So ein Frontbesuch das hat doch schon was. Da kann man sich als kerniger Macher präsentieren, da muss man nicht im Anzug glänzen, da darf es dann auch mal der "rustikale" Kashmerepullover von Armani sein. Die Dame des zukünftigen Bundeskanzlers trägt dann auch ein eher einfacheres Jäckchen mit Pelzkragen und vor lauter Respekt gegenüber dem Glauben der Afghanen auch kein Kopftuch. Das schönste ist aber, das Reisegepäck in Form von unserer Lieblingsnervensäge Johannes Baptist Kerner! Ja, der Kerner, der bei dem man immer wegschaltet oder den Ton ausdreht, wenn er ein Fussballspiel moderiert, der fährt mit den Guttenbergs und zwei Ministerpräsidenten nach Afghanistan. Bestimmt war auch ein Kamerateam dabei und nicht nur die Hofschreiberlinge von der WELT. Da hat Gutti aber von unserem Gröfaz gelernt, man binde die Medien ein. Von Gleichschaltung wollen wir noch nicht reden. Nicht jede Zeitung steht Graf Gel unkritisch Gewehr bei Fuß.
Zentrale Themen der NS-Propaganda waren Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus mit dem eng damit verbundenen Antikommunismus, die Ideologie der Volksgemeinschaft und des Militarismus mit der Verherrlichung des kriegerischen Heldentums, das nationalsozialistische Frauenbild sowie der bedingungslose Führerkult um Adolf Hitler als Diktator.
Hallo Herr Guttenberg, haben Sie etwa auch bei wikipedia nachgelesen, wie sowas funktioniert? Gut das mit dem Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus streichen wir. Wie wäre es mit Antiislamismus? Die CSU ist doch ganz schön Anti, Antiausländer, Antiantiatom, antik ...
Das nationalsozialistische Frauenbild wird jetzt von ihrer "Technonudel" auch nicht gerade so extrem vertreten, dafür macht die in Afgahnistan bestimmt Jagd auf jungenfickende Mullahs. Oder etwa nicht? Vielleicht kann sie ja mal einen 20-jährigen in Frauenkleidern, der aber noch sehr knabenhaft wirkt, so einer Ältestensitzung anbieten. Da wäre was los in Afgahnistan.
"Zur Delegation zählt auch Johannes B. Kerner, der in Afghanistan eine Talkshow mit dem Verteidigungsminister und mit Soldaten aufzeichnen will". Reicht es nicht, dass Guttenberg schon am Samstag zu Gast bei Gottschalks Jahresrückblick war? Wie ich als konsequenter Verweigerer von solchem Stuss, den Medien entnehmen durfte. Er kommt bestimmt auch noch zu Kerner in den Jahresrückblick, da wird dann bestimmt ganz toll erzählt, wie sich die Steffi voll tapfer das Lager in Kundus angeschaut hat. Ob sie auch die Wache schiebenden Soldaten erwähnen, die sich vor Angst in die Hose machten, weil die Gefahr eines Angriffes natürlich besonders groß ist, wenn da der Verteidigungsminister nebst Gattin und zwei Ministerpräsidenten im Lager weilt. Ich fürchte aber, dass das Schlimmste noch kommen wird, die Talkshow mit Kerner und was die Schokostreusel auf dem Sahnehäubchen in der heißen Schokolade sein wird weiß ich auch schon: Steffi wird ebenfalls ihren unqualifizierten Senf zu dem Thema dazugeben dürfen.
Angeblich sei der Besuch des Lagers eine Herzensangelegenheit gewesen, man habe es auch den Kindern erklärt, dass man denjenigen, die nicht mit ihrer Familie Weihnachten feiern können, wenigstens eine frohe Weihnacht wünschen würde. Das ist reine Propagandabigotterie. Es ist pervers, wenn die Soldaten da gute Miene zum bösen Spiel machen müssen. Die Soldaten dürfen Weihnachten nicht mit ihrer Familie feiern, weil seine Heiligkeit Karl-Theodor zu Guttenberg sie nicht heimholt. Es hätte echte Größe gehabt, wenn sie sich an Heiligabend zu den Soldaten ins Feldlager gesetzt hätten und einen Glühwein ausgegeben hätten. Da hätte man meinetwegen auch ein Pressefoto von raushauen können. Aber so etwas kann man wohl von den zweien nicht erwarten. Schließlich hat man ja noch zwei Kinder zuhause. Man möchte allerdings den Guttenberg-Kindern genausowenig wünschen, wie den Kindern der Soldaten, dass der Papa an Weihnachten in Kundus sitzt. Sie können nichts für ihre ekelerregenden Eltern. Noch weniger können sie für die ekelerregenden Medien, die sich ohne Widerstand in diesen Propagandaapparat einspannen lassen, der offenischtlich nur ein Ziel kennt, die Inthronisation Karl-Theodors des Ersten.
Geht Steffi zu ein paar armen ausgebombten Afghanenfamilien und bringt den Kindern was zum Spielen oder eine neue Krücke für die Tochter, die auf eine deutsche Landmine gelatscht ist. Ach, was schreib ich, der Zynismus wäre ja noch unverschämter, vorallendingen wenn dann noch so ein Springer-Fotograf dabei wäre.
