Wir sind es, nicht du

Theater Das Zeitalter des Individualismus war ein Versehen. In Enis Macis „Bataillon“ wird das Schicksal der Welt wieder von vielen gewoben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 07/2020

Ich. Und immer wieder ich. Wie der Soziologe Andreas Reckwitz in seiner Studie Die Gesellschaft der Singularitäten treffend analysiert, leben wir in einer Zeit des Hyperindividualismus. Alles ist auf das Ego zugeschnitten, das überall seine Besonderheit unter Beweis stellt: mit dem ganz exklusiven Urlaub oder dem unverwechselbaren Geschmackserlebnis. Und damit das auch alle sehen, werden die Events fleißig via Instagram inszeniert – ganz getreu dem Motto: Schaut auf mein Glück!

Macht das Theater diesen Hype mit? Erwartbar wären unzählige, nuanciert entwickelte Charaktere faustischen Schlags. Doch von ihnen keine Spur. Stattdessen triumphiert auf den Bühnen das Wir, samt austauschbarer Sprecherfiguren. Die Renaissance des antiken Chors steht dabei unt