Wo ist der Mut hin?

Zäsur Politisches Theater braucht nach dem Shutdown steile Thesen, Rabiatheit und unbequeme Themen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 47/2020

W as haben wir vom Schauspiel der letzten Jahre nicht alles gelernt: Dass man kein AfD- und Trump-Fan, kein Europafeind sein sollte. Zumeist geht dem zeitgenössischen Lehrstück folgende Choreografie voraus: Linksliberale Zuschauer besuchen das Stück eines linksliberalen Autors, um einander danach zu versichern: Wir sind die Guten, Applaus! Wer heute das sogenannte politische Theater besucht, betritt zumeist haltungsmäßige Komfortzonen, empfängt Botschaften, die auf einer schlichten Dualisierung der Welt beruhen – wir, die pluralistische Gesellschaft, gegen die Populisten da draußen.

Waren die Spektakel schon immer so aufrüttelnd? Spulen wir einige Jahrzehnte zurück, zu einer Zeit, als Zuschauer noch empört den Raum verließen, als