Tribunale für alle

Theater Terror, Klimawandel, NSU: Auf den Bühnen werden Themen oft wie vor Gericht verhandelt. Warum eigentlich?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2022
Selten noch so gelacht: Ulrich Matthes als Adam heute im „Zerbrochenen Krug“
Selten noch so gelacht: Ulrich Matthes als Adam heute im „Zerbrochenen Krug“

Foto: Baltzer/Ullstein

Sei es die wegweisende Entscheidung zum Klimaschutz des Bundesverfassungsgerichts im vergangenen Jahr oder das eifrige Sammeln von Beweisen für Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen – Gerichte machen zunehmend Politik und die Politik verlässt sich immer mehr auf Gerichte. Analog zu dieser Bedeutungszunahme des Rechts steht auch das Gerichtsdrama an den Theatern hoch im Kurs. Doch welches Verständnis vom Verhältnis von Judikative und Schauspiel steckt hinter dieser Konjunktur?

Wer auf Verarbeitungen des NSU-Prozesses blickt, wird vor allem der durch die Medien betriebenen Sakralisierung der Gerichte gewahr. Tut sich die Politik mit der Aufklärung des Behördenversagens schwer, kommt Richtern und Staatsanwä