Warum ich Dolph Lundgren gut finde...

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ich möchte hier mal eine Lanze brechen, für den B-Film. Als Beispiel sei hier Dolph Lundgren erwähnt, der in den Achtzigern (Rocky IV, Masters Of The Universe) und Anfang der Neunziger (Universal Soldier) den einen oder anderen Achtungserfolg in den Kinos verbuchen konnte. Anschließend kamen noch einige Videothekenhits und der Film "Vernetzt - Johnny Mnemonic" nach William Gibson, in dem er einen durchgeknallten Priester spielen durfte. Es gibt Leute die behaupten, er sei das Beste an dem ganzen Film gewesen, in dem immerhin Keanu Reeves die Hauptrolle spielte und eine Reihe weiterer Stars, wie Takeshi Kitano, Udo Kier, Ice-T, Barbara Sukowa(!) und Hardcore-Legende Henry Rollins (die Musik, nicht die Pornos!) sich die Ehre gaben. Das bescherte ihm dann den endgültigen Absturz in die Untiefen der C-Film-Klasse, was jetzt finanziell nicht das Ende bedeuten muss, so hat er wohl, wenn man der IMDB hier glauben kann, immer noch das ein oder andere Milliönchen pro Film verdient. Allerdings sind diese Filme größtenteils selbst für den gestählten Trash-Enthusiasten nur bedingt konsumabel, da sie das größte Problem haben, dass ein Film haben kann, sie sind langweilig. Ein Film kann schlecht sein, er kann voll von Dilletantismus sein, aber er kann Spaß machen, wenn er nicht langweilig ist. Aber John Woo holte ihn noch mal für einen großen TV-Film vor die Kamera, den leider nicht sehr gelungenen "Blackjack". Danach ging es wieder direkt in den Keller der Videothekenfilme, es folgten Gurken, wie "Jill Rips", "Direct Action", "Storm Catcher", die man alle nicht gesehen haben muss (ich selbst kenne die Wenigsten dieser Werke). Aber irgendwann 2005 bin ich wieder auf den guten Schweden aufmerksam geworden. Mein Bruder und ich haben ihn als He-Man in der recht abgedrehten "Masters Of The Universe"-Verfilmung geliebt. Ein Film, bei dem fast alles richtig gemacht wurde, der sich nicht zu blöd war, namhafte Darsteller, wie Frank Langella in riesige goldfarbenen Kostüme zu stecken, der hemmungslos bei "Krieg der Sterne" geklaut hat und einfach bis heute Spaß macht. Also Jahre später lese ich irgendwo im Internet, dass Dolph Lundgren als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion tätig geworden ist. Er hat in Russland einen kleinen dreckigen Rache-Thriller namens "The Mechanik" gedreht. Aber der Witz ist, normalerweise wird Sankt Petersburg gezeigt und die Einblendung sagt: "New York", er hat diesen Film in Sankt Petersburg spielen lassen und er zeigt auch die Armut der Menschen in Russland, man sieht immer wieder die armen Gegenden und die sich abrackernde Bevölkerung. Lundgren selbst hat sich hier die Rolle eines ehemaligen Speznaz-Mitglieds auf den Leib geschrieben, der in einem kleinen dreckigen Dorf eine Autowerkstatt betreibt, dort geht ein Drogendeal schief und seine Familie stirbt bei der Schießerei. Um er kurz zu machen, er siedelt in die USA über und bekommt Gelegenheit zur Rache in Russland. Eine Preis für eine innovative Handlung gewinnt der Film sicherlich nicht, aber er ist einfach top inszeniert, Lundgren hat offensichtlich sich genau angeschaut, wie man es nicht macht. Der Film ist nicht langweilig, aber er hetzt auch nicht von einer Schießerei zur nächsten. Die Action ist direkt, es wird nicht im Off gestorben, Lundgren hält drauf, wenn die Pumpgun trifft. Das hat zur Folge, dass es in Deutschland von diesem Film drei Versionen gibt. Die empfehlenswerte ungeschnittene Fassung mit "SPIO/JK"-Freigabe, das heisst der Film ist strafrechtlich unbedenklich, einen mit einer "FSK-KJ", also einer ab 18-Kaufhausversion und eine ab 16-Fassung, die man tunlichst meiden sollte. Der Film hat unter Lundgrenfreunden einen echten Begeisterungssturm losgelöst, was ich nachvollziehen kann. Selten war ein Actionfilm so straff inszeniert und es spielt hier keine Rolle, ob es ein größer budgetierter Kinofilm ist oder ein kleiner Videothekenreißer.

Dabei sollte es aber nicht bleiben, mittlerweile hat Mr. Lundgren bei 6 Filmen als Regisseur gewirkt, nicht alle waren so gut, aber er hat den Gesamtschnitt des sonstigen Direct-To-DVD-Auswurfs gewaltig nach oben gedrückt und auch für andere Filme eine Benchmark aufgestellt. Er hat zum Beispiel eine Art Remake von "Pale Rider" von Clint Eastwood gedreht - "Missionary Man", mit einem Clou, der Film spielt in der Gegenwart und in einem fast nur von Indianern besiedelten Städtchen. Auch hier zeigt er wieder in kleinen Andeutungen, das Elend der heutigen Indianer, sie sind Alkoholiker und sie werden von den "Weißen" über den Tisch gezogen mit Casinolizenzen. Der Film taugt, soviel muß man dann doch eingestehen, aber nur bedingt als Milieustudie über das Leben der Indianer im heutigen Amerika, da nach der ersten Hälfte eine Rockerbande auftaucht, mit der er noch eine Rechnung offen hat. Er funktioniert aber in sich, als Film von einem Regisseur, der einfach nur den Film gedreht hat, den er drehen wollte. Dazu kommt noch die stimmige Farbgebung und der günstige Preis der DVD, man sollte sie mittlerweile für unter 10 Euro bekommen.

Aktuell hat er wieder einen Film gedreht, der auch wieder ein bisschen nach Remake klingt, um es mal positiv auszudrücken, aber besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht. Dort spielt er einen ehemaligen Agenten, der noch mal ran muss. Mehr war über die Handung nicht zu erfahren, da der Film noch nicht veröffentlicht wurde.

Als Schauspieler ist er im aktuellen Universal Soldier als Kurzzeit-Antagonist von Jean Claude van Damme zu sehen, der anscheinend auch wieder von den Toten auferstanden ist. Er wird sogar wieder mal im Kino in einer größeren Rolle zu sehen sein, neben Sylvester Stallone, Jet Li, Jason Statham, Bruce Willis und laut IMDB sogar Arnold Schwarzenegger. Der Film heisst "The Expendables" und wird bei uns im Herbst zu sehen sein. Stallone hat hier Regie geführt, was alles und nichts heissen kann. Der Film selbst handelt von einer Söldnertruppe, die in Südamerika aufräumt. Mal schauen, wie reaktionär das Ganze wird. Es geht gegen einen fiktiven Diktator der über 20 Jahre lang schon an der Macht ist. Also Pinochet wirds nicht sein, da der Filmdiktator amerikanische Geiseln umgebracht hat. Am Rande soll nicht unerwähnt sein, dass die kürzlich verstorbene Brittany Murphy hier einen ihrer letzten Auftritte hat.

Also ruhig mal nach Lundgren die Augen offen halten, der ist einer von den Guten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

bkhdk

Ich finde es wird von Tag zu Tag schlimmer...

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden