Realität reicht nicht

Literatur Tomer Gardis zweiteiliger Roman „Eine runde Sache“ verbindet auf exzellente Weise Historie mit Fiktion. Dafür erhält Gardis 2022 den Leipziger Buchpreis
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2022
Realität reicht nicht

Illustration: der Freitag

Dass Tomer Gardi die Realität mit ihren schnöden Gesetzen reichlich wenig stört, lässt sich schon an seiner Sprache ablesen. Auf grammatische Korrektheit pfeift er. Weder stimmen im ersten Teil seines furiosen Romans Eine runde Sache Geschlecht noch Fall. Zudem werden Plural und Singular durcheinandergewirbelt, wie bei einem, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist. „Broken German“ nennt man das auf Neudeutsch. Wer hier also schreibt, will insbesondere eines: Entfesselung auf allen Ebenen.

Damit die Überwindung aller Konventionen beginnen kann, wirft der Autor seinen übrigens nach ihm benannten Protagonisten aus allen Ordnungen heraus und lässt ihn – in Anspielung auf den Anfang von Dante Alighieris Menscheitsepos Göttliche