mit ungemeiner Ausdauer. Das häufig beschworene Glück dieser Unermüdlichkeit: Vielfalt! Aber hält diese Zuschreibung auch dem Realitätscheck stand? Wie plural fällt die Gegenwartsliteratur wirklich aus? Man muss nicht auf den routiniert seine Runden drehenden Rasenmäher eines Maxim Biller aufspringen, um alles in der zeitgenössischen Publizistik niederzureißen.

Und doch zeichnet sich in einer Hinsicht eine beklagenswerte Eintönigkeit in vielen Romanen unserer Tage ab, nämlich in der Stilistik. Immer wenige