Warum ich die Linke immer besser finde...

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Just my 2 Cents:

Ich bin momentan noch eher auf dem Piratentrichter. Aber neulich beim ZDF-Sommerinterview, als mich dieser nervige Interviewer Peter Frey und der zwar wie immer polternde, aber gleichzeitig auch kompetente Oskar Lafontaine schwer unterhalten haben, da hat mich doch wieder das soziale Gewissen stärker gepackt. Ich muss sagen, manchmal hatte ich so meine Probleme mit dieser abbügelnden Art von Lafontaine, aber warum soll man nicht sagen, dass eine Frage dämlich ist, auch wenn sie vom ZDF gestellt wird? Klaus Kinski konnte damit ganze Talkshowsäle auf seine Seite bringen. Bei ihm liebten es die Leute. Liegt es vielleicht daran, dass in Deutschland ein Politiker immer Besonnenheit signalisieren soll? Diese Besonnenheit wird anscheinend nur durch Langsamkeit und braves Beantworten von blöden Fragen transportiert. Das es auch anders ging, hat Joschka Fischer jahrelang vorgemacht. Er war immer launig, wenn ihn Fragen nervten. Auch Kohl war bei einigen Journalisten gefürchtet, Strauß ebenso. Aber heute funktioniert so etwas anscheinend nicht mehr. Ein Politiker der Rückgrat beweist und zu seinen Ansichten steht, wird als Spielverderber wahrgenommen. Ach, der Lafontaine ist doch immer so laut. Er hat doch auch allen Grund dazu Wie würden sie denn reagieren, wenn sie feststellen müssten, dass genau das, was sie vor Jahren schon prophezeit haben auch genau so eingetreten ist? Aber niemand hat auch nur den Anstand es zuzugeben, aus lauter Angst davor, einem Mitglied (und dazu noch diesem Mitglied) der Linkspartei rechtzugeben. Stattdessen wird genauso weiter gemacht, wie bisher. Bloß nicht regulieren, das könnte ja Arbeitsplätze in der Bankenbranche kosten. Die Deregulierer schlagen doch schon wieder zu, zumindest verbal. Die neoliberalen Spinner machen doch schon wieder mit Forderungen nach Deregulierung und Abschaffung aller sozialen Errungenschaften auf sich aufmerksam. Ehrlich gesagt, genau davor ist mir Angst und Bange. Wenn im Herbst am 27. September die FDP das Ruder in der Wirtschaftspolitik übernimmt, dann möchte ich am liebsten auswandern. Diese Verbrecher an der sozialen Marktwirtschaft (die wir längst nicht mehr haben), sollen wieder das Sagen haben. Die Deutschen sind für einen Mindestlohn! Die Deutschen sind in der Mehrheit auch für die Abschaffung der härtesten Hartz-IV-Regeln! Wen wählt die Mehrheit der Deutschen? Genau die, die alles noch schlimmer machen wollen. Die FDP kündigt das ja auch schon vorher an. Die Idee des bewaffneten Widerstandes gewinnt da eine ungeahnte Attraktivität, man kann ja auch sicher sein, dass wenn man neben die Bombe ein paar Seiten aus dem Koran dazulegt, es einen dann nicht treffen wird. Dann werden halt in Afgahnistan noch ein paar Soldaten mehr verheizt, noch etwas, wogegen die Deutschen in einer überwältigenden Mehrheit sind. Es gibt auch nur eine Partei, die genau diese Forderungen glaubhaft vertritt. Es ist die LINKE. SED-Nachfolgepartei, das interessiert mich höchstens aus historischen Gründen, die Deutschen hat ja auch nie interessiert welche alten Nazis wieder an der Macht und in den Behörden saßen. Ausserdem finde ich, dass sie sich sehr glaubhaft von jeglichen SED-Ideologien vom Aufbau eines neuen Unrechtsstaats distanziert haben. Etwas womit der Herr Oettinger bis heute so seine Schwierigkeiten hat, wenn es um die braune Vergangenheit ehemaliger Ministerpräsidenten geht.

Ich kann und will mich nicht damit abfinden, dass die FDP wieder das Sagen haben soll in Deutschland. Wir wissen alle, dass es schlimmer kommen wird, ausser für die sogenannten "Leistungsträger". Das Wort ist für mich das größte Verbrechen an der Krankenschwester im Nachtdienst oder den Maschinenschlosser, der sich um seine Familie durchzubringen, von einer Leiharbeitsfirma versklaven lässt. Was heisst das denn? Leistungsträger, damit meint Westerwelle die Menschen, die besonders viel Geld anhäufen, die Unternehmen führen, die Manager, die ihre Kinder auf die "European Business School" schicken, damit sie später ebenfalls mal Bullshitgeneratoren werden können. Der weiß doch gar nicht, dass auch jemand den Laden putzen muss, den er gerne steuerbefreien würde. Was die Putzfrau verdient interessiert die von der FDP überhaupt nicht, oder erst, wenn es um Einsparungen geht. Oh, wir haben 20 Putzfrauen, die verdienen 5,50 die Stunde. Da können wir was einsparen, die müssen jetzt für 5 Euro die Stunde arbeiten. Prima Herr Meier, für diese tolle Idee erhalten sie 5000 Euro mehr im Jahr.

Menschen ausbeuten wird belohnt, und so kann es nicht weitergehen. Was muss denn eine Arbeitsstelle für den Mitarbeiter bieten? Egal was für eine Position er inne hat. Wenn er Vollzeit arbeitet, dann muss er davon leben können. Es kann nicht sein, dass er für seine Kinder und sich selbst die Klamotten in der Kleidersammlung zusammensuchen muss und Urlaub im Schrebergarten der Oma gemacht werden muss. Es muss eine Grundsicherung und oder einen Mindestlohn geben. Das hat etwas mit der Achtung vor menschlicher Arbeitsleistung zu tun, ausserdem gibt ein Arbeitnehmer Lebenszeit, etwas Unbezahlbares an den Arbeitgeber und bekommt damit nicht mal ein vertretbares Leben ermöglicht.

Ich bin für einen Mindestlohn, für mehr Kindergeld und für eine besser Ausstattung der Schulen. Es klingt zwar pathetisch, aber es muss ja deswegen nicht falsch sein. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern können wir unsere Kinder gleich auf die Straße setzen und ihnen eine Knarre in die Hand drücken. Irgendwann werden wir wieder im absoluten Kapitalismus leben und es zählt nur noch das Recht des Stärkeren, dass des Reicheren zählt ja heute schon.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

bkhdk

Ich finde es wird von Tag zu Tag schlimmer...

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