Jeder, der nicht wie ich, sich zu fein ist, auf die BILD-Online-Seite zu gehen, sollte sich mal diesen Artikel zu Gemüte führen. Ich gebe offen zu, dass ich nicht mit Althaus tauschen möchte. Der Mann hat eine Frau tot gefahren und die BILD-Reporter auf der Matte. Jetzt kommt noch hinzu, dass er mit den Hinterbliebenen noch ums Schmerzensgeld feilscht, aber angeblich hat er ja mit dem Mann der Getöteten ein freundschaftliches Verhältnis. Der Unfall lässt sich ja nicht rekapitulieren und er weiß gar nichts mehr davon. Auch möchte er nicht, dass ihm der Mann der Verstorbenen vergibt, sondern seine Frau. Gehts noch? Was hat die denn mit dem Tod einer Amerikanerin in Österreich zu tun? Der Ministerpräsident darf sich darüber bei seinem Hofberichterstatter darüber auslassen, was sich alles bei ihm zum Positiven verändert hat. Das schönste ist aber sein Schlusswort. Hier bekommen die Thüringer gezeigt, was für einen Pfosten sie als Ministerpräsidenten haben.
BamS: Herr Althaus, wenn Sie einen einzigen Wunsch freihätten...
ALTHAUS:...würde ich mir wünschen, dass sich Thüringen so erfolgreich weiterentwickelt wie in den letzten knapp 20 Jahren – zum Wohle der Menschen.
Nein, ist das noch zu glauben, der Mann wünscht sich nicht den Unfall rückgängig zu machen, er wünscht sich seinen Wahlsieg.
Aber schön ist auch dieser Satz, der wenig mit der vorangestellten Frage zu tun hat, sondern mehr nach Drohung oder Panik klingt, je nachdem wie man ihn liest:
BamS: Wie empfanden Sie die Reaktionen Ihrer politischen Konkurrenten auf den Unfall?
ALTHAUS: Linkspartei und SPD haben zugesagt, dass sie den Unfall im Wahlkampf nicht thematisieren wollen. Ich hoffe, dass das so bleibt.
Aber ich marschiere heute zum BILD-Interview und mache das Thema, weil ich sonst nichts vorzuweisen habe zum großen Thema. Wäre es nicht die BILD, sondern eine echte Zeitung oder Zeitschrift, sie hätte das Interview mit den Worten "wie beschädige ich mich selbst" überschreiben müssen. Mit diesem Interview hat er die anderen Parteien förmlich dazu eingeladen den Unfall zum Wahlkampfüberthema zu machen.
Wie naiv kann ein Mensch denn sein, dass er glaubt, mit seiner Menschenverachtung würde er noch bemitleidet werden und Wählerstimmen abgreifen? Bei dem Thema war wohl auch der BILD-Redaktion nicht ganz geheuer, deshalb findet man unter dem Artikel auch keine Kommentarfunktion, die Beileidsbekundungen für Herrn Althaus würden sich wohl in Grenzen halten. Vielleicht war ihm die BILD auch noch ein Interview schuldig und musste es abdrucken. Anders kann man sich so etwas nicht erklären, das ist selbst für die BILD zu unterirdisch.
Kommentare 3
bams hat ein herz für kinder und große tiere.
wahlkämpfer fischen gern im trüben. bams bietet dabei gern hilfestellung und sumpfige niederungen.
eine zensur findet nicht statt.
das marktgesetz: anything goes.
"Wie naiv kann ein Mensch denn sein ..." - nein, nicht naiv, eher berechnend, und dazu paßt auch ein hinweis in den www.nachdenkseiten.de/?p=4105#h27 von heute zu einer kampagne der jungen union: "Stoppt Ramelow". Die jungens und mädels wollen das ganz gewieft machen, nämlich ohne sich als CDU-anhängerschaft zu erkennen zu geben, eine kampagne, die dann durch die öffentlichkeit als allgemeiner volks-unmut übersetzt werden könnte ...
Aktuell möchte ich noch auf folgende heute gefundene beiträge betreffs Althaus und seine junge "kampfgruppe" (junge union) hinweisen, zum einen auf den www.nachdenkseiten.de/?p=4109#h11, zum andern im www.spiegelfechter.com/wordpress/591/die-wurstchentruppe-der-merkel-jugend-blast-zum-kampf. In sachsen hingegen, wo auch eine landtagswahl ansteht, schmücken sich fdp und cdu mit widersprüchlichen wahlversprechen. Die fdp fordert z.b. "steuern runter" und andernseits den ausbau von kitas und schulen - keine ahnung wie diese pauschale steuersenkungspartei das finanzieren will ...
Die cdu läßt auf einem großaufsteller verlauten "arbeitsplätze sind nicht mit links zu schaffen" - sie hat wohl völlig vergessen, wieviele arbeitsplätze sie selbst mit vernichtet hat, zuletzt tausende bei der chipfirma qimonda, wo die staatsregierung allzu zögerlich zu werke gegangen, das werk, für das einst viele steuermittel geflossen, zu retten ... Na gute nacht auch!