Das was dann aber auch einen als Gegner seiner Fettigkeit wieder Hoffnung schöpfen lässt, ist die Tatsache, dass z.B. bei Welt-Online die Leser das ganze platte Spiel durchschaut haben. Einzig und allein der gebriefte Welt-Zensor lässt die ärgsten Auswüchse zeitig verschwinden. Es scheint ein gewisses "Jetzt reichts aber mal mit den Guttenbergs" - Gefühl sich breitzumachen. So richtig findet ihn ja kaum noch einer toll. Ich glaube, dass ist auch der Grund, weshalb seine Frau ihm in dieser "Herzensangelegenheit" beiseite stehen wollte. Die schon in Sichtweite geglaubte Regentschaft seiner Durchlaucht steht wohl mehr als auf der Kippe. Denn die größte Hürde können sie auch mit noch soviel Propaganda nicht überwinden. Sie sind Bayern und er in der CSU.
http://www.cartoonbrew.com/wp-content/uploads/nelson-muntz.jpg
Beides geht nur wenn die CDU nichts mehr zu verlieren hat, als Kanzlerkandidat durch.
Das ganze journalistische Trauerspiel gibt es übrigens hier.
Am Ende bleibt die Frage: Wer bezahlt so einen Kurzurlaub mit Hoftalkmaster?
Kommentare 10
Der Krieg wird auch in den Köpfen gewonnen. Und da ist es notwendig, schöne Bilder zu vermitteln. Die Bilder von den embedded Journalists von dpa erinnern irgendwie an eine schöne Safari, das soll wohl das "Out of Afrika"-Gefühl vermittelt werden.
Mal schauen, ob Frau von Guttenberg sich in Afghanistan auch um die vom Krieg massakrierten Kinder kümmert. Das wird sicherlich das Hauptthema bei Kerner sein. Wie ich diesen knallharten Investigativjournalisten kenne, wird er Frau Guttenberg sicherlich Bilder von durch Uranmunition entstellter Kinder vorlegen und mit einem RTL-Team auf die Suche nach den Verantwortlichen gehen. Das läuft dann sicherlich zur besten Sendezeit unter dem Titel: TATORT Afghanistan bei RTL 2.
Bezeichnend, dass auf der Fotoserie der WELT zu der Reise fast nur Fotos von der Steffi zu sehen sind. Die Fotoserie wurde leider erst nachdem ich hier schon angefangen hatte von WELT-Online hochgeladen.
Hier noch ein Link zu einem Interview mit Frieder Wagner, einem mit dem Grimme-Preis ausgezeichenten Journalisten zum Thema Uranmunition. Seine Dokumentation zu diesem Thema fand bisher keinen Filmverleih.
Wunderschön, wie "staatstragend" die Süddeutsche über den Besuch von Steffi und Gutti in Deutschsüdwest... äh Afghanistan berichtet.
Richtlinien der Zensur II (1914)
1. Ein Zweifel an der nationalen Gesinnung und Entschlossenheit irgendeines Deutschen, einer Partei oder Zeitung wirkt in hohem Maße nachteilig, weil er den Eindruck der deutschen Einheit und Energie beeinträchtigt.
2. Der deutsche Sieg bedeutet für viele fremde Völker die Befreiung von russischer Despotie und englischer Welthegemonie und nicht Unterdrückung. Es muß unserer Sache schaden, wenn deutscherseits eine gegenteilige Ansicht zum Ausdruck gebracht wird.
3. Die Sprache gegenüber den uns feindlichen Staaten kann hart sein. Eine beschimpfende, den Gegner unterschätzende Tonart aber ist kein Zeichen von Kraft. Die Reinheit und Größe der Bewegung, die unser Volk erfaßt hat, erfordert eine würdige Sprache.
4. Die im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers von dem Reichskanzler geleitete auswärtige Politik darf in dieser kritischen Zeit, die über ein Jahrhundert entscheidet, durch keine offene und versteckte Kritik gestört und behindert werden. Zweifel an ihrer Festigkeit zu äußern, schadet dem Ansehen des Vaterlandes. Das Vertrauen in sie muß gehoben und darf ebensowenig erschüttert werden, wie das Vertrauen in die militärische Führung.
5. Aufforderungen zu barbarischer Kriegsführung, Vertilgung fremder Völker sind abstoßend; die Armee weiß, wo Strenge und Milde zu walten hat. Unser Schild muß rein bleiben. Ähnliche Aufforderungen der feindlichen Hetzpresse sind für ein gleiches Verhalten unsererseits keine Entschuldigung.
Quelle: Schreiben des preußischen Kriegsministeriums an die Militärbefehlshaber: Übermittlung und Erläuterung der Ergänzungen des Merkblattes für die Presse, 9. November 1914, Bundesarchiv/Militärarchiv, Freiburg i. Br., MA/RMA, Nr. 2049, XVII. 1. Mai 1933, Bd. 1, Abschrift.
„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“
Kaiser Wilhelhm II in seiner Thronrede am 14. August 1914 vor dem Reichstag.
Aus Wikipedia: Karl Liebknecht.
Führer, befiehl! Wir folgen dir bis in den Tod!
Das Schema funktioniert doch immer wieder.
Ach und noch ein schönes vom Propagandaminister persönlich:
During a war, news should
be given out for instruction
rather than information.
(leider nur auf englisch gefunden)
aber nun sagt doch mal ganz ehrlich:
wenn der sogar seine frau mitnimmt
dann kann's in a-stan doch nicht sooo schlimm sein
oder?
Ken Barbie: Liebesgrüße aus Masar-i-Scharif
Den Katzen einer Bekannten schlage ich periodisch vor: Katzenbraten zu Weihnachten! :-